Wittgenstein. Die Coronavirus-Pandemie geht auch an den Fußball-Vereinen nicht spurlos vorbei. Kommt es zum Saisonabbruch, drohen den Vereinen Finanzprobleme.
Als der Vorstand des SV Schameder am gestrigen Freitagabend zur turnusmäßigen Monatssitzung zusammentrifft, geschieht dies über den Videochatdienst Skype im Internet. Es ist ein Novum in der bisherigen Geschichte des Sportvereins, doch angesichts der Coronavirus-Pandemie ein unverzichtbares.
„Anders geht es derzeit leider nicht und wir müssen unser Verantwortung gerecht werden“, erklärt der SVS-Vorsitzende Hanjörg Dreisbach mit dem Hinweis auf die Maßnahmen zur Vorbeugung der Atemwegserkrankung. Dennoch sind die Treffen aktuell wohl wichtiger denn je, denn durch die vom Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen vor rund einer Woche beschlossenen Spielaussetzung aller Fußballpartien bis zum 19. April gibt es für die Vorstände der Vereine viel zu organisieren – so auch im Altkreis Wittgenstein.
„Ganz oben auf der Agenda steht da natürlich die Frage, wie wir die Kosten senken und die fehlenden Einnahmen an Eintrittsgeldern und Essensverkauf bei Heimspielen hinbekommen können“, führt Dreisbach weiter aus. Denn bis zum Sommer hätte der SV Schameder mit zwei Herrenteams und einem Frauenteam eigentlich noch 17 Heimspiele auf dem Naturrasenplatz am Flugplatz vor der Brust – im Altkreis der absolute Spitzenwert aller Seniorenteams.
SV Feudingen bangt um Hälfte der Jahreseinnahmen
Tritt das Szenario ein, dass die Verbände die Saison 2019/20 aufgrund der gesundheitlichen Gefährdungslage komplett absagen, würde dies wohl nicht nur die Bundesligaklubs hart treffen.
Vergleichsweise weniger abhängig von den Spieltagseinnahmen ist Oberligist TuS Erndtebrück, wo die Einnahmen aus Tickets und Verköstigung der Zuschauer weniger als zehn Prozent des Jahresbudgets ausmachen. Höher ist dieser Anteil bei den Kreisligaklubs.
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„Eine Absage wäre aus finanzieller Sicht sehr bitter für uns, zumal wir im Juni über das Mitternachtsturnier ebenfalls einen essenziellen Einnahmeverlust erleiden würden“, so Dreisbach, der allerdings darauf verweist, dass die Gesundheit aller Beteiligten absoluten Vorrang hätte.
Weiter südlich im Altkreis werden die Sorgenfalten im Vorstand des SV Feudingen ebenfalls von Woche zu Woche größer: „Etwa die Hälfte unserer Jahreseinnahmen generieren wir in unserem tollen Tannenwaldstadion. Eintrittsgelder und der Verzehr im SV-Heim bilden die Grundlage unseres Wirtschaftens“, resümiert Geschäftsführer Jan Saßmannshausen, dessen Verein in der aktuellen Saison mit vier Seniorenteams noch 15 Heimspiele auszutragen hätte – darunter drei „Supersonntage“, an denen von morgens 10.30 Uhr bis abends 18.45 Uhr vier Partien im Tannwaldstadion steigen.
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Ob trotz dieser großen Einnahmeverluste noch das Prestigeprojekt der Feudinger, die neue Zuschauertribüne, gebaut werden kann, stehe „in den Sternen“, so Saßmannshausen, der allerdings auch mahnt: „Aber all dies ist aktuell zweitrangig, da es nun zuallererst darum geht, die Virus-Krise in den Griff zu bekommen.“
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Als generelle Maßnahmen der Kostensenkung fahren die Vereine aktuell den Energieverbrauch in den Sportheimen fleißig auf ein Minimum herunter. Außerdem, so schildern es Klubs wie Schameder oder die SG Laasphe/Niederlaasphe, habe man sich mit den Trainern darauf geeinigt, dass diese während der Spielpause auf ihre Entlohnung verzichten. Weiterhin fallen erstmal keine Kosten für Schiedsrichter an. Auch Strafgelder, etwa für nicht vorhandene Ordner, sparen sich die Vereine.
Fußballverbände warten noch ab
„Den Verlust wird man damit nur schwer auffangen können, aber zumindest wird er dadurch etwas verringert“, so Schameders Dreisbach weiter. Konkrete Prognosen will eigentlich keiner der Verantwortlichen abgeben, dafür sei die Situation „zu unübersichtlich“, wie es der Vorsitzende des FC Laasphe, Marcel Zyber, beschreibt. Sein Verein habe zwar den Vorteil, dass die Kosten aufgrund der Spielgemeinschaft mit dem FV Niederlaasphe auf zwei Schultern verteilt würden, doch habe der FC im Frühjahr Sportveranstaltungen geplant, deren Absage ebenfalls ein Loch in die Kasse reißen würde.
Gedankenspiele über etwaige Rettungsschirme oder Hilfeleistungen von den Verbänden im Falle einer endgültigen Saisonabsage, befürworten daher alle. „Für die Zukunft erhoffen wir uns vom DFB als einen der reichsten Sportverbände der Welt entsprechende Unterstützung, wenn sie notwendig wäre“, erklärt Saßmannshausen bestimmt.
Kassen des DFB und FLVW sind gut gefüllt
Konkret schlägt er zum Beispiel die Aussetzung von Verbandsabgaben oder Ordnungsgeldern, etwa die im Rahmen des Schiedsrichter-Solls vor. Zyber hält eine Senkung der Mitgliedsbeiträge, die die Vereine an die Verbände zahlen, für sinnvoll. Doch angesichts der großen Anzahl an Vereinen bleibt fraglich, ob sich der Wunsch einer Finanzspritze realisieren lässt.
Aktuell halten sich DFB und FLVW – verständlicherweise – noch bedeckt. Die Kasse des Fußballkreises ist zwar gut gefüllt, eine rein theoretische Auszahlung des Bestandes würde aber, runtergerechnet auf die einzelnen Vereine, kaum einem Klub entscheidend weiterhelfen. So bleibt den Vereinen vorerst nur übrig, fleißig hinter den Kulissen mit den Ausgaben zu jonglieren – am besten über Skype.