Koblenz. Die 32:40-Niederlage der KTV Obere Lahn bei der KTV Koblenz besiegelt den Wiederabstieg in die 3. Bundesliga. Reck kostet Sieg am Deutschen Eck.
Schluss. Aus. Vorbei. Die KTV Obere Lahn hat auch den siebten und letzten Wettkampf in der 2. Kunstturn-Bundesliga verloren. Nach dem 32:40 bei der KTV Koblenz geht es für den Deutschen Meister von 2018 im kommenden Jahr in der 3. Bundesliga Nord weiter. Für den Verein, der erst vor einem Jahr mit der „Zweiten“ in die zweite Liga aufstieg, ist er der erste Abstieg seit den 90er Jahren – damals musste man aus der Verbandsliga „runter“.
„Da müssen wir jetzt durch“, stellte Sportwart Albert Wiemers geknickt fest: „Es wäre drin gewesen, aber es sollte nicht sein. Es hat einfach nicht gereicht. Es hat Jahre gegeben, da hatten wir Wahnsinnsglück, diesmal hatten wir es nicht.“
Der Abstieg traf die Turner aus Wittgenstein und dem Hinterland umso härter, weil bis ganz zum Schluss die Hoffnung auf eine Wende, auf den rettenden Sieg bestand. Nach dem fünften der sechs Geräte, dem Barren, führte die Obere Lahn sogar mit 30:29 – am Reck ging die Führung aber den Bach runter.
Weil Sunny Fiecker beim „Adler“ vom Königsgerät abspringen musste und vier Scorer abgeben musste, weil Felix Wiemers dem versierter turnenden Vladimir Klimenko ebenfalls 0:4 unterlag und weil Artur Davtyan dazwischen „nur“ zwei Punkte gutmachte, war für Maik Wehn als Schlussturner nur noch rein theoretisch etwas zu retten – praktisch aber schon nicht mehr. So wie schon bei der Niederlage in Fulda.
Spiegelbild der Saison
Während die Koblenzer zu „Dschingis Khan“ tanzten, formierten sich die Männer der KTV, die mit langen Gesichtern, teils mit Tränen in den Augen, aber Arm in Arm für das letzte Duell und die spätere Siegerehrung. „Die zweite Liga ist einfach noch mal ein anderes Pflaster. Den Druck muss man aushalten“, sagte Felix Weber nach dem Wettkampf. Er betont, die KTV könne erhobenen Hauptes absteigen: „Am Ende war es etwas unglücklich. Wir haben uns eigentlich gut geschlagen, wir waren immer dran.“ Der Wettkampf in der großen CGM-Arena, in der etwa 250 Zuschauer das Geschehen verfolgten, war irgendwo auch ein Spiegelbild der ganzen Saison.
Am Boden verpasste die KTV einen möglichen Gerätsieg, nachdem Maik Wehn und Felix Wiemers ihren eigentlich klar stärkeren Gegner mit sauberen Ausführungen in Summe „nur“ fünf Punkte überlassen hatten. Sunny Fiecker verkürzte mit einer prima Leistung um drei Punkte, ehe Artur Davtyan trotz eines Sturzes auf der Schlussbahn zum 5:5 ausglich – es wäre aber mehr möglich gewesen.
Am Pferd gab es zwar keine Absteiger, doch Vincent Brusch und Fiecker brachten ihre Kür jeweils nur mit Hängen und Würgen zum Abschluss, so dass es jeweils drei Punkte Abzug für die Ausführung gab – und deshalb auch sechs „Scorer“ für Koblenz. Felix Weber nutzte jedoch einen Patzer seines Konkurrenten Alexander Heinrich für drei Punkte und Artur Davtyan gewann für die KTV das „Ausländerduell“ gegen den Niederländer Loran de Munck – allerdings nur mit 2:0, so dass Koblenz das Gerät 6:5 gewann.
Ohne nennenswerte Fehler kamen beide Parteien an den Ringen durch, Koblenz war in Summe aber eine Spur sauberer und hochklassiger unterwegs – die Gastgeber gewannen auch dieses Gerät mit 8:5.
Erster Saisonsieg am Sprung
Der Sprung wurde mit 8:7 erstmals in dieser Saison eine Beute der Oberen Lahn, weil Maik Wehn einen Sturz seines Gegners nutzte und Artur Davtyan mit einer Doppelsalto und Zusatzschraube die Tagesbestnote von 14,70 Punkten sowie fünf Scorer einstrich. Michel Bürgel und Marvin Schuster verloren zwar ihre Duelle, begrenzten mit soliden Landungen aber den Schaden.
Andrey Likhovitskiy in Frankreich
Der 7:3-Gerätsieg am Barren, zu dem Fiecker mit einem Remis sowie Weber und Davtyan mit klar gewonnen Duellen beitrugen, brachte erstmals die Führung und schürte noch einmal Hoffnung – doch dann war Koblenz am Reck klar besser. „Wir hätten fünf, sechs Punkte Vorsprung gebraucht oder die Koblenzer hätten Fehler machen müssen. Das haben sie aber nicht getan“, resümierte Albert Wiemers.
Mit Andrey Likhovitskiy, der diesmal für den französischen Erstligisten La Madeleine im Einsatz war und zudem private Verpflichtungen in Frankreich hatte, wären insgesamt fünf, sechs Score-Punkte mehr drin gewesen – ob dadurch der ganze Wettkampf hätte gekippt werden können, ist aber Spekulation. Entscheidender waren die eigenen Fehler, die zu Verlusten führten.
„Letztes Jahr haben wir viele Wettkämpfe knapp gewonnen und sind damit aufgestiegen, diesmal war es andersrum“, stellte Felix Weber fest und ergänzte: „Jetzt müssen wir schauen, dass wir im nächsten Jahr das ganze wieder umdrehen. Dafür müssen wir die nächsten zehn Monate gut trainieren.“
KTV Koblenz40
KTV Obere Lahn 32
281,30:277,20; Gerätpunkte: 7:5
Boden
Schall - Wehn 12,50:11,25 4:0
Kosyanov - Wiemers 11,70:11,55 1:0
Salzmann - Fiecker 10,95:11,80 0:3
Hofmann - Davtyan 11,25:11,65 0:2
46,40:46,25 5:5
Pferd
Heinrich - Weber 9,60:10,50 0:3
Schall - Brusch 10,45:10,10 2:0
Salzmann - Fiecker 11,20:9,45 4:0
de Munck - Davtyan 13,40:13,90 0:2
44,65:43,95 6:5
Ringe
Salzmann - Brusch 11,40:10,35 4:0
Kosyanov - Fiecker 12,80:10,90 4:0
Heinrich - Weber 11,55:11,65 0:0
Schall - Davtyan 11,90:14,00 0:5
47,65:46,90 8:5
Sprung
Guschtyn - Wehn 11,50:12,05 0:3
Schall - Davtyan 12,65:14,70 0:5
Kosyanov - Bürgel 13,85:11,65 5:0
Hofmann - Schuster 12,50:12,05 2:0
50,50:50,45 7:8
Barren
Heinrich - Fiecker 11,35:11,25 0:0
de Munck - Wiemers 12,20:11,60 3:0
Klimenko - Weber 10,70:11,75 0:4
Salzmann - Davtyan 11,45:12,35 0:3
45,70:46,95 3:7
Reck
Heinrich - Fiecker 11,35:9,50 4:0
Kosyanov - Davtyan 12,55:13,00 0:2
Klimenko - Wiemers 12,75:11,10 4:0
Westphal - Wehn 9,75:9,10 3:0
46,40:42,70 11:2
Andere Resultate der 2. Bundesliga Nord
KTG Heidelberg - TG Saar II 39:22
Eintracht Frankfurt - KTV Fulda 48:30
TSG Grünstadt - TV Großen-Linden 42:19
Tabelle (nach 6 von 7 Wettkämpfen):
1. Eintracht Frankfurt 59:25 14:0
2. TSG Grünstadt 61:23 12:2
3. KTG Heidelberg 51:33 10:4
4. KTV Koblenz39:45 8:6
5. TG Saar II 51:33 6:8
6. TV Großen-Linden 33:51 4:10
7. KTV Fulda 18:66 2:12
8. KTV Obere Lahn 24:60 0:14