Erndtebrück. Eine Saison mit 42 Spieltagen: Stefan Trevisi freut sich nicht, Christian Knappmann findet es „geil“. FLVW schließt Teilung der Liga nicht aus.
Den heimischen Fußball-Oberligisten TuS Erndtebrück, Sportfreunde Siegen und 1. FC Kaan-Marienborn steht eine Mammutsaison historischen Ausmaßes ins Haus. Grund: Nach aktuellem Stand werden der Oberliga 21 Teams angehören. Im Klartext bedeutet dies in einem 22er-Schlüssel sage und schreibe 42 Spieltage und mindestens elf englische Wochen. Da es frühestens im September losgeht, sind im Vergleich mit dem normalerweise gültigen Rahmenterminkalender schon vier Sonntag „verloren“.
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Zuletzt war der bisherige Regionalligist SG Wattenscheid 09 nach der Insolvenz im Vorjahr als Oberligist bestätigt worden. Als Team Nummer 21 kommt nun der TuS Haltern am See hinzu. Nach dem Abbruch der Saison hat Haltern sportlich die Klasse in der Fußball-Regionalliga West gehalten. Auch die Lizenz für die neue Saison hat der Club unter Auflagen erhalten. Aber antreten wollen die Halterner nicht in der vierthöchsten Spielklasse. Dies haben sie am Wochenende entschieden.
TuS Haltern und das Bilbao-Modell
Ein Grund für den freiwilligen Rückzug aus der Regionalliga ist eine Anpassung der Vereinsstrategie, die nun das sogenannte „Bilbao-Modell“ vorsieht. Bei dem spanischen Erstligisten spielen ausschließlich Spieler, die im Baskenland geboren sind. In dieser Art und Weise will es nun auch Haltern handhaben – und dies hält man in der Oberliga für leichter umzusetzen als in er Regionalliga.
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Schon in der kommenden Spielzeit sollen 50 Prozent des Kaders der ersten Mannschaft aus Spielern bestehen, die in der Seestadt geboren oder aufgewachsen sind oder in der Jugend dort gespielt haben. Auch Männer, die in Haltern wohnen, passen in die Kriterien. Eine Saison später geht der Klub sogar noch einen Schritt weiter und wird sich auf 75 Prozent lokale Spieler verlassen.
Zweitens begründet Haltern seinen Schritt mit den Herausforderungen in der Regionalliga, in der es ebenfalls 21 Teams geben würde. „42 Spieltage, 11 englische Wochen – das ist Profifußball”, wird der Leiter Gesamtstrategie Sport, Sascha Kopschina die Entscheidung gegen die Regionalliga – dazu, dass in der Oberliga exakt das gleiche Szenario bevorsteht, äußerte er sich indes nicht. Da außerdem die städtische Sportanlage Stauseekampfbahn weiterhin keine Sicherheitsspiele zulasse, hätte das auch für die kommende Spielzeit den Umzug in Ausweichstadien bedeutet. In der vorigen Saison sind die Halterner für Sicherheitsspiele bereits in die Wanne-Eickeler Mondpalastarena und ins Wattenscheider Lohrheidestadion ausgewichen.
Reinhold Spohn: „Alle Optionen offen“
Beim TuS Erndtebrück sieht man der neuen Saison mit Bedenken entgegen. Auch wegen der Aussicht auf regelmäßige Wochenspiele mit teils sehr weiten Anfahrtswegen. „Das kann lustig werden“, sagt der neue Trainer Stefan Trevisi süffisant. „Das freut uns natürlich nicht. Man weiß nicht, wie der Winter hier oben wird. Wenn du bei so einem Spielplan noch reihenweise Nachholspieltage obendrauf bekommst, wird die Belastung extrem.“
Wie letztlich gespielt wird, ob etwa eine Teilung der Oberliga in zwei Staffeln eine Möglichkeit ist, dazu konnte Staffelleiter Reinhold Spohn am Montag „aus heutiger Sicht“ noch nichts sagen. Eine Oberliga-Teilung, wie sie in Rheinland-Pfalz beschlossen ist und in Niedersachsen diskutiert wird, schloss der hochrangige FLVW-Funktionär jedenfalls nicht aus: „Wir haben mehrere Varianten im Fokus. Es kommt vor allem darauf an, wann wir wieder starten können. Ich kann jetzt nicht in eine Glaskugel gucken und sagen, wie sich alles entwickeln wird.“
Teilung hätte auch Nachteile
Gegen eine Splittung der Oberliga in zwei Staffeln spräche die finanzielle Seite: Weniger Heimspiele bedeuten bei coronabedingt ohnehin recht leeren Kassen weitere wegbrechende Einnahmen. Sportlich wären eine Zehner- und eine Elferstaffel ebenfalls nicht wirklich attraktiv. Stefan Trevisi würde lieber an einer anderen Stelle die Belastung reduzieren: „Uns würde es schon helfen, wenn wir einfach die Pokalspiele mal eine Saison lang streichen.“
Christian Knappmann, Trainer des SC Westfalia Herne, freut sich hingegen auf XXL-Oberliga: „Mega geil. Fußballspielen ist das Schönste auf der Welt. Ich hoffe, dann gibt es auch keine Winterpause.“