Kaiserau. Als Tim Treude kurz vor Ende ausgewechselt wird, erlebt er bange Minuten, aber „ein Karriere-Highlight“. Im DFB-Pokal kommen zwei Gegner in Frage
Nach diesem Triumph gab es bei den Spielern des RSV Meinerzhagen kein Halten mehr: Bei der Übergabe des Westfalenpokals nach dem 2:0 (1:0)-Sieg gegen SV Schermbeck wichen erst die zunächst pflichtbewusst aufgesetzten Mund-Nasen-Masken, dann bekam FLVW-Präsident einige Bierspritzer auf den feinen, schwarzen Anzug, ehe Kapitän Julian Jakobs die silberne Trophäe in die Höhe stemmte.
Mittendrin und einer der ersten Spieler, der sich den Pokal für ein Foto schnappte, war der aus Wingeshausen stammende Tim Treude, der im defensiven Mittelfeld ein gutes Finale gespielt hatte. Ob es an seinem Fehlen lag, sei dahingestellt: Als der Wittgensteiner in der 79. Minute für ein taktisches Foul die Gelbe Karte sah und ausgewechselt wurde, war die vorherige defensive Stabilität bei Meinerzhagen schlagartig dahin.
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Schermbeck hatte in seiner Schlussoffensive Pech mit einem nicht gegebenen Elfmeter, zwei Lattentreffern und weiteren vergebenen Chancen, ehe Musa Mankay Sesay (90.+5) den Ball zum 2:0-Endstand für Meinerzhagen ins leere Tor schob, weil Schermbecks Torwart Cedric Drobe mit nach vorne gestürmt war. Nik Kunkel brachte den RSV mit einem umstrittenen Foulelfmeter auf die Siegerstraße (45.+1).
„Es war sehr zerfahren und kein gutes Spiel von uns“, fand Treude. „Am Ende war es glücklich. Aber wir haben gewonnen – und im Finale kommt es nicht auf Dominanz, sondern auf das Ergebnis an.“ Bemerkenswert: Auf dem Weg ins Endspiel hatte der RSV Meinerzhagen gleich drei Regionalligisten aus dem Wettbewerb gekegelt.
Auf welchen Gegner die „märkischen“ Sauerländer nun in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals (11. bis 14. September) treffen, ist noch offen. Grund dafür ist, dass der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) zwei Teilnehmer am DFB-Pokal stellen darf und die jeweiligen Gegner noch ausgelost werden müssen.
Klar ist aber schon: Meinerzhagen bekommt es als Landespokalsieger entweder mit Bundesliga-Absteiger SC Paderborn 07 oder Zweitligist SpVgg Greuther Fürth zu tun. Der zweite Westfalen-Vertreter im DFB-Pokal wird am Dienstagabend in einem Entscheidungsspiel zwischen dem SV Rödinghausen als dem besten westfälischen Regionalligisten und dem Ersten der Oberliga Westfalen, dem SC Wiedenbrück, ausgespielt.
Ohne Zuschauer „fader Beigeschmack“
„Ohne Zuschauer ist es mit einem faden Beigeschmack, es wäre für einen kleinen Verein für uns etwas ganz Besonderes, dieses Spiel unter normalen Bedingungen bestreiten zu dürfen“, blickt Treude voraus. Und welches Los wäre ihm lieber? „Vom örtlichen Bezug her wäre Paderborn schöner, aber die Vereine tun sich nicht viel. Beides sind nicht unbedingt Traumlose, dennoch sind unsere Chancen gering“, sagt Treude: „Aber vielleicht schaffen wir es, die Partie lange offen zu halten.“
Für Tim Treude könnte es nach 2015, als er 22 Minuten mit dem TuS Erndtebrück gegen Darmstadt 98 spielte, nun den ersten „vollen“ Einsatz im DFB-Pokal geben. Nach der Oberliga-Meisterschaft mit dem TuS Erndtebrück 2017, dem Sieg im Niederrhein-Pokal 2015 mit Rot-Weiss Essen und der Regionalliga-Meisterschaft mit Borussia Dortmund II in der Saison 2011/2012 ist der Westfalenpokal-Sieg für den 30-Jährigen der vierte überkreislich bedeutende Titel im Seniorenfußball. Treude: „Die Meisterschaft mit Dortmund war natürlich herausragend, aber gerade mit diesem Turnierbaum ist auch dieser Pokalsieg etwas ganz Besonderes. In meiner persönlichen Laufbahn ist es ein ganz großes Highlight.“