Siegerland. Wir haben uns in der Fußball-Kreisliga A umgehört. Wie wird die lange Pause überbrückt? Kann und soll die Saison zu Ende gespielt werden?
Auch in der heimischen Fußball-A-Kreisliga dreht sich alles um das Coronavirus. Vergangenes Wochenende wurde der Spielbetrieb vom FLVW bis zum Ende der Osterferien eingestellt. Dazu haben Städte und Gemeinden dazu aufgerufen, den Trainingsbetrieb einzustellen.
Wie aber gehen die Vereine mit dieser Nachricht um? Wie halten sich die Spieler in dieser schwierigen Phase fit? Und vor allem: Wie geht die Saison weiter beziehungsweise zu Ende? Wir haben uns bei einigen Vereinen der Liga umgehört, wie der Stand der Dinge ist.
TuS Deuz
Der TuS war mitverantwortlich für das bisher letzte Ligaspiel in dieser Saison. Bei der 1:3-Niederlage gegen die SG Siegen-Giersberg hielt man über 80 Minuten sehr gut mit, hatte die Mannschaft von Hendrik Stenschke sogar die Möglichkeit, das Spiel für sich zu entscheiden. Vor allem auf Grund der aufsteigenden Form seiner Elf ist Hendrik Stenschke natürlich etwas enttäuscht über die Zwangspause, hält er diese aber für alternativlos.
„Die Mannschaft hat sich in den Spielen nach Niederndorf sehr gut präsentiert. Die Gesundheit aller steht aber natürlich an oberster Stelle, weswegen diese Pause die richtige Entscheidung ist.“ Seiner Mannschaft hat er selbstredend mit auf den Weg gegeben, sich möglichst individuell fit zu halten. Dazu gehören Laufeinheiten und auch Homeworkouts.
„Es wäre sehr ärgerlich, wenn wir wieder bei Null anfangen müssten, wenn die Saison irgendwann fortgesetzt wird. Deswegen sollten sich die Spieler, wie es eben am besten möglich ist, versuchen, sich fit zu halten. Hendrik Stenschke hofft beim Blick in die Glaskugel, dass die Saison noch zu Ende gespielt werden kann: „Natürlich wünsche ich mir einen sportlichen Ausgang der Saison. Allerdings weiß aktuell niemand, wie lang sich diese Pandemie ziehen kann. Es besteht sicherlich die Möglichkeit, die Spielzeit zu strecken, aber eben auch nicht ewig. Auch das Worst-Case-Szenario, ein Abbruch, ist nicht auszuschließen.“
SV Netphen
Auch beim SV Netphen hat man sämtliche Aktivitäten heruntergefahren. Der sportliche Leiter Marco Schneider appelliert vor allem an die Selbstdisziplin seiner Spieler: „Jeder ist jetzt individuell gefragt, sich sportlich zu betätigen. Eine gewisse Grundfitness darf nicht verloren gehen. Trotzdem sollte auch jeder auf sich achten, Gesundheit ist aktuell das A und O..“
Für den SV Netphen geht es nicht nur ums rein Sportliche. Der Verein soll eigentlich im Sommer mit einem neuen Kunstrasenplatz versorgt werden. Die Arbeiten dafür sollten am 11. Mai starten. „Das macht uns natürlich auch etwas unruhig. Wir haben noch keine Nachricht, dass die Bauarbeiten sich verschieben. Allerdings hängt daran ja auch eine ganze Menge. Vor allem der Start der neuen Saison auf unserem Platz oder wenn Ende Mai, Anfang Juni noch Spiele nachgeholt werden müssen“, so Schneider.
Für Marco Schneider steht die Entscheidung fest, wie es weitergehen sollte: „Ich halte einen Abbruch der Saison für die beste Lösung. Allerdings möchte ich auch klar betonen, dass ich nicht in der Haut vom Kreisvorsitzenden Marco Michel stecken möchte und dies zu entscheiden hätte. Eine Annullierung träfe natürlich vor allem die Top-Mannschaften, die sich für ihre sehr gute Saison dann nicht belohnen könnten. Es ist wirklich eine schwierige Phase, die wir aktuell durchmachen. Ich hoffe, dass diese alle gut überstehen.“
SG Siegen-Giersberg
Die Mannschaft vom Sender ist die bislang letzte, die sich über drei Punkte freuen durfte (3:1-Sieg im Nachholspiel gegen Deuz). Trainer Christoph Spies ahnte aber bereits direkt nach Schlusspfiff, dass dies die vorerst letzte Partie seiner Elf war: „Über gute Kontakte wussten wir nach Schlusspfiff, dass am Tag darauf die Saison erstmal unterbrochen wird. Da war die Stimmung bei mir schon etwas gedämpft, denn meine Jungs hatten einen super Start in die Restserie.“
Aktuell rangiert die SG auf Platz zwei und wäre somit für die Bezirksliga-Relegation qualifiziert. Nach dem Deuz-Spiel hat Spies direkt reagiert und alle Trainingseinheiten abgesagt, ehe der Verein auch den generellen Betrieb untersagte. „Im Moment sollte jedes Risiko vermieden werden, weswegen ich auch erstmal keinen Trainingsplan an die Jungs verschickt habe. Es ist aber natürlich klar, dass sie sich selbstständig betätigen können durch Läufe oder dergleichen“, sagt Christoph Spies.
„Ich bin sehr froh, dass wir im Amateurbereich uns keine Sorgen um die finanzielle Zukunft des Vereins machen müssen. Ich möchte nicht wissen, welche Angst in manchen Profibetrieben der ersten, zweiten oder dritten Liga herrscht. Die wirtschaftlichen Folgen sind noch nicht absehbar und könnten viele hart treffen“, so Spies weiter.
SG Mudersbach/Brachbach
Der Tabellenführer von jenseits der Landesgrenze hat eine bisher herausragende Saison gespielt und möchte sich dafür am liebsten belohnen. Mudersbachs Sportlicher Leiter Christian Scheurer appelliert aber auch, dass es wichtigere Dinge gibt als Fußball: „Wir haben nach der Absage direkt einen kleinen, vereinsinternen Krisenstab gebildet und direkt entschieden, den Betrieb ruhen zu lassen. Für uns als Tabellenführer wäre es natürlich sehr schade, wenn wir am Ende um den Lohn gebracht werden, aber aktuell steht die Gesundheit an oberster Stelle.“ Auch deshalb hat der Verein keinen Trainingsplan an die Spieler ausgegeben.
„Im Moment läuft alles noch etwas unkoordiniert und die Spieler sollten wenn möglich für sich selbst etwas machen“, sagt Christian Scheurer. Der Verein möchte erstmal die nächsten zwei Wochen abwarten, bevor es vielleicht in Richtung Trainingsplan von Trainer Timo Schlabach läuft. „Es ist ja durchaus wahrscheinlich, dass die Pause länger als bis zum 19. April gehen wird“, blickt Scheurer voraus. Er wünscht sich vor allem einen sportlich fairen Ausgang der Saison, wie auch immer dieser aussieht: „Der Kreis wird sicherlich verschiedenen Szenarien erörtern. Welches dabei, das beste ist, weiß stand heute sicherlich niemand. Eine Verlängerung der Spielzeit in den Juni ist sicherlich das eine, ein Abbruch oder eine Annullierung das andere. Letzteres wäre für uns sicherlich sehr ärgerlich, aber letztendlich hat das Wohl der Gesellschaft erstmal oberste Priorität.“
VfL Klafeld-Geisweid
Auch die „Fürsten“ haben am vergangenen Freitag unmittelbar reagiert und alle sportlichen Aktivitäten bis auf weiteres eingestellt. Trainer Steffen Öhm lässt die vergangene Tage Revue passieren: „Seit Freitag haben sich die Ereignisse ja förmlich überschlagen. Jeden Tag kommen neue Meldungen. Aktuell ist es aber einfach das beste, erstmal alles Verzichtbare herunterzufahren. Diese Maßnahmen wurde ja nicht grundlos vollzogen.“
Seiner Elf gibt er eine individuelle Trainingssteuerung mit auf den Weg. Das bedeutet mehrere Läufe in der Woche wenn möglich, die beim Coach auch protokolliert werden. „Ich bin froh, dass wir im Amateurbereich keinen wirtschaftlichen Schaden davontragen werden. Dieses Ausmaß ist noch gar nicht abzusehen und es kann sicherlich dazu führen, dass kleinere Profibetriebe in Existenzängste geraten“, sagt Öhm.
Für ihn ist es auch nicht absehbar, wie und wann die aktuelle Spielzeit ein Ende findet: „Ich bin froh, dass ich kein Entscheidungsträger beim Kreis bin. Es gibt sicherlich viele Szenarien, die besprochen werden. Am Ende wird man es aber vermutlich keinem zu hundert Prozent recht machen. Für uns heißt es jetzt erstmal abwarten und hoffen, dass alle gesund aus der Sache rauskommen“, so Steffen Öhm abschließend.