Volkholz. Ein halbes Jahrhundert liegt hinter dem TuS Volkholz. Eine echte Achterbahnfahrt der Gefühle mussten die Mitglieder dabei mitmachen.
Das Jahr 1969 geht als Jahr der Veränderungen in die Geschichte der Welt ein. Mit Neil Amstrong betritt der erste Mensch den Mond, das Internet wird geboren, Willy Brandt wird Kanzler der Bundesrepublik Deutschland und das Woodstock-Festival begeistert knapp 400.000 Menschen.
Doch nicht nur auf der großen Weltbühne kommt es zu Veränderungen. Denn auch im 350-Seelenort Volkholz machten sich in diesem besagten Jahr 1969 eine Handvoll Wittgensteiner auf, um Geschichte zu schreiben – Vereinsgeschichte besser gesagt.
Denn Alfred Haßler, Willi Schmidt, Friedhelm Weber, Ernst Schmidt und Horst Lichtner waren der Ansicht: Wenn der benachbarte TV Feudingen eine Turnabteilung auf die Beine stellt, dann kann ihr Heimatort dies auch vollbringen. „Wir haben uns gedacht: Das können wir doch selber machen. Wir hatten eine schöne Turnhalle – und dann haben wir Nägel mit Köpfen gemacht“, erinnert sich Alfred Haßler zurück. Mit seinen Volkholzer Kumpels gründete er schließlich am 3. März 1969 den TV Volkholz, der sich schnell großer Beliebtheit erfreute. „Ruckzuck hatten wir 15 bis 20 Mitglieder – und die Resonanz aus dem Dorf war hervorragend.“
Auf das Hoch folgt die Depression
Der Verein florierte über die künftigen Jahre. Und unter der Leitung des Vorsitzenden Willi Schmidt besuchte man Wettkämpfe, nutzte die Gerätschaften um und in der Turnhalle bestens aus, organisierte
einige Veranstaltungen selbst. Haßler selbst wurde als Übungsleiter eingesetzt, die dafür nötigen Fähigkeiten brachte sich das Gründungsmitglied einst selbst bei.
Doch die „fetten Jahre“ des TV Volkholz sollten tatsächlich schneller gezählt sein, als seine Gründer sich das hätten ausmalen können. Bei der Veranstaltung eines Volkswandertages hatten die Organisatoren vergessen, das Event im Vorfeld auszuschreiben. Außerdem hatte man für die vermeintlich zahlreichen Besucher extra Plaketten anfertigen lassen – doch kaum jemand tauchte auf. Ein schicksalhafter Tag, der den Verein zu diesem Zeitpunkt fast ruiniert hätte. Ein Tag, der ein großes Loch in die Vereinskasse des TV riss und Willi Schmidt zum Rücktritt als Vorsitzenden zwang.
„Danach passierte lange Jahre nichts mehr im Verein. Wir sind damals mit einem großen Minus aus der Sache rausgegangen“, weiß auch Walter Schmidt, der fast zehn Jahre später maßgeblichen Anteil daran hatte, dass der Volkholzer Turnverein aus seinem Dornröschenschlaf geweckt wurde.
Denn im Jahr 1987 sollte der TV Volkholz tatsächlich nochmal seinen zweiten Frühling feiern – wenngleich auch unter anderem Namen.
Vom Hobby-Kick zum A-Ligisten
Anfang der 80er-Jahre bereits „bolzten“ Schmidt und seine Kumpels, darunter auch der spätere langjährige erste Vorsitzende Volker Benfer, in der spärlich genutzten Sporthalle in Volkholz – sehr zum Ärger vom damaligen Ortsvorstehers Arthur Schneider, wie sich Schmidt mit einem Schmunzeln zurückerinnerte. Halb legal also ließen sich die Hobby-Kicker nicht von ihrer Leidenschaft abhalten und es bildete sich langsam, aber sicher ein kleiner „Stamm“ an Fußballern, der schließlich 1987 seine Chance witterte – und erneut „Nägel mit Köpfen“ machte, den Verein kurzerhand in TuS Volkholz umbenannte und eine Fußball-Abteilung gründete.
„Wir hatten damals das Glück, dass viele Volkholzer Fußballer bei ihren Vereinen nicht zufrieden waren. Wir bekamen auf einen Schlag 20 Spieler, die zusätzlich noch eine enorme Qualität mitbrachten“, erinnert sich auch Volker Benfer zurück. Besonders die Verpflichtung von Rainer Kolke als Spielertrainer schlug damals hohe Wellen, wechselte der Übungsleiter immerhin vom Nachbarverein Feudingen zum neugegründeten TuS.
Wilde Achterbahn-Fahrt geht weiter
Doch sowohl Kolke, als auch die Mitglieder und Vorantreiber der Volkholzer sollten ihre neuerliche Entscheidung nicht bereuen. Binnen weniger Jahren machten sich die TuS-Fußballer einen Namen in Wittgenstein. Sie stiegen nach zwei Jahren in die B-Liga auf, ehe es nach zwei weitere Jahre zum größten Coup der Vereinsgeschichte kam, indem man den VfL Bad Berleburg II mit 2:0 im Aufstiegsspiel zur A-Liga besiegte – und anschließend auf dem eigenen Schützenfest die Nacht zum Tag machte. „Die Feierlichkeiten dauerten gewiss eine ganze Woche an“, versicherte Benfer.
Neun Jahre hielt sich der Dorfverein im Konzert der Großen, ehe es 1999 zum Abstieg kam. Danach ging es jedoch rapide bergab für die Volkholzer, die besonders in der Zeit zwischen 2002 und 2005 arge Probleme mit dem Nachwuchs hatten. Aus der einstigen Meister-Elf hörten viele Spieler auf. Seit dem Jahr 2014 ist der Verein in der D-Liga beheimatet. „Wir müssen das alles positiv sehen. Wir sind immer noch hier! Es läuft reibungslos und wir haben viele junge Leute integriert. Unser Fokus ist es, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten und gemeinsam Spaß zu haben“, erklärte Marco Wunderlich, Sportdirektor der Volkholzer, die Ausrichtung des Vereins in den nächsten Jahren.
Aufregende 50 Jahre liegen also hinter dem TuS Volkholz. Schöne Erinnerungen und herbe Enttäuschungen, oder wie es Alfred Haßler treffend ausdrückte: „Es war wie das Wetter. Es gab Hochs und Tiefs.“
In der Tat beschreibt das Gründungsmitglied die aufregende Achterbahn-Fahrt seines Herzensvereins somit wohl am besten. Und zumindest für die Mitglieder des TuS Volkholz ist die Gründung des Vereins wohl genau so wichtig wie die Mondlandung.
Jubiläumsfeier des TuS Volkholz am Samstagabend
Am kommenden Samstag, 26. Oktober, feiert der TuS Volkholz auf dem Festplatz „Am Siegerwald“ im beheizten Schützenvereinszelt ab 19 Uhr sein Jubiläum. Nach ein paar Grußworten sorgen zwei DJs für musikalische Unterhaltung. Der Verein lädt herzlich ein.