Volkholz. Wie der TuS Volkholz sein Jubiläum feiert und welche Anekdoten auf den Tisch kommen. In den 90ern phasenweise auf Augenhöhe mit dem SV Feudingen.
„Bis 350 Menschen können wir heute hier aufnehmen“, scherzt Gerhard Braun rund eine halbe Stunde vor Beginn der 50 Jahre-Jubiläumsfeier im Festzelt „am Siegerwald“. Über den Abend verteilt sind es rund 200 Mitglieder, Freunde und Gönner des TuS Volkholz, die zur Feier des Vereins kommen. Eine Zahl, die den Vorsitzenden stolz macht.
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„Wenn Bayern als weltgrößter Verein auf der einen Seite steht, stehen wir als TuS Volkholz auf der anderen. Und dennoch haben wir Zusammenhalt und Gemeinschaft, darauf kommt es für uns an“, erklärt Braun, der selber seit 26 Jahren Mitglied ist und fast ebenso lang in der Fußballmannschaft des Vereins spielt, der zunächst ein reiner Turnverein war und heute in der Kreisliga D beheimatet ist.
Und tatsächlich, blickt man sich im großen Festzelt um, sind fast ausschließlich in rot gekleidete Menschen zu sehen. Einige sind sogar mit einem Fan-Schal gekommen, um ihre Verbundenheit zu jenem Verein auszudrücken, der sie bis zu 50 Jahre bewegt. Einer von ihnen ist Guido Roth, der zusammen einem 15-köpfigen Festkomitee die Jubiläums-Feierlichkeiten organisiert hat.
Eigentlich steht der 50-Jährige noch selbst im Tor des TuS Volkholz, doch eine schwere Muskelverletzung setzt ihn aktuell außer Gefecht. Zuvor hat er rund 32 Jahre in der Fußballabteilung mitgearbeitet, hat den Aufstieg 1990 und die damit verbundenen legendären Feierlichkeiten miterlebt: „Das fiel alles auf das Schützenfestwochenende und war einfach sagenhaft“, erinnert sich Roth, der auch die Meisterschaft 2012 als aktiver Spieler miterlebte. „Sowas vergisst man einfach nicht.“
Kölsch und das Wechsel-Versprechen
Anekdoten wurden natürlich reichlich ausgetauscht aus dieser Zeit. „Damals war hier eine richtige Fußball-Euphorie im Ort“, erinnert sich Leo Kölsch, der als „Eingeheirateter“ aus dem Siegerland immer wieder von Freunden und Nachbarn auf einen möglichen Vereinswechsel angesprochen wurde.
Kölsch, der in der Netphener A-Jugend in der Westfalenliga und bei den Männern für Johannland in der Bezirksklasse kickte, schmunzelt im Rückblick: „Die haben einfach nicht locker gelassen. Da habe ich gesagt: ,Wenn ihr den Aufstieg in die Kreisliga B schafft, dann komme ich.’“
Kölsch hielt Wort und zählte zu dem Team, das in die Kreisliga A aufstieg und sich dort mit Fußballern wie Michael Stöcker, Uli und Lothar Hackler, Olaf Wunderlich oder Michael Klein mehrere Jahre hielt – und in einigen Wochen in der Tabelle sogar vor dem „großen Nachbarn“ SV Feudingen stand. „Wir hatten eine echt gute Mannschaft und in den Derbys gegen Feudingen kamen über 500 Zuschauer“, sagt Klein, der sich auch an einige heiße Entscheidungsspiele und an die Zusammenkünfte nach dem Spiel in Glashütte gerne erinnert: „Das war schon eine lustige Zeit.“
Lustig ging es auch zu bei den „Jägermeisterschaften“, die der TuS mehrere Jahre lang im Feudinger Tannenwaldstadion organisierte. Dort ging es, wie an vielen anderen Standorten in Deutschland, u, die Deutschen Meisterschaft im Torwandschießen. Ausgerichtet wurde diese vom Namensgeber selbst, dem bekannten Kräuterlikörhersteller.
„TuS-Ultra“ begleitet den Titel 2012
Diesen Stolz und auch diese Gemeinschaft werden im Verlaufe des Abends nochmals in den Festreden deutlich. Nicht nur Braun hebt hervor, wie „viel Spaß das Vereinsleben, in dem man zusammen durch Höhen und Tiefen gegangen ist und zusammen gelacht und geweint hat“, mache.
Auch der Schützenverein Glashütte, eng mit dem TuS verwurzelt, betont dies. Der Großvater von Gastredner Kevin Roth war zum Beispiel einer der Gründungsmitglieder des TuS, er selbst sei zudem im Meisterjahr 2012 als „TuS-Ultra“ zu jedem Spiel gefahren. „Es ist wichtig, dass wir zusammenhalten, denn in der Einigkeit liegt die Stärke“, sinniert Roth weiter und lässt direkt Taten sprechen.
Fünf Vereinsikonen werden geehrt
Als Gastgeschenk überreicht er ein dickes schwarzes Sparschwein, welches in besagter Meistersaison an jedem Spieltag als Spendenbox für den Verein fungierte. Das innere des Schweinchens haben die Glashütter Schützen mit einem Geldbetrag gefüllt, der als Startkapital für eine neue Fahne des TuS Volkholz dienen soll – wohl die meisten der tobenden Gäste haben die Bilder der Gala-Saison noch vor Augen. Doch nicht nur vereins- und dorfintern hat der TuS Volkholz Freunde, sondern auch darüber hinaus.
So waren die Nachbarvereine vor Ort, um zu gratulieren. Für den FC Benfe kamen Markus Six und Patrick Stöcker ins Festzelt, den TuS Erndtebrück vertrat Dirk Beitzel. Auch der VfB Banfe (André Bäcker) und die SG Laasphe/Niederlaasphe (Marcel Zyber) machten dem Club mit Präsenten ihre Aufwartung
Zur Leistung des kleinen Vereins haben Beitzel und Zyber eindeutige Meinungen. „Das ist schon sehr bemerkenswert, wie sich der TuS Volkholz seit 50 Jahren am Leben hält“, erklärte der TuS-Vorsitzende und erklärte, wohlwissend wie es im Sommer um die eigene Reserve stand, dass er sehr auf den Fortbestand der Volkholzer hoffe.
Zyber zollte ebenfalls seinen Respekt: „Ich kann nur meine allergrößten Glückwünsche an den TuS richten, denn sowas aufrecht zu erhalten, ist nie einfach.“ Während des Abends liefen parallel die vergangenen 50 Jahre in Form von 2700 Fotos auf einer Großleinwand als Diashow ab. Immer wieder gehen Blicke und Finger in Richtung Leinwand, denn dort sind die meisten anwesenden Gäste zu sehen – egal, ob es die vom Vorstand geehrten Vereinsikonen Alfred Haßler, Rainer Wolkener, Walter Schmidt, Hans Joachim Schneider oder Günther Wunderlich sind. Oder eben die neue Generation, von der der Verein laut Braun aktuell „guten Zulauf“ erfährt.
Das Innenleben des TuS Volkholz ist intakt, das haben nicht nur die vergangenen 50 Jahre gezeigt, sondern auch das Jubiläumsjahr 2019.