Kaltenbrunn. . Lilli Bultmann gewinnt trotz eines Blackouts vorzeitig den Deutschlandpokal. Die WSV-Staffel dank einer Glanzleistung von Lisa Witten auf Platz 5
Ein großer Triumph, ein Blackout in der Strafrunde und ein Staffelrennen, das einer Achterbahnfahrt glich – die Deutschen Meisterschaften der Biathlon-Jugend nahmen aus Sicht des VfL Bad Berleburg einen turbulenten Verlauf. Als „supertoll“ ordnete Steffen Richter, Biathlon-Sportwart und Vereinstrainer im VfL Bad Berleburg, die Resultate aus Kaltenbrunn ein. Im zwischen Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald gelegenen Biathlon-Stadion hatte die Staffel der 16- und 17-jährigen Frauen des Westdeutschen Skiverbandes auf Platz 5 geschafft, was in der „Wintersport-Diaspora“ in nicht allzu vielen Jahrgängen gelingt. Die Basis dazu legte Lisa Witten vom VfL Bad Berleburg mit einer glänzenden Leistung als Startläuferin.
Wichtiger noch: Lilli Bultmann, die ebenfalls für den VfL läuft, machte einen Tag nach der Silbermedaille im Einzel der Altersklasse 16 am Freitag auch den Gesamtsieg im Deutschlandpokal ihres Jahrgangs perfekt – und dies bereits drei Wochen vor dem Saisonfinale in Ruhpolding.
Die Bad Berleburgerin sah sich von einem gewissen Druck befreit und hielt nach dem kräftezehrenden Wochenende mit drei Wettkämpfen fest: „So kann ich entspannt nach Ruhpolding fahren und die Rennen dort ein bisschen genießen. Dieses Wochenende war schon sehr nervenaufreibend.“
Aus allen Wolken gefallen
Damit spielte sie einerseits auf den Freitag an, als die Sportler einige Stunden auf die endgültige Ergebnisliste warten mussten. Doch auch der Samstag hatte es in sich. Im Ziel wähnte sich Lilli Bultmann erneut auf dem Silberrang und strahlte nach einer läuferischen Turbo-Leistung über beide Wangen – und fiel aus allen Wolken, als sie Kunde von einer zwei-Minuten-Strafe gegen sich bekam, was „nur“ Platz 14 bedeutete.
Grund war ein Blackout in der Strafrunde, in welcher der Puls in der Regel schon wieder bei 180 Schlägen pro Minute liegt. Nach ungewohnten vier Fehlern beim Stehendschießen hatte sich Lilli schlicht verzählt und eine Runde vergessen – dafür sieht die Regel 120 Sekunden Strafe vor.
Gesamtsieg überstrahlt alles
„Das war ein bisschen schusselig von mir. Ich hatte noch darüber nachgedacht, wie viele Runden ich schon gemacht hatte, war mir aber sicher, dass es schon vier waren“, erinnert sich Bultmann, für die es nach Hochrechnung ihrer Trainerin Susen Fischer wohl „Bronze“ geworden wäre, wenn sie die vierte Zusatzrunde (150 Meter) wie erforderlich gelaufen wäre. Zugleich zeigt dies aber auch die läuferische Klasse der Wittgensteinerin – normalerweise ist im Biathlon bei vier Strafrunden im Sprint kein Podestplatz mehr möglich.
Die Gewissheit, den Gesamtsieg im Deutschlandpokal nun auch rechnerisch vorzeitig sicher zu haben, war allemal ein guter Trost. „Die Gesamtwertung ist im Endeffekt das Wichtigste, weil es dort um die Kaderplätze im Verband geht“, erklärt Lilli Bultmann, die den Erfolg gestern mit dem Bestellen einer Riesen-Pizza feierte.
Abwechslungsreiches Staffelrennen
Zuvor stand noch das Staffelrennen auf dem Programm, in dem Lisa Witten die beste Leistung der drei WSV-Läuferinnen zeigte. Nach sechs Kilometern und 19:26 Minuten hatte sie mit nur zwei Nachladern an Position drei übergeben, was Sarah Hartmann (SC Neuastenberg/Langewiese) nicht ganz halten konnte – sie musste vor allem in der Loipe Boden verloren geben, vermied bei fünf Nachladern aber immerhin eine Strafrunde und übergab an Position acht an Lilli Bultmann. Die Berleburgerin legte furios los und stieß nach fehlerfreien Liegendschießen auf Platz vier vor, ehe eine „alles-oder-nichts“-Schießeinlage beim Stehendschießen in eine Strafrunde und Platz fünf mündete. „Wenn ich alles getroffen hätte, wäre vielleicht noch Platz drei drin gewesen. So ist es schade, weil Lisa super gelaufen ist.“
Auch an den Tagen zuvor überzeugte Witten. Platz sieben im Einzel am Freitag und Platz sechs im Sprint am Samstag brachten sie in der Gesamtwertung des Deutschlandpokals erneut weiter nach vorn, inzwischen auf Platz sieben. „Lisa hat es wirklich sehr gut gemacht. Im Sprint war sogar eine Medaille drin, die ersten sieben Schuss waren alle im Ziel“, freute sich Landestrainer Günther Lehmann, der angesichts zweier Fehler ergänzte: „Dann fängt leider oft das Nachdenken darüber an, was alles möglich ist.“
Für Jessica Schreiber (Weibliche Jugend II / AK 18/19) begann das Wochenende mit Platz sieben im Einzel prima, am Samstag machte sich jedoch ein Infekt bemerkbar, wegen dem die Wemlighäuserin beim Staffelrennen am Sonntag passen musste. Im Sprint reichte es in 20:22,0 Minuten und 1:37 Minuten Rückstand zur Siegerin immerhin noch zu Platz 13, wobei insgesamt drei Schießfehler bzw. Strafrunden ein besseres Resultat verhinderten. In der Gesamtwertung ist Jessica Schreiber aktuell Elfte. Krankheitsbedingt pausieren musste mit Birger Hartmann der einzige männliche VfL-Läufer im Deutschlandpokal.