Girkhausen. Im Waldstadion des VfL Girkhausen geht es räumlich eng zu. Dies wirkt sich auf Spiel, Atmosphäre und Heimbilanz aus.
Die Spieler des VfL Girkhausen lieben ihn. Gastmannschaften hassen ihn. Die Rede ist vom Sportplatz im Waldstadion in Girkhausen, welcher schon so einige wilde und torreiche Partien erlebt hat. Auch, weil er zu den kleinsten Plätzen des Kreises gehört. Aus der Luft sieht der Naturrasen schlauchartig aus: Die Länge ist nur leicht, die Breite aber stark unterdurchschnittlich – zwischen Seitenauslinie und Strafraumgrenze liegen nur gut zwei Meter. Heute würde der Platz nicht mehr genehmigt, er hat aber Bestandsschutz.
Neben den Eröffnungsspielen gegen die Traditionsmannschaften von Schalke und Dortmund in den 1980er Jahren war es vor allem eine Partei im Jahr 2016, welche für großes Aufsehen sorgte. Beim 4:8 zwischen dem VfL Girkhausen und dem TuS Erndtebrück III, die damals Kreisliga B spielten und sich nun in der Kreisliga D erstmals wiedersehen, gab es sage und schreibe sechs Elfmeter in 90 Minuten. Der WP-Schlagzeile „Elfmeterschießen ohne Verlängerung“ folgte erst ein Artikel des Magazins „11Freunde“, dann ein Kamerateam von Sat1. Im Mittelpunkt stand der Rasenplatz, welcher unmittelbar an der Odeborn liegt und immer wieder Zündstoff für kuriose und hitzige Partien liefert.
Weil der VfL die ungewöhnlichen Gegebenheiten gut kennt und für sich zu nutzen weiß, ist er übrigens über das normale Maß hinaus heimstark. Zwei der drei Aufsteiger zur Kreisliga C bekamen hier in der Vorsaison eine waschechte Abreibung: Der Tabellenerste Edertal II verlor 0:4, Aue-Wingeshausen II fuhr sogar mit einem 0:7 heim.
Auch der alte Rasenplatz im Oberlauf der Odeborn in Richtung Mollseifen wartete mit einer Besonderheit auf, von der ältere Generationen noch ihren Enkeln erzählten. Zwar neben der Auslinie, aber noch auf dem Rasen, stand ein Holzmast für Telefonkabel
Anfahrt/Parkplätze
Da der Ort Girkhausen nicht nur relativ lang, sondern auch recht verwinkelt ist, kommt es für auswärtige recht gelegen, dass der Platz sich noch vor dem Ortsschild befindet und von der Landstraße aus sichtbar ist – man muss nur noch die kleine und recht versteckt liegende Einfahrt finden.
Am Sportgelände finden sich zahlreiche Parkplätze auf einer Schotter- und Wiesenebene, die für die Zuschauer der einzigen Seniorenmannschaft definitiv reichen. Für ortsansässige ist der Platz über einen kleinen Fußgängerweg in etwa 15 Minuten von der Dorfmitte aus zu erreichen.
Zuschauerbereich
Vor Ort fällt auf, dass es keinen explizit eingerichteten großen Zuschauerbereich gibt. Vor dem Sportheim bietet eine ebene und teilweise überdachte Fläche Platz für ein paar Personen. Aufgrund der Enge zwischen Hang und Bachlauf ist auch für Zuschauer nicht viel Raum.
Sie stehen unmittelbar am Spielfeld – einige auf der Hang-, einige auf der Bachseite. Dies sorgt zwar für eine dichte Atmosphäre, dennoch besteht hier definitiv noch Luft nach oben.
Kabinen/Sanitäre Anlagen
Die Gäste werden bevorzugt: Beim Betreten der Kabinen fällt zuerst auf, dass die Heimkabine wesentlich kleiner als die für die Auswärtsmannschaften ist und im Gegensatz zu letzterer auch keine eigene Toilette besitzt. Ansonsten sind die gefliesten und gut gepflegten Räume mit hölzernen Bänken und Kleiderhaken ausgestattet.
Nach hitzigen Partien wird getrennt „runtergekühlt“: Trotz der überschaubaren Raumgröße haben beide Kabinen unmittelbaren Zugang zu voneinander getrennten Duschen.
Spielfläche/Flutlicht
Fragt man in Wittgenstein einen x-beliebgen Fußballer, welcher Platz ihm der unliebsamste der Region ist, erhält man in vielen Fällen „Girkhausen“ als Antwort. Nicht nur, weil der VfL traditionell heimstark ist. Der Naturrasenplatz ist so klein, dass fast jedes Foul zwischen Außenlinie und Sechzehner sofort einen Elfmeter bedeuten könnte. Auch der äußerst geringe Auslauf an der Spielfeldseite zählt zur Kategorie „unangenehm“.
Wie für Rasenplätze üblich, benötigt auch die Sportanlage in Girkhausen einiges an Pflege, damit das Grün kein Acker ist. Gerade in den nasskalten Monaten gestaltet sich dies schwierig – und bei anhaltendem Regen und Schneeschmelze bleibt manchmal keine andere Option als eine Spielabsage. Eine Fluchtlichtanlage gibt es hier nicht, weswegen schon so manches Spiel verlegt werden musste.
Vereinsheim
„Wir waren damals Zimmermänner, Dachdecker und Maurer. Das Vereinsheim haben wir in Eigenregie gebaut“, ist Jürgen Schneider, damaliges Vorstandsmitglied, stolz auf das in Eigenregie ausgebaute Vereinsheim, das für die Mitglieder des VfL Girkhausen und seine Gegner zum Verweilen einlädt.
Es bietet ausreichend Sitzmöglichkeiten, eine große Theke mit reichhaltigem Angebot an Getränken und entwickelt mit seinem großen Fernseher eine gemütliche Wohnzimmeratmosphäre. An einem weiteren Punkt hebt sich der Verein von vielen seiner Konkurrenten ab. Hier werden Wurst und Steak noch standesgemäß auf dem Holzkohlegrill statt auf Gas- oder Elektrogeräten zubereitet.
Dabei wäre der Verein in Sachen Stromversorgung gut aufgestellt, denn er hat eine Photovoltaikanlage auf seinem Dach installiert und speist „grünen“ Strom ins Netz ein.
Atmosphäre
Aufgrund der Zuschauernähe bietet der Sportplatz in Girkhausen gute Voraussetzungen für eine ordentliche Fußballatmosphäre. Darauf springt das Heimpublikum auch häufig an, weshalb Zwischenrufe, Wortgefechte und kleine Nettigkeiten von der Seitenlinie hier eher die Regel als eine Seltenheit sind.
Beim richtigen Gegner neigt die Stimmung jedoch dazu, schnell einmal überzukochen. Dies gipfelt dann in wilden Diskussionen und Rumgebrülle von beiden Seiten des Platzes.