Erndtebrück. In der Oberliga ist eine 13:8-Mehrheit für eine Saison im „normalen“ Modus. Der TuS Erndtebrück steht in jeder Hinsicht vor einer Mammutaufgabe.
Was zu befürchten war, ist für den TuS Erndtebrück jetzt Realität: In der Fußball-Oberliga, durch Corona und Rückzüge aus der Regionalliga auf 21 Teams aufgebläht, wird in der neuen Saison ganz „normal“ mit Hin- und Rückrunde gespielt. 42 Spieltage sowie 40 zu absolvierende Partien je Team sind die Folge– einmal je Halbserie hat jede Mannschaft spielfrei.
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Nachdem schon das Modell einer Aufsplittung der Oberliga in je eine Elfer- und Zehnerstaffel von der Mehrheit der Vereine abgelehnt wurde, fand auch die Idee einer Teilung in zwei Playoff-Gruppen (um Auf- und Abstieg) nach der Hinrunde keine Zustimmung: 13:8 lautete das Votum für eine regulär gespielt Saison. Die Erndtebrücker, die sich im Vorfeld klar für die „kleine“ Variante mit einer Teilung ausgesprochen hatten, nehmen es sportlich.
„Wenn 13 Mannschaften sagen, sie wollen eingleisig spielen, dann ist es eben so. Wir müssen es so akzeptieren. Jetzt wird es eine organisatorische Mammutaufgabe“, sagt Michael Müller, der die Hauptlast bei der Kaderplanung trug und dem Vorstand – auf dessen Bitte – auch ohne offizielles Amt weiterhin beratend zur Seite stehen wird.
Sieben Englische Wochen allein in der Liga
Nicht nur organisatorisch steht eine hohe Belastung bevor, sondern auch mental und vor allem physisch. Englische Wochen sind von vornherein eingeplant: Drei im September und Oktober, vier weitere im März und April. Pokal- und mögliche Nachholspiele sind dabei wohlgemerkt noch nicht eingerechnet. Im Kreispokal „drohen“ dem TuS inklusive der Spiele aus der Vorsaison acht weitere Partien. Hinzukommen soll der Westfalenpokal.
Rahmenterminplan- Saison endet am 20. Juni
Der FLVW hat am Montag den Rahmenterminkalender der Saison 2020/21 veröffentlicht. Am 6. September geht es für alle Männer-Staffeln ab 15 Teams los. Vor Weihnachten wird jeweils bis zum 20. Dezember durchgespielt, auch das Saisonende ist für alle gleich: am 20. Juni.
Unterschiedlich ist die Länge der Winterpause: Oberligist TuS Erndtebrück (22er Schlüssel) muss am 31. Januar schon wieder ran. Landesligist VfL Bad Berleburg sowie die Bezirksligisten SF Birkelbach und Erndtebrück II machen in einer Liga mit 16er-Schlüssel am 28. Februar weiter.
Für die Frauenteams geht’s am 20. September los: Regionalligist SF Siegen und Bezirksligist SV Schameder spielen jeweils in einer 14er-Gruppe. Es ist davon auszugehen, dass sich die Frauen-Kreisliga (14 Teams) dem Terminplan des Landesverbandes anschließt. In die Winterpause geht es am 13. Dezember, weiter geht es dann am 7. März. Das Saisonende ist am 20. Juni.
Die Winterpause (siehe Info-Kasten) schrumpft auf sechs Wochen. „Nach Silvester kannst du eigentlich gleich wieder loslegen“, stellt Michael Müller fest, der Trainer Stefan Trevisi um seine Aufgabe nicht beneidet. „Die Belastungssteuerung wird in dieser Saison die große Kunst sein. Die Jungs werden zwischendurch Luft holen müssen.“
Die Spieler nicht zu verheizen fällt naturgemäß umso leichter, je mehr Spieler ein Kader umfasst und je geringer das Leistungsgefälle ist. In diesem Zusammenhang ist ungünstig, dass die Erndtebrück den in der abgelaufenen Saison zu groß geplanten Kader gerade erst reduziert hat – nun könnten die Wittgensteiner schon eher die Kadermasse des Vorjahres gebrauchen. „Eigentlich sind wir ja dabei, die Kosten zu senken“, nennt Müller das Dilemma: „Und wir haben es auch gemacht.“
Aktuell sind 21 Kärtchen in der Spielerpassmappe, nachgedacht wird noch über einen dritten Torwart. Abgesehen davon werden zwei weitere Pässe hinzu kommen. Die Japaner Chihiro Inada und Ken Ken Sugawara haben Trainer Stefan Trevisi überzeugt – und angesichts der bevorstehenden Belastungen ist nun auch die Verpflichtung nur noch Formsache, wie Müller durchblicken ließ. Unterschrieben ist noch nichts, in Siegen oder Erndtebrück will sich der Verein aber nun nach einer Wohnung für die beiden Asiaten umsehen.
Einer kommt aus Luxemburg, der andere vom Niederrhein
Inada (19) spielte zuletzt beim luxemburgischen Zweitligisten Union Mertert-Wasserbillig und ist ein Mann für das Mittelfeldzentrum. Sugawara (22) schoss für den VSF Amern in der Vorsaison 16 Tore in 22 Spielen der Niederrhein-Landesliga.
Der Außenangreifer hatte eigentlich schon beim rheinischen Oberligisten Teutonia St. Tönis angeheuert, vermisste dort laut Bericht der „Rheinischen Post“ aber den Teamspirit und einigte sich mit dem Verein auf eine Vertragsauflösung – so war Sugawara frei für ein Vorspielen am Pulverwald.
Voraussichtlich drei Absteiger
Für die Saison, in der es drei feste Absteiger aus der Oberliga geben soll, wäre Erndtebrück mit 23 Spielern in der Breite nicht schlecht aufgestellt. Mit Co-Trainer Lar Birlenbach sowie den in die „Zweite“ gerückten Mehmedalija Čović, Sven Engelke und Burak Yildiz wären in Notfällen zudem vier Spieler im Verein aktiv, die in der Vorsaison noch zum Oberliga-Kader zählten.
Auch die Option, im Winter einen Spieler nachzuverpflichten, hält sich der TuS offen. Der Spielraum dafür wäre da. Der Sportliche Leiter Holger Lerch sagt: „Wir haben gut gewirtschaftet, ein bisschen Puffer lässt man sich ja immer.“