Siegerland. Seit ihrer Einführung 2016 sorgt die „7- gegen 6-Regel“ für Diskussionsstoff. Wir haben die heimischen Trainer nach dieser Regel befragt.
Regeländerungen sind im Sport an der Tagesordnung. Im Handball sorgt eine Regel seit ihrer Einführung 2016 aber für stetige Diskussionen. Die „7- gegen 6-Regel“ hat dazu geführt, dass der Torwart durch einen Feldspieler ersetzt werden kann. Des Öfteren war seitdem zu sehen, dass Mannschaften den Ball ins leere Tor beförderten, weil der Torwart nicht in seinem Gehäuse stand. Wie sehen die heimischen Vereine und vor allem die Trainer diese Regel? Wir haben uns mal umgehört.
Michael Feldmann (TuS Ferndorf II)
Der Trainer der Ferndorfer Youngster ist hinsichtlich der oben beschriebenen Regel zwiegespalten: „Auf der einen Seite bietet die Regel aus Trainersicht mehr taktische Möglichkeiten, vor allem wenn man im eigenen Angriff limitiert ist. Andererseits wird dadurch die Dynamik aus dem 6 gegen 6 komplett rausgenommen.“ Als weiteren Punkt führt Michael Feldmann auf, dass man dazu gezwungen wird, mehr zu reagieren als zu agieren. „Nach Abwägung aller Punkte halte ich den Eingriff in die Spielidee für zu enorm. Ich kann aber auch damit leben, wenn diese Regel bestehen bleibt“, so Feldmann abschließend.
Alen Sijaric (VTV Freier Grund)
Der Trainer des Bezirksligaaufsteigers hat eine ganz klare Meinung: „Ich würde es sofort unterschreiben, wenn diese Regel wieder abgeschafft wird. Dynamik und Spielfluss leiden einfach extrem darunter. Das Tempo wird zu großen Teilen verschleppt. Dazu kommt, dass auch Zeitstrafen einfach nicht mehr die Gewichtung haben, die sie mal hatten. Demnach sind Zeitstrafen eben kaum noch wirkliche Bestrafungen.“
Karl Bäumner (TSG Siegen)
Regeländerung erst ab 2022 möglich
Auch Siegtals Trainer Daniel Friesenhagen kann die Argumentation der Bundesliga-Trainer verstehen: „Auf unserer Ebene fällt das nicht groß ins Gewicht, aber auf der Profiebene hat es den Sport schon verändert.“
Der nächstmögliche Termin für die Regelabschaffung ist vermutlich im Sommer 2022. Erst dann kann der Internationale Handballverband (IHF) die offiziellen Spielregelungen für die dann folgende Spielzeit anpassen.
Der Trainer der TSG Siegen wiegt die Regel auf zwei unterschiedlichen Ebenen ab: „Man muss diese Regel etwas differenzierter betrachten. In unserem Bereich wird dieser Kniff ja recht selten genutzt, deswegen finde ich, überwiegt da der taktischen Nutzen, den eine Mannschaft daraus ziehen kann.“ Für den Profibereich hat Karl Bäumner eine andere Sichtweise: „Hier finde ich, verlangsamt sich das Spiel, vor allem dann, wenn wirklich 7 gegen 6 gespielt wird. Da dort auch immer die gleichen Spieler die Entscheidung treffen, wird es mitunter langweilig.“ Dazu bringt Bäumner noch ein, dass diese Regel ihren eigentlichen Zweck nicht erfüllt: „Diese Regel wurde mal eingeführt, um die Spieler mehr zu schützen. Das tut sie nun wirklich nicht.“
Philipp Schürhoff (TVE Netphen)
Philipp Schürhoff sieht in der Regel einen taktischen Nutzen: „Wenn alle aus der Mannschaft wissen, was zu tun ist, dass kann man mit diesem Mittel erfolgreich sein. Aber es ist eben auch trainingsintensiv. Grundsätzlich bin ich kein Freund von der Regel, aber mit den Netphener Damen haben wir öfter Gebrauch davon gemacht, weil wir im Positionsspiel schon etwas limitiert waren.“ Schürhoff blickt auch mit der Schiedsrichterbrille auf diese Regel: „Als Schiedsrichter muss man etwas aufpassen beim Wurf auf das leere Tor, weil eine Verhinderung einen Siebenmeter-Wurf zur Folge hat. Ansonsten ist diese Regel für Schiedsrichter recht entspannt.“
Frank Wodrazka (HTV Littfeld/Eichen)
Der Coach des A-Liga Aufsteigers ist selbst mit der Regel noch nicht in Berührung gekommen: „In unseren Spielklassen habe ich noch keine Mannschaft gesehen, die diese Regel angewendet hat. Sie ist auch wirklich schwer umsetzbar, da von den Spielern gerade in taktischer Sicht viel verlangt wird.“ Im Profibereich sieht Wodrazka ebenfalls einen Attraktivitätsverlust durch diese Regel, weil das Spiel langsamer geworden ist.