Weidenhausen. Der erste Sportplatz des FC Weidenhausen war eine Wiese an der B480 und kostete 75 DM Pacht pro Jahr. Auch die Royal Air Force war hier zu Gast.

Der FC Weidenhausen gehört zu den jüngeren Vereinen im Wittgenstein und könnte in diesem Jahr gleich zweimal Geburtstag feiern: Den fünfzigsten oder den sechzigsten. Letzteres ist der Fall: Der FC hat sich entschieden, 1961 als Gründungsdatum anzusehen. Denn der erste Versuch, den Fußball in Weidenhausen heimisch zu machen, dauerte nur ein Jahr, weil die langen Anfahrten ins Siegerland zu kompliziert waren.

Der öffentliche Nahverkehr war in der Nachkriegszeit deutlich schlechter ausgebaut als heute, Autos gab es kaum und die Anreise mit dem Fahrrad war zu mühsam. Und nachdem ihr wichtigster Mann bei einem Auswärtsspiel einen komplizierten Beinbruch erlitt, hatten die Weidenhäuser erst einmal die Nase voll vom Fußball.

Eine schiefe Ebene: Der frühere Weidenhäuser Platz an der Straße nach Leimstruth im heutigen Zustand.
Eine schiefe Ebene: Der frühere Weidenhäuser Platz an der Straße nach Leimstruth im heutigen Zustand. © Unbekannt | Wolfgang Leipold

Der zweite Versuch 10 Jahre später war auch nicht frei von Komplikationen, vor allem, weil man keinen Sportplatz hatte. Alle Bauern des Ortes betrieben Landwirtschaft und wollten ihre Wiesen nicht hergeben. Schon gar nicht für Fußball.

Doch einer hatte ein Einsehen, zumal sein Sohn vom Fußballvirus infiziert war: Hermann Richstein stellte 6000 qm einer Weidefläche der Feldmark „Auf dem Boden“, an der B 62 in Richtung Leimstruth gelegen, für die Spiele des FC Weidenhausen zur Verfügung. Für den Verein war es ein echtes Schnäppchen: Der Vertrag mit einer Laufzeit von 10 Jahren sah eine jährliche Pachtzins von 75 DM vor. Der Platz war allerdings zu einer Seite hin ziemlich abschüssig.

Gewöhnungsbedürftige Schräglage

Heinrich Imhof, Chronist des Weidenhausener Fußballs: „Von unserem kleingewachsenen Rechtsaußen sah man manchmal nur den Oberkörper. So schräg war das Spielfeld“. Das Eröffnungsspiel jedoch wurde verschoben: Erst musste noch Heu gemacht werden. So fand das erste Spiel des FC Weidenhausen nach der Neugründung auswärts beim TuS Alchen statt, von zahlreichen erwartungsfrohen Schlachtenbummlern begleitet, die mit einem bis auf den letzten Platz gefüllten Bus ins Siegerland reisten. Heinrich Imhof: „Das halbe Dorf war leer.“ Die Rückfahrt soll sich allerdings ziemlich still gestaltet haben. Der FCW hatte 4:8 verloren.

Heinrich Imhof kann sich noch gut an die Geschehnisse auf dem Fußballplatz in Weidenhausen erinnern. In seinem Archiv hat er noch viele Fotos und Texte aus den Anfangsjahren des FC Weidenhausen.
Heinrich Imhof kann sich noch gut an die Geschehnisse auf dem Fußballplatz in Weidenhausen erinnern. In seinem Archiv hat er noch viele Fotos und Texte aus den Anfangsjahren des FC Weidenhausen. © Unbekannt | Wolfgang Leipold

Doch für die nächsten Jahre erwies sich die Schräglage des Weidenhausener Spielfeldes für jeden Gegner als ziemlich gewöhnungsbedürftig. Kein Gast trat auf dem abfallenden Wiesenplatz gerne an und der FC nutzte diesen Heimvorteil geschickt: Die Mannschaft spielte nach einigen Aufstiegen zeitweise sogar in der Kreisliga B.

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Eine besondere Freundschaft entwickelte sich zu Rot-Weiß Lüdenscheid, damals eine südwestfälische Spitzenmannschaft, die 1976/77 in die 2. Bundesliga aufstieg. Die Lüdenscheider waren mehrmals zu Freundschaftsspielen in Weidenhausen und einmal spielten die Wittgensteiner sogar im dortigen Nattenbergstadion unter Flutlicht.

Der unbestrittene Höhepunkt der Geschichte dieses ungewöhnlichen Spielfeldes an der B 62 hatte sogar internationales Flair. „Soma Brasil“, eine brasilianische Mannschaft, trat in Weidenhausen an. Dass die südamerikanischen Ballkünstler 7:1 gewannen, tat der Freude und der Gastfreundlichkeit des FC Weidenhausen keinen Abbruch.

Auch die Royal Air Force ist zu Gast

In guter Erinnerung sind auch zwei andere internationale Freundschaftsspiele gegen Auswahlmannschaften der „Royal Air Force“, die im Rahmen eines NATO-Manövers in Südwestfalen weilten.

Im Jahr 1980 endete die Geschichte des Sportplatzes „Auf dem Boden“. Der neue Platz in der Schlenke war fertig und zwei Jahre später auch das Sportheim, das den Mannschaften auch Umkleiden bietet. Und das alte Spielgelände ist wieder das, was es früher einmal war: Eine Kuhweide.