Kurz vor dem Ende der Meldefrist haben die Verantwortlichen des TVE Netphen entschieden, wie es mit der ersten Frauenmannschaft weiter geht.

Netphen. Die Entscheidung ist gefallen: Die Handballfrauen des TVE Netphen treten in der Saison 2020/2021 nicht in der 3. Liga West an, sondern ziehen sich in die Oberliga zurück. „Wir haben es uns gut überlegt. Für eine weitere Saison in der 3. Liga sind die Rahmenbedingungen zurzeit nicht gegeben“, sagte Cornelius Vowinckel, der erste Vorsitzende des Handball-Fördervereins auf Nachfrage. Bis Mittwoch hätte sich der Verein gegenüber dem Deutschen Handballbund (DHB) erklären müssen. Sportlich hätte sich der TVE Netphen kaum retten können, rangierte zum Zeitpunkt des vorzeitigen Saisonabbruchs am 12. März mit 8:26 Punkten ziemlich abgeschlagen auf dem letzten Platz, hätte jedoch nach den geänderten DHB-Regelungen in der Liga bleiben dürfen. Diese Option nimmt der Verein aber nicht wahr.

TVE Netphen: 3. Liga macht keinen Sinn

„Es macht mit der 3. Liga keinen Sinn. Die Verhältnisse geben das nicht her“, so Cornelius Vowinckel, der damit vor allem den personellen Bereich meint. Das Kardinalproblem hier: Nach dem Abschied von Matthias Hoffmann, der zum hessischen Landesligisten HSG Eibelhausen/Ewersbach wechselt (wir berichteten), steht die erste TVE-Frauenmannschaft bis dato ohne Trainer da, gestaltet sich die Suche nach einem jungen, kompetenten Trainer „ausgesprochen und überraschend schwierig“, wie Cornelius Vowinckel einräumt.

Nur acht Punkte in 17 Spielen

Bis zum Saisonabbruch gewann der TVE Netphen in der 3. Liga West lediglich drei Spiele und holte in den 17 Partien insgesamt acht Punkte.

Erster der ebenfalls vorzeitig beendeten Saison 2020/2021 in der Oberliga Westfalen, in die der TVE Netphen jetzt aufgenommen wird, wurde die PSV Recklinghausen klar vor der Ibbenbürener SpVg 08 und dem ASC 09 Dortmund.

Einer, der dem Anforderungsprofil auch aus Sicht der TVE-Verantwortlichen entsprechen würde, hat abgewunken: Der bisherige Co-Trainer Philipp Schürhoff will nicht in die erste Reihe aufrücken, weil er auch aktiver Schiedsrichter ist und zusammen mit Benedikt Steinebach die Chance hat, in den DHB-Bundeskader aufzusteigen. Das Duo gehört zu den besten Gespannen in Westfalen.

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Von LutzGroßmann

Schürhoff hält zumindest die Fäden zusammen, kommuniziert mit den Spielerinnen, die seit Wochen nicht mehr trainiert haben, aber ab kommender Woche zumindest wieder Lauf- und Athletikeinheiten im Freien absolvieren werden. Ein kurzfristiger Einstieg ins spezifische Handballtraining ist auch nach dem 31. Mai nicht absehbar, denn das Gymnasium hat die Sporthalle in Klassenräume umfunktioniert. Frühestens mit Beginn der Sommerferien Ende Juni wäre es damit möglich, wieder ein gezieltes Mannschaftstraining durchzuführen und sich auf die Saison 2020/2021 vorzubereiten.

Geht auch Annalena Welsch?

Wann diese startet, steht aber ebenso in den Sternen wie die Besetzung des Netphener Kaders. Mit der Brasilianerin Nogueira Gilvana Mendes Nogueira, die unmittelbar nach Ausbruch der Corona-Pandemie in ihr Heimatland zurückgekehrt war, und der starken Abwehr- und Rückraumspielerin Marit Vonnahme stehen mindestens zwei Leistungsträgerinnen nicht mehr zur Verfügung. Darüber hinaus droht der Verlust von Annalena Welsch. Die Aufbauspielerin zieht für ihr Masterstudium nach Köln und will sich das Pendeln zum Training in Netphen nicht zumuten.

Marit Vonnahme verlässt den TVE Netphen.
Marit Vonnahme verlässt den TVE Netphen. © Lutz Großmann

„Und da wir bislang keine Neuzugänge haben, können wir einem möglichen neuen Trainer auch kein schlüssiges personelles Konzept vorlegen“, beschreibt Cornelius Vowinckel das Dilemma. Gleichwohl geht er davon aus, dass es in den nächsten Wochen gelinge, neue Spielerinnen ins Johannland zu holen. „Wir sind da in einigen aussichtsreichen Gesprächen.“

Viele Erfahrungen gesammelt

Dennoch: Die gesamte Gemengelage mit vielen ungelösten Problemen ließ letztlich keine andere Entscheidung als den freiwilligen Rückzug aus der 3. Liga zu. „Trotz der vielen Niederlagen war es eine Saison mit neuen Erfahrungen für die Spielerinnen und den Verein“, blickt Cornelius Vowinckel auf die erste, letzte und nicht beendete Drittliga-Saison des Netphener Frauenhandballs zurück – verbunden mit der Hoffnung, „dass sich die aktuellen Probleme lösen lassen und wir in der nächsten Oberliga-Saison oben mitspielen können. Denn das ist unser Ziel.“