Hamm. Vorgeplänkel zwischen Erndtebrück und Hamm setzt sich im Nachklang fort. „Wenn du das nicht abkannst, hast du beim Fußball nichts verloren.“
Meistens laufen Pressekonferenzen in der Fußball-Oberliga unspektakulär ab. Vor einer Sponsorenwand geben die beiden Trainer nach Anmoderation durch einen Moderator eine nüchtern-sachliche Analyse des Geschehenen ab, meist garniert mit – je nach Resultat – anerkennenden oder aufbauenden Worten für den Gegner. Die PK nach dem 2:0-Sieg des TuS Erndtebrück bei der Hammer SpVg fiel nicht total aus dem Rahmen. Für ein Stirnrunzeln oder Schmunzeln sorgten die Ausführungen jedoch, die es zum Säbelrasseln vor dem Spiel gab.
„Es wurden ja einige verbale Spitzen in Richtung Erndtebrück vergeben. Das hat uns sehr gut getan, das habe ich in die Kabine gehangen“, merkte TuS-Trainer Alfonso Rubio Doblas nach seiner Spielanalyse an, womit er sich auf die Ankündigung seines Trainerkollegen René Lewejohann bezog. Der hatte im Vorfeld martialisch angekündigt: „Meine Jungs sind Krieger. Sie werden mit Schaum vor dem Mund auflaufen.“
„Nicht despektierlich gemeint“
Aggressiv ging Hamm in diesem Spiel, in dem ein Sieg im Grunde für beide Seiten Pflicht war, tatsächlich zu Werke – angesichts einer Gelb-Roten Karte vielleicht sogar zu sehr. Erndtebrück bot aber Paroli. „Die Wahrheit liegt immer auf dem Platz, nicht vorher. Meine Jungs haben die richtige Antwort gegeben. Ich freue mich“, sagte Rubio Doblas, der den Ruf hat, ein Heißsporn zu sein – und damit gut leben kann.
Lewejohann hat einen ähnlichen Ruf und antwortete prompt, wobei er seinen Kollegen ebensowenig anblickte wie dieser zuvor ihn. „Ich denke, dass das dazugehört. Das ist nicht despektierlich gemeint, sondern einfach nur, um ein bisschen Salz in die Suppe zu geben“, sagte Lewejohann: „Wenn du das nicht abkannst, dann hast du beim Fußball nichts verloren.“
In Erndtebrück hatte man im Vorfeld Verwunderung über das „Sprücheklopfen“ geäußert. Darum sei es aber nicht gegangen, erläuterte Lewejohann: „Wir haben eine junge Truppe, es gilt natürlich, die zu motivieren. Mehr ist es nicht gewesen. Da kann man auch mehr reininterpretieren, als überhaupt ist.“ Nicht falsch zu verstehen war, wie die Trainer auseinandergingen: Händeschüttelnd, lächelnd und noch einige Worte ohne Mikrofon austauschend. Lewejohanns Ausführungen zum „Salz in der Suppe“ dürften so falsch nicht sein – die Feststellung, dass man damit aber auch den Gegner pusht, jedoch auch.
Das sinkende Schiff
Bemerkenswert waren zuvor noch die Schlussworte von Lewejohann, die den Hammer Fans Sorgen machen dürften. „Ich stelle mich weiter der Aufgabe. Ich werde das sinkende Schiff“, sagte Lewejohann und schob schnell ein „in Anführungsstrichen“ dazwischen: „nicht verlassen. Noch ist es ja nicht gesunken.“ Gespielt sind elf von 34 Spieltagen, nach denen die Hammer SpVg vier Punkte auf dem Konto hat.
„Man steckt schon irgendwo tief in der Sch…. . Aber dessen muss man sich bewusst sein und dessen sind wir uns bewusst. Wenn du offen mit der Situation umgehst, ist das der erste Schritt in die richtige Richtung“, findet Lewejohann: „Wir werden weiter hart arbeiten, die Jungs entwickeln und oberliga-tauglich machen, damit wir für den ersten Dreier in Frage kommen.“