Rückershausen. Im Skisprung-Training fliegt die Nordische Kombiniererin des SC Rückershausen weiter denn je, dennoch sind die Erwartungen aktuell gedämpft.

Emily Schneider zählt zu den Schülern, die voller Vorfreude auf den Beginn des neuen Schuljahres am morgigen Mittwoch blicken. Heute kehrt die Sportlerin aus Rückershausen ans Sportinternat in Winterberg zurück – und damit auch zu ihrer Sportgruppe in der Nordischen Kombination, die zu einer eingeschworenen Gruppe gewachsen ist. „Ich freue mich auf die Gemeinschaft am Internat und auf das Training. Dort gibt jeder alles“, sagt die 18-Jährige, die den Zuspruch ihrer Trainingsgruppe mehr denn je gebrauchen kann.

Nach durchwachsenen Leistungen im vergangenen Winter hat die Sportlerin des SC Rückershausen ihren Platz im Bundeskader des Deutschen Skiverbandes eingebüßt, was die Vorbereitung auf die neue Saison schwierig gestaltet.

Unter anderem entfällt die Unterstützung mit Material, Sportgeräte und -bekleidung muss Schneider nun wieder selbst beschaffen. „Ein maßgeschneiderter Anzug fürs Skispringen kostet beim Fachhändler 400 Euro“, nennt sie ein Beispiel. Ski stellt ihr der Verein zur Verfügung, der aber nicht das neueste Material anbieten kann. „Die Modelle sind zehn Jahre alt und etwas schmaler als die neue Generation. Das heißt, dass andere Springer etwas mehr Tragfläche haben“, ordnet Trainer Thomas Wunderlich die Sache ein: „Und auch die Spannung in den Ski lässt über die Jahre nach.“

St.-Georg-Schanze ist gesperrt

Noch problematischer sind die ausbleibenden Einladungen zu Lehrgängen des Deutschen Skiverbandes, in denen unter Anleitung der Bundestrainer an diversen Orten trainiert wird. Für Schneider wären diese Trainingslager aktuell doppelt wichtig, weil mit der St.-Georg-Schanze in Winterberg die einzige für sie sinnvolle Trainingsschanze in der Region gesperrt ist – Sprünge auf den Schülerschanzen, etwa in Rückershausen, bringen ihr als Vorbereitung für die Wettkämpfe auf Normal- und Großschanzen herzlich wenig.

Nur 16 Sprung-Trainingseinheiten im Rahmen von Landesverbands-Trainingslagern hat Schneider seit April absolviert, mehr als das doppelte hätte es eigentlich sein sollen. Gegenüber Marie Nähring vom SK Winterberg, im Team des Westdeutschen Skiverbandes eine Alltags-Trainingspartnerin, habe sie schon etwas an Boden verloren – die Winterbergerin zählt in dieser Saison zum Bundeskader. „Beim Springen bin ich trotzdem ganz gut dabei“, freut sich Schneider, die zuletzt in Planica und Oberhof ihre ersten Sprünge auf Großschanzen absolviert hat – bis zu 110 Meter weit ging es dabei für die Wittgensteinerin.

„Das ist unglaublich, das kann man nicht beschreiben. Man fliegt einfach“, schwärmt Schneider. „Als Kind wollte ich immer fliegen, ich denke, so kommt man dem am Nächsten.“ Die 120-Meter-Schanzen eigneten sich gut, um die Technik in der Flugphase zu üben, erklärt Schneider, weshalb sie nun auf den „Ungetümen“ trainiert. Zudem sieht sie die Sache perspektivisch: „Kombinationswettkämpfe auf der Großschanze sind bei den Frauen im Kommen. Das könnte schon dieses Jahr der Fall sein, aber auch nächstes Jahr.“

Erste Wettkämpfe im September

Mehr im Fokus als der Skisprung steht bei ihr aktuell die Arbeit beim Ausdauertraining, denn in der Teildisziplin Skilanglauf haperte es nach einer Kette von Trainingsausfällen im vergangenen Winter. Ärgerlich: In den ersten Monaten biss sich Schneider durch hartes Grundlagentraining und spürte die Fortschritte, doch zuletzt warf sie ein Virusinfekt („Kein Corona“) wieder weit zurück.

Aktuell fühlt sich Schneider zwar wieder gut, im Hinblick auf die Herbst-Wettkämpfe im Deutschlandpokal sowie im Alpencup, die im September in Berchtesgaden, Oberwiesenthal und Tschagguns stattfinden, sind die Erwartungen aber nicht allzu hoch – zählt man alle Faktoren zusammen, ist es gefühlt so, als ginge sie dort mit einem 0:3-Rückstand auf den Platz.

Erfolge trotz widriger Umstände machen indes doppelte Freude, und dafür trainiert Schneider weiterhin jeden Tag hart. Auch mit Blick auf ihre Trainingsgruppe sagt die Rückershäuserin: „Unsere Mannschaft ist nicht so schlecht aufgestellt. Es kann ziemlich viel gehen.“