Raumland. Die Sportfreunde Edertal haben ihre Anlage in Raumland binnen zehn Jahren auf links gedreht. Statt „Nobbi“ wird „Höppe“ gehuldigt.

Vor zehn Jahren starteten die Fußballer der Sportfreunde Edertal in eine Bezirksliga-Saison des Grauens, in deren Bilanz am Ende gerade einmal sieben Punkte aus 28 Partien und zwei zweistellige Niederlagen gegen den VSV Wenden standen.

Zwischen Bahntrasse und dem Hang des Limburgs fügt sich der Fußballplatz der Sportfreunde Edertal in Raumland in die Landschaft ein. Das Luftbild von 2016 ist jedoch veraltet: Inzwischen gibt es einen neuen Kunstrasenbelag, eine Tribüne und ein Kleinspielfeld.
Zwischen Bahntrasse und dem Hang des Limburgs fügt sich der Fußballplatz der Sportfreunde Edertal in Raumland in die Landschaft ein. Das Luftbild von 2016 ist jedoch veraltet: Inzwischen gibt es einen neuen Kunstrasenbelag, eine Tribüne und ein Kleinspielfeld. © Peter Kehrle

Die sportlichen Resultate, so schien es, korrelierten mit dem Zustand der Sportanlage am Limburg, deren harter, zerschlissener Kunstrasen bei den Gästeteams auf ebenso wenig Gegenliebe stieß wie die veralteten Kabinen oder der Verkaufsstand in der heruntergekommenen, zugigen Mehrzweckhalle.

Nun, zehn Jahre später, geht es erstmals wieder in Sachen Ligazugehörigkeit nach oben, von der Kreisliga B in die Kreisliga A. Ob Zufall oder nicht: Auch diese Entwicklung korreliert mit dem Zustand der Anlage, die mit enormer, stetiger Eigenleistung komplett „auf links gedreht“ wurde. „Vom Bautrupp“, wie der Vorsitzende Maximilian Schmeck die Gruppe der acht Männer nennt, die sich unter Federführung von Wolfgang Schmidt und Herbert Kroh maßgeblich um die Anlage kümmern.

Und das Glück ist bekanntlich mit den Tüchtigen: Zuletzt wurde sogar die legendär holprige Zufahrt im Zuge einer kommunalen Wirtschaftswege-Ertüchtigung erneuert.

Fußball gespielt wird unterm Limburg übrigens seit 1931: Da gestalteten die Mitglieder des SV Raumland 1921, der 1975 mit dem SSV Berghausen fusionierte, eine alte Schieferhalde um. Die wurde zunächst auch als Freilichtbühne für Aufführungen genutzt wurde – um Einnahmen zu generieren.

Anfahrt/Parkplätze

Die Zufahrt von der Bundesstraße ist mit einer Bahnunterführung und einem kurzen Steilstück durch ein Wohngebiet gewöhnungsbedürftig. Die Beschilderung hilft Ortsfremden dabei, das Zutrauen nicht zu verlieren.

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Parkplätze gibt es neben und hinter der Mehrzweckhalle sowie, verbunden mit drei, vier Minuten Fußweg, auf dem „THW-Parkplatz“ an der Bundesstraße. Der könnte benötigt werden, wenn sonntags künftig drei Seniorenteams spielen und falls das Interesse in der Kreisliga A steigt. Schon jetzt geht es oftmals eng zu.

Zuschauerbereich

Die überdachte, behindertengerecht konzipierte und leicht erhöhte Stehplatztribüne ist die jüngste Errungenschaft der Anlage, bei der es ferner an der Mehrzweckhalle überdachte Plätze gibt. An drei der vier Spielfeldseiten gibt es Wellenbrecher samt vieler Aschenbecher. Gepflastert ist sogar rundherum – auch die Füße bleiben also trocken. Acht Sitzbänke sorgen für Komfort.

Bei gutem Wetter kommt an etlichen Sitzbänken und Stehtischen eine Art Biergarten-Stimmung auf.
Bei gutem Wetter kommt an etlichen Sitzbänken und Stehtischen eine Art Biergarten-Stimmung auf. © peter kehrle

Etliche Stühle, Stehtische und weitere Bänke können bei gutem Wetter aus einem Abstellraum geholt werden. Schmeck schmunzelt: „Die Leute bauen sich teilweise einen richtigen Biergarten.“ Apropos: Verkaufsstände für Speisen und Getränke gibt es deren zwei.

Bei gutem Wetter kommt an etlichen Sitzbänken und Stehtischen eine Art Biergarten-Stimmung auf.
Bei gutem Wetter kommt an etlichen Sitzbänken und Stehtischen eine Art Biergarten-Stimmung auf. © peter kehrle

Überflüssig ist inzwischen die ehemalige Platzsprecher-Kabine unter dem Dach der Mehrzweckhalle. Die alte Sprecheranlage hat den Geist aufgegeben, sie wurde inzwischen durch eine große, mobile „Teufelsbox“ ersetzt – die kann auch nach Berghausen gebracht werden, wo Edertal in den Sommermonaten einige Partien austrägt.

Kabinen/Sanitäre Anlagen

Aus den ungemütlichen, alten Umkleiden haben die Sportfreunde 2012 schöne Kabinen gemacht. Der blau-weiße Anstrich der Heimkabine ist eine Reminiszenz an den ehemaligen SV Raumland. Die Holzverkleidung und die hellen, neuen Fliesen machen etwas her. Einzig an der Größe der Umkleide ließ sich nichts machen: Für eine Mannschaft sind die Räume groß genug, wenn zwei Spiele unmittelbar aufeinander folgen, wird’s eng.

Bemerkenswert: Pro Kabine gibt es zwei Kühlschränke.

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Auch die Duschen wurden renoviert und mit Wasserspararmaturen ausgestattet. Selbst bei den Toiletten gibt es nichts zu meckern: Zur Verfügung stehen eine Behindertentoilette, drei Frauentoiletten und eine Männertoilette mit einer breiten Edelstahl-Pinkelrinne – für die gab es vor einigen Jahren eine Petition bei der Hauptversammlung.

Spielfläche/Flutlicht

Das nächste Vorhaben der Sportfreunde Edertal ist das Flutlicht: Die alten Natriumdampflampen sind zwar ausreichend für den Betrieb, sollen aber für eine langfristige Kostensenkung in diesem Jahr oder in 2021 durch LED-Lampen ersetzt werden.

Auf dem neuen Kunstrasen fühlen sich die Spieler wohl.
Auf dem neuen Kunstrasen fühlen sich die Spieler wohl. © Florian Runte

Keine Wünsche offen bleiben bei dem 2017 erneuerten Kunstrasen (Maße: 90x60 Meter). Hier rollt der Ball so wie er es soll. Die Halme der Firma Trofil sind in sich gedreht, wodurch sie länger aufrecht bleiben – der neue Standard. Bei der Erneuerung wurde der Abstand zwischen Spielfeldrand und Banden erhöht, um die Verletzungsgefahr zu senken. Eine alte Besonderheit blieb aber, die minimale Neigung des Platzes zur Bahnseite hin – es wird befürchtet, dass sich das vom Berg kommende Wasser sonst staut.

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Training und Aufwärmen ist nicht nur auf dem großen Platz, sondern auch auf dem 2017 angelegten Kleinspielfeld, an einer Torwand und einem Kopfballpendel möglich, das aber nur noch in Running Gags des Teams eine Rolle spielt. Schmeck: „Da habe ich zuletzt zu Zeiten von Bernd Dickel jemand gesehen.“ Dessen Ära endete 2009.

Im Winter wird in der Mehrzweckhalle Hallenfußball gespielt – da der Boden recht hart und die Halle recht kalt ist, gibt es jedoch nur Training und einmal pro Winter ein internes Turnier.

Vereinsheim

Was früher ein Ballraum war, ist jetzt die gute Stube: Der Bautrupp hat eine Theke im Casino gemauert, in dem es nach Siegen und Niederlagen hoch hergeht.

Immer gut besucht: Das Casino der Sportfreunde Edertal an den Spieltagen.
Immer gut besucht: Das Casino der Sportfreunde Edertal an den Spieltagen. © Florian Runte

An die Wand gepinnte Sprüche wie „Nüchtern siehst du furchtbar aus“ oder „Home drinking is killing Edertal“ fordern die Spieler zum Verbleib in geselliger Runde auf. Fotos, Urkunden und Pokale gibt es zudem in so großer Zahl, dass kaum ein Stück weiße Wand zu sehen ist.

Atmosphäre

Bemerkenswert: BVB-Stadionsprecher Norbert Dickel ist zwar der prominenteste Sohn des Vereins, an seine herausragenden zwei Seniorenjahre in Raumland erinnert im Casino allerdings nichts. Ein Bilderrahmen mit Zeitungsausschnitten huldigt Heiko „Höppe“ Born, der über 30 Jahre zwischen den Pfosten stand und dafür nach einem Umzug in vielen Jahren stundenlange Fahrten auf sich nahm.

Die Lage im Talkessel ist der letzte größere verbliebene Malus der Anlage. Andere Sportgruppen gibt es in der Mehrzweckhalle zwar auch, doch die tadellos gepflegte Anlage ist längst ein Ort von Fußballern für Fußballfans und Fußballer. Dies macht sich überall positiv bemerkbar und ist vielleicht auch ein Faktor dafür, dass sich zuletzt viele ambitionierte Spieler dem Verein angeschlossen haben.