Die Ferndorfer Zweitliga-Handballer können auch anders. Das bewiesen sie beim Kennenlern- und Event-Wochenende im Kreis Olpe.

Heggen/Ferndorf. Robert Andersson begnügt sich an diesem Nachmittag mit der Zuschauerrolle. Der neue Cheftrainer des Handball-Zweitligisten TuS Ferndorf beobachtet mit Co-Trainer Alex Orlov schmunzelnd die Kletterübungen seiner Spieler in der Blox-Boulderhalle im Gewerbegebiet Wiethfeld.

Hat seine neue Mannschaft beim Team-Wochenende im Kreis Olpe kennengelernt: Trainer Robert Andersson.
Hat seine neue Mannschaft beim Team-Wochenende im Kreis Olpe kennengelernt: Trainer Robert Andersson. © martin droste

Seit gut einer Woche ist der ehemalige schwedische Nationalspieler und zweifache Silbermedaillengewinner bei Olympischen Spielen mit seiner neuen Mannschaft zusammen. Der Ausflug in die Kletterhalle zwischen Attendorn und Heggen gehört wenige Tage nach dem offiziellen Trainingsstart des südwestfälischen Traditionsklubs zum Team-Event im Kreis Olpe.

Corona ist ein zentrales Thema

„Wir wollen uns besser kennenlernen und ein bisschen Spaß haben“, sagt Robert Andersson, der in seiner schwedischen Heimat zuletzt den Erstligisten HIF Karlskrona trainiert hat. Das Sauerland ist für den 50-jährigen ehemaligen Rückraumspieler mit 139 Länderspielen für Schweden noch Neuland. Nordrhein-Westfalen kennt Robert Andersson schon ein „bisschen besser“, schließlich hat der zweifache Europameister in der 1. Bundesliga unter anderem für den TSV Bayer Dormagen und OSC Rheinhausen gespielt.

Das Thema „Corona“ beschäftigt auch den neuen Trainer des TuS Ferndorf. „Bei uns in Südschweden, wo ich herkomme, gibt es kaum Fälle“, berichtet der ehemalige Weltklassespieler mit dem Gardemaß von 1,91 Meter.

Hoffen auf „einige Zuschauer“

Zwei Tage vor dem offiziellen Trainingsauftakt des Zweitligisten wurden die Mannschaft und der komplette Trainer- und Betreuerstab im Arbeitsmedizinischen Zentrum Siegerland getestet. Alle Tests fielen negativ aus. Weitere werden folgen. Anfang Oktober soll die neue Saison in der 2. Liga starten, für den TuS mit einem Auswärtsspiel beim Aufsteiger TV Großwallstadt.

Sport und Grillen

Das Team-Wochenende begann am Samstag mit einigen Schlägen auf der Driving Range (Übungsplatz) des Golfplatzes Repetal. Danach ging es zum Klettern in die Blox-Boulderhalle bei Heggen.

Abends wurde im Tennisheim des TC Helden-Repetal gegrillt.

Untergebracht waren Trainer Robert Andersson, sein Stab und die Spieler in der Pension Jürgens in Niederhelden.

Abschließender Programmpunkt war Stand-Up-Paddling in der Waldenburger Bucht auf dem Biggesee.

„Keiner kann soweit voraussehen“, weiß auch Robert Andersson nicht, wie sich die Corona-Pandemie bis dahin entwickelt. Aber der erfahrene Trainer ist froh, nach der langen Pause wieder trainieren und demnächst wohl auch spielen zu können. „Hoffentlich mit einigen Zuschauern.“ Testspiele sind unter anderem gegen Wetzlar, Hüttenberg und Gummersbach geplant.

Standup-Paddling in der Waldenburger Bucht auf dem Biggesee war für die Handballer ein besonderer Spaß.
Standup-Paddling in der Waldenburger Bucht auf dem Biggesee war für die Handballer ein besonderer Spaß. © privat

Zwar kann im Moment niemand absehen, ob und vor wie vielen Zuschauern der TuS Ferndorf in der heimischen „Festung Stählerwiese“ wieder antreten kann. Trotzdem wird die Dreifachhalle des Schulzentrums in Kreuztal derzeit „auf links gedreht“, berichtet Teammanager Michael Becker. Die Heimstätte des Zweitligisten wird grundlegend saniert und entsteht eine neue Sitzplatztribüne mit mehr als 300 Plätzen. Deshalb trainieren die TuS-Handballer in der Halle 2.

Einer, der sich beim TuS Ferndorf bestens auskennt, ist Alex Orlov. Der Weißrusse geht beim Zweitligisten in die vierte Saison als Co-Trainer und hat bei den Siegerländern erfolgreich als Jugendcoach gearbeitet. „Wir haben am Mittwoch mit der Saisonvorbereitung angefangen“, erzählt Alex Orlov in der Blox-Boulderhalle. Nach zwei weiteren Trainingseinheiten und einem Teamabend ging es zum Kennenlern-Wochenende in den Nachbarkreis Olpe.

Der Trainer schaut lieber nur zu

Die Kletterversuche im Gewerbegebiet Wiehtfeld überlassen Alex Orlov und sein neuer Cheftrainer Robert Andersson an diesem Nachmittag ihren Spielern. Die haben nach einer kurzen Einweisung von Hallenbesitzer Clemens Weiel sichtlich Spaß an der sportlichen Abwechslung , zumal mögliche Abstürze aus gar nicht so großer Höhe unten auf dem Boden weich abgefedert werden. Auch Patrick Weber bleibt in der Zuschauerrolle. Nach einer Bandscheibenoperation kommt das Klettern für den Rückraumspieler mit der gewaltigen rechten „Klebe“ noch zu früh. Die drei Neuzugänge Torben Matzken, Lukáš Péchy und Josip Eres sind aber dabei.

Na, das sieht doch gar nicht schlecht aus: Patrick Weber beim Abschlag auf der Driving Range.
Na, das sieht doch gar nicht schlecht aus: Patrick Weber beim Abschlag auf der Driving Range. © privat

Robert Andersson will diese Wochen nutzen, um seine neuen Spieler kennenzulernen. Das Teamevent-Wochenende im Kreis Olpe bildete dafür eine gute Grundlage. „Wir wollen die Mannschaft stabilisieren und in der 2. Liga etablieren“, lautet ein erstes vorsichtiges Saisonziel des Skandinaviers. Über allem schwebt die Corona-Pandemie. „Handball ist Sport mit Kontakt und Nähe“, betont der 50-Jährige.