Der Laie verbindet Kugelstoßen oft nur mit Wucht, Dynamik, Elan. Doch bei der anspruchsvollen Sportart kommt es auch auf die richtige Technik an.
Wucht, Dynamik, Elan – mehr ist es selten, was der Laie wahrnimmt, wenn er Kugelstoßen schaut. Wieviel in Wahrheit dahintersteckt, zeigt allein die Phase bis zum Stoß, das sogenannte Angleiten. Welch’ herrliches Paradoxon! Hier die volle Power und der in professionellen Ebenen meist kräftige Körper, dort das so grazil anmutende Gleiten, irgendwo zwischen Segelsport und Flugkunst. Und eben dieser Widerspruch macht am Ende den Unterschied im Kugelstoßen aus. Nur wer beides beherrscht, kann diese uralte Sportart, die schon der Dichter Homer in seiner Ilias erwähnt, auch erfolgreich betreiben.
Das zeigt sich schließlich in nackten Zahlen, wie Ricarda Wied-Bernshausen, Athletin der LG Wittgenstein und Trainerin des TV Laasphe aufzeigt: „Richtiges Angleiten kann schlussendlich bis zu einem Meter mehr bedeuten.“ Standstoß, Rückenstoß- oder Drehstoßtechnik: dass Kugelstoßen eine technisch äußerst anspruchsvolle Disziplin ist, zeigen schon die unterschiedlichen Methoden. Die gängigste Art ist laut Wied-Bernshausen die Rückenstoßtechnik: „Der eigentliche Stoß kommt aus den Beinen. Eben dafür ist das Angleiten wichtig, damit man in die richtige Stoßauslage kommt. Wichtig ist auch, dass das Angleiten flach durchgeführt wird. Dabei sollte der Körper unten und die Hüfte auf einer Linie bleiben und nicht auf- und abspringen, da sonst zu viel Energie verloren wird“, so Wied-Bernshausen. Sie merken schon: Kugelstoßen ist weitaus mehr, als das Stoßen einer Kugel. Und das hat vor allem mit Angleiten zu tun.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Sprache des Sports #5: Slashen wie van Bommel
Die Sprache des Sports #4: „Float“-Aufschläge im Volleyball: Schwebe und gewinne