Berghausen. 100-Jahr-Feier in Berghausen: Statt Reden stehen Dialoge in der „Guten Stube“ bei den Sportfreunden Edertal im Vordergrund.

Große Festakte zu Vereinsjubiläen können schnell eine zähe, langweilige Sache werden. Wie ein Festkommers in Kurzweil geht, machten die Sportfreunde Edertal jetzt bei ihrer Feier zum 100-jährigen Vereinsbestehen vor. Los ging’s mit gesungenen Liedern („Bub vom Edertal“, „Am Sportplatz steht ein kleines Haus“), was für den Verein, der das Singen quasi in seiner DNA verankert hat, natürlich naheliegend war.

Der Gesantverein eröffnet den Festkommers der Sportfreunde Edertal.
Der Gesantverein eröffnet den Festkommers der Sportfreunde Edertal. © Florian Runte

Ein gelungener Kniff war dabei die Idee, den Ort der Ausgelassenheit, den es auf den Sportplätzen in Berghausen und Raumland in doppelter und optisch teilweise identischer Form gibt, kurzerhand auch in die Fest- und Kulturhalle zu transportieren. Das liebevoll mit Theke, Pokalen und Devotionalien nachgebaute „Casino“ war kurzerhand auf der Bühne aufgebaut worden – samt Glaskorb mit der Aufschrift „½ Meter Bier“. Und: Statt Reden standen Dialoge im Vordergrund. Moderator Tobias Beitzel ließ in einer Reihe von Talk-Runden Ortsvorsteher und Vertreter der Politik, die früheren Vorsitzenden, verdiente Fußballer sowie Abteilungs- und Übungsleiter der weiteren Vereinssparten ins Gespräch kommen. Ganz ohne eröffnende Grußworte ging es aber nicht.

Norbert Dickel, Schirmherr des Vereinsjubiläums, übermittelt Glückwünsche im Namen von Borussia Dortmund.
Norbert Dickel, Schirmherr des Vereinsjubiläums, übermittelt Glückwünsche im Namen von Borussia Dortmund. © Florian Runte

Schirmherr Norbert Dickel, der das Fußball-ABC in Berghausen lernte und seit 29 Jahren BVB-Stadionsprecher ist, überbrachte „Herzliche Glückwünsche im Namen von Borussia Dortmund“. Dickel („Ich wehre mich seit 40 Jahren dagegen, als Siegerländer bezeichnet zu werden“) erhielt im Gegenzug das Vertragsdokument zu seinem Wechsel zu den Sportfreunden Siegen – für 5000 Deutsche Mark und ein Testspiel, das die Sportfreunde in Wittgenstein absolvierten, ließen die Sportfreunde ihren besten Torjäger damals ziehen.

Eine unerhörte Sache

Aus der Reihe der Grußworte stach auch Vize-Landrätin Ulla Belz mit einigen bemerkenswerten Feststellungen heraus. „Die jungen Leute bei euch spielen und konsumieren nicht nur, sie gestalten auch“, sagte sie mit Blick auf den fast durchgängig mit der Altersklasse „U40“ besetzten Vorstandstisch: „Ich hoffe, dass ihr das bewahren könnt.“ Die Fusion im Jahr 1975 sei damals gefühlt eine unerhörte Sache gewesen. „Das war zukunftsweisend, denn eigentlich machte man das in dieser Zeit nicht“, sagte Belz mit Blick auf Ängste vor Identitätsverlusten, die aber kaum eintraten.

Volles Haus in der Fest- und Kulturhalle – unser Foto zeigt nur zwei der fünf Sitzreihen in Berghausen.
Volles Haus in der Fest- und Kulturhalle – unser Foto zeigt nur zwei der fünf Sitzreihen in Berghausen. © Florian Runte

„Das mit der Zusammengehörigkeit war nicht gleich hundertprozentig, aber man hat auf allen Ebenen versucht, den Verein zu entwickeln“, blickte Richard Feige in der „Elefantenrunde“ mit den bisherigen Vorsitzenden auf seine Ägide zurück: „Ich war damals 32 Jahre alt und hatte den Vorteil, dass ich nicht alle Macken der Älteren übernommen habe. Sportlich waren wir damals mit der ersten Mannschaft in der Bezirksliga, mit der zweiten in der A-Liga, mit der dritten in der B-Liga. Das war ein großer Erfolg.“

Christian Knebel hatte in einer seiner beiden Amtszeiten hingegen eine fußballerische Talsohle erlebt und schilderte, wie eine solche zu meistern ist: „Man kann dann nur appellieren, muss mit den Trainern sprechen, mit den Spielführern und den Spielern, um den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen.“

Anlagen, an denen das Herz hängt

Aktuell zeigt die Langzeit-Fieberkurve wieder nach oben, wenngleich der aktuelle Vorsitzende Maximilian Schmeck betont, dass sich die Vereins- und Vorstandsarbeit nicht nur am Erfolg des Fußballteams orientiere. „Aufgabe des Vorsitzenden ist auch, ab und zu beim Gymnastikschwimmen vorbeizuschauen – und dann auch mitzumachen“, sagt Schmeck. „Was die anderen Abteilungen neben dem Fußball machen, ist wichtig und darauf kann der Verein stolz sein.“

Auch die Übungsleiter der Nicht-Fußball-Gruppen, hier miteinander im Gespräch, prägen das Vereinsleben der Sportfreunde Edertal.
Auch die Übungsleiter der Nicht-Fußball-Gruppen, hier miteinander im Gespräch, prägen das Vereinsleben der Sportfreunde Edertal. © Florian Runte | Florian Runte

Stolz sind die Raumländer und Berghäuser auch darauf, wie sie in den vergangenen zehn Jahren die beiden Sportplätze – weitgehend in Eigenleistung – auf Vordermann gebracht haben. „Ich war ja sehr skeptisch, was den Ausbau des Sportplatzes in Berghausen angeht“, räumte Gerd Schöneborn in der Vorsitzenden-Talkrunde ein. „Jetzt haben wir mit dem Platz in Raumland gleich zwei Sportstätten, die ihresgleichen suchen, für die wir dem Vorstand und vor allem dem Bautrupp danken müssen. Da sieht man den Unterschied zwischen einer städtischen Anlage und einer Sache, an der das Herz von Mitgliedern hängt.“