Birkelbach. . Bei den Dickhauts wird jeder nach seiner Fasson glücklich. Damit das klappt, ist eine pfiffige Organisation bei Fahrten und beim Essen nötig.
In der Garage spielt das Auto nach den Fahrrädern nur die zweite Geige – bestenfalls. Die Freifläche im Treppenhaus gehört dem Crosstrainer und an der Kletterstange im Wohnzimmer turnt gerade Marcel herum, der Jüngste der Familie. Wer die Dickhauts in Birkelbach besucht, kann nicht übersehen, dass Sport eine wichtige Rolle spielt. Ungewöhnlich ist das an sich nicht – sportliche Familien gibt es viele, gerade auch in Birkelbach. Bemerkenswert ist da schon eher die Tatsache, dass hier jeder einer anderen Leidenschaft nachgeht. Der gemeinsame Nenner ist die Ausdauer: Alle sind gut darin, wenn es darum geht, lange durchzuhalten und das Laktakt im Körper zu ignorieren.
Laufen ist die Sache von Miriam Dickhaut, die vor fünf Jahren mit regelmäßigem Laufen angefangen hat – so regelmäßig, dass sie schnell auch einen Halbmarathon schaffte und inzwischen traurig ist, wenn sie mal nicht laufen kann. „Dem Körper fehlt was, man will wieder fit sein und wird schneller motzig“, stellt die 43-Jährige fest, die wegen „Rücken“ aktuell pausieren muss, sich das Motzige aber zum Glück nicht anmerken lässt.
Der Radsport-Experte der Familie ist Marcus (53). Er hat schon einige Pokale bei MTB-Marathons gewonnen und lotet gerne aus, was die Beine alles schaffen. Mit dem Rad ans Meer an einem Tag? Auch das hat Dickhaut geschafft, 450 km bis Cuxhaven. „Der Gedanke ist der Ursprung von allem. Man muss nicht alles schaffen, aber man kann es probieren“, sagt der Marcus, der das Rad als Kind nur nutzte, um von A nach B zu kommen. „Wegen Verletzungen war Radfahren irgendwann das Einzige, was noch ging“, sagt Marcus, der im Erndtebrücker Wellerstal groß wurde – Skispringer bzw. Nordischer Kombinierer zu werden, war im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend.
Nudeln, Müsli, Vollkornpizza
Die Wellerstalschanze ist längst verwittert, Sohn Marcel tritt stattdessen auf der Anlage in Rückershausen in seine Fußstapfen. Der Neunjährige gilt als großes Talent, ist in seinem Alter der wohl beste Springer in Nord- und Westdeutschland und läuft wie ein Gewitter – die leicht roten Haare und die gute Veranlagung für den Ausdauersport hat er ebenso geerbt wie seine Schwester Mailin, die bei der Rothaar-Laufserie meist die volle Punktzahl abräumt, obwohl sie am liebsten zum Schwimmen geht. Zweimal in der Woche kommt Ski-Inline-Slalom hinzu. „Ein Sport den wir alle zusammen machen, ist Klettern“, sagt die 14-Jährige: „Wenn wir alle mal nichts anderes vorhaben.“
Was nicht so oft vorkommt. „Das klappt vielleicht zwei Mal im Jahr. Zusammen Radfahren oder Wandern kommt öfter vor“, schmunzelt Miriam Dickhaut, die jeden Tag viel zu tun hat, ihre Ausdauer-Asse satt zu bekommen. Ständige Pasta-Partys im Hause Dickhaut? „Kartoffeln und Nudeln gibt es schon viel, auch Bananen. Aber ich gucke, dass es nicht nur die kurzkettigen Kohlenhydrate sind“, erklärt Miriam Dickhaut, die auch mal eine Vollkorn-Pizza zubereitet, täglich Gemüse dazustellt und beim Frühstück auf Müsli schwört: „Das hält lange vor.“
Auch in Sachen Planung und Organisation ist sie die Chefin. „Ich mache meine Laufeinheiten oft dann, wenn die Kinder ihren Sport machen. Sonst ist es zeitlich einfach nicht möglich“, erklärt sie mit Verweis darauf, dass beide Elternteile normal arbeiten gehen.
Der Umstand, dass beide Kinder ihren Sport nicht im eigenen Ort ausüben, treibt interessante Blüten: „Manchmal fährt Marcus die Kinder mit dem Auto hin und mit dem Rad zurück, ich laufe hin und nehme sie im Auto mit zurück.“ Kann man so machen, doch die Eltern haben auch schon Unverständnis dafür zu hören bekommen, die Kinder zum Training nach Winterberg oder Rückershausen zu fahren.
Mut und kalkuliertes Risiko
„Für uns ist das normal. Ich habe den Sport früher auch gemacht und Marcel fühlt sich da wohl. Und es ist schön, wenn man sieht, was ihm die Trainer da alles beibringen“, sagt Marcus. Dass Marcel auf der Schanze einen Sport macht, der auch risikobehaftet ist, akzeptieren die Eltern. „Er hat den Mut dazu. Als er angefangen hat, hatte er ein paar heftige Stürze. Jetzt kann er sich sehr gut einschätzen und denkt darüber nach, bevor er etwas macht“, sagt die Mama: „Das war auch schon beim Bäumeklettern so.“
Darüber, dass ihr Mann sie seit dem Kennenlernen vor 20 Jahren zu regelmäßigerem Sport animierte und die Kinder sie nun ebenfalls auf Trab halten, ist Miriam Dickhaut froh: „Je flotter man wird, desto mehr Spaß macht das Laufen oder Radfahren. Man kommt weiter und nimmt mehr Eindrücke mit.“
Weitere Teile von „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“
# 1: Familie Klose: „Skisportverseucht“ in der dritten Generation
# 2: Familie Linde: In den Farben getrennt, im Herzen vereint
# 3: Familie Wickel: Tischtennis-Familie Wickel: Wie der Vater, so der Sohn