Die Ex-Nationalspielerin soll den „One Club Award“ erhalten. Warum das spanische Medien und Fans auf die Palme bringt, erklärt unser Kolumnist.
Eigentlich hat Pia Wunderlich nichts mit dem Baskenland zu tun. Die aus Schwarzenau stammende Ex-Nationalspielerin lief nur in Trikots deutscher Vereine oder Auswahlteams auf. Doch jetzt soll die 45-Jährige den „One Club Award“ von Athletic Bilbao erhalten. Einen Ehrenpreis, der Akteure für ihre besondere Loyalität gegenüber einem einzigen Verein auszeichnet.
Doch der mediale Aufschrei in Spanien ist groß. Wunderlich habe vor ihren 16 Jahren für den 1. FFC Frankfurt auch ein Jahr lang in der Bundesliga für den TSV Battenberg gespielt. Faktisch korrekt, doch könne laut Athletic-Boss Aitor Elizegi erst nach ihrem Wechsel an den Main von einer professionellen Vereinszeit geredet werden.
Im Baskenland ticken die Uhren anders
Hierzulande eine Fliege, in Spanien ein polternder Elefant. Denn bei keinem anderen Club ist die Frage nach Treue so kardinal wie bei den „Los Leones“, den „Löwen“ von Athletic Bilbao. Der Erstligist setzt nur Spieler ein, die aus baskischen Provinzen stammen. Für die Fans ein Ausdruck von Unabhängigkeit und Widerstand gegen das Establishment – vor allem gegen das aus Madrid. Was Identität und Zugehörigkeit betrifft, meinen es die Fans der Löwen also verdammt ernst. Wer den Verein wechselt, ist des Preises unwürdig.
Wunderlich soll, gemeinsam mit Manchester-United-Legende Ryan Giggs, festlich bei einem Heimspiel geehrt werden. Vielleicht sollte sie bei all dem maskulinen Löwengebrülle über Treue und Ehre einfach zu Hause bleiben und die sportlichen Erfolge ihrer Karriere als einzig relevante betrachten. Davon gibt es schließlich genug.
In der Kolumne „Pass in die Gasse“ befasst sich der freie Journalist Heiko Rothenpieler mit aktuellen Entwicklungen in der Welt des „großen“ und „kleinen“ Fußballs.