Birkelbach. . Die Thekenmannschaft Blue Shorts Balde geht in ihr zehntes Jahr – und das im Kern in unveränderter Besetzung. Warum ein Waschbär das Wappen ziert
Die Blue Shorts Balde haben zwar keinen Vorstand und keine Satzung, aber eigene Zigarettenschachteln, Aufkleber und beflockte Trikots. Ersteres ist üblich in dem Rahmen, in dem dieser nicht eingetragene „Verein“ zusammenkommt, nämlich bei Thekenturnieren. Die Accessoires sind dort bereits die Ausnahme – ebenso wie der Umstand, dass die Blue Shorts in diesem Jahr ihr „Zehnjähriges“ feiern können, denn Thekenmannschaften haben per Definition eher einen flüchtigen Charakter.
Entstanden sind die Blue Shorts, wie sollte es anderes sein, aus einer Bierlaune heraus. Fünf frischgebackene Abiturienten des Bad Laaspher Gymnasiums zelteten im Sommer 2009 am Edersee und diskutierten den Teamnamen für ein anstehendes Hobbyturnier. „Wir fanden die neu gegründeten Vereine Deportivo Arfeld und Red Sox Allenbach klasse und haben nach etwas Vergleichbarem gesucht“, erinnert sich der Birkelbacher Andreas Dreisbach am Rande des Thekenturniers des SV Schameder: „Wir wollten etwas ähnlich griffiges und einen Ort, der noch keinen Fußballverein hat.“
Neuzugänge „nach Sympathie“
Da lag der 253-Seelen-Ort Balde im wahrsten Sinne des Wortes nahe, denn die Gründer rekrutierten sich aus Schameder, Birkelbach und Weidenhausen. Aus Balde war im Gründer-Kreis nur Johannes Dickel dabei. Auch später kamen mit Steven Lichy und Dennis Neumann nur zwei „echte“ Balderaner hinzu.
Zehn Jahre und 49 Turniere später spielt die Mannschaft im Kern der Jahrgänge 1990 bis 1992 immer noch in gleicher Besetzung, aber bereits im vierten Trikotsatz. Für einige ist das Hobbyteam inzwischen Bindeglied zu Freunden, die sie sonst nicht mehr so oft zu Gesicht bekommen.
„Freunde sehen, Fußball spielen und Bier trinken“, so beschreibt Lars Marburger, was er mit dem Team verbindet. Der Erndtebrücker wohnt und arbeitet aktuell in München, hat für das Turnier in Birkelbach seinen „Heimaturlaub“ verlängert und ist für einige Turniere auch eigens hergefahren.
Fast alle Spieler der Blue Shorts sind auch in Vereinsmannschaften aktiv, in denen es ernsthaft zur Sache geht. Beim Neujahrsturnier am Samstag in Birkelbach hingegen sind Fußballspielen und Alkohol unübersehbar kein Widerspruch.
So bestreiten die Waschbären das Turnier durchaus mit Ehrgeiz. Körbchen mit Zielwasser gibt es zwischendurch aber auch. Einen Trinkerpokal haben die Blauhosen noch nie gewonnen, Turniere aber auch — jeweils in Weidenhausen – „nur“ drei. Vielleicht auch, weil abgesehen von Lichy kein Spieler bisher oberhalb der Kreisliga aktiv war.
„Neuzugänge werden nach Sympathie, nicht nach fußballerischer Qualität ausgewählt. Wenn wir mit zwei Teams antreten, wird die Zusammensetzung aus einem Hut ausgelost“, verrät Tim Beuter, der nicht nur Chefstatistiker, sondern auch Rekordspieler und -torschütze des Teams ist. Beim kommenden Turnier ist für ihn die Marke von 250 Einsätzen fällig.
Gelebte Basisdemokratie
„Das klingt alles bescheuert, aber es macht Spaß“, sagt Niklas Brachmann, der von „gelebter Basisdemokratie“ spricht, weil alle Entscheidungen des Teams gemeinsam abgestimmt werden – etwa zuletzt bei der Wahl der neuen Trikots. Als Kommunikationsweg hat sich die Smartphone-Anwendung „Whatsapp“ etabliert. „Den Chat habe ich seit 2013 archiviert“, erzählt Lars Marburger, der Spaß daran hat, durch alte Anekdoten und Albernheiten zu scrollen.
Für die Schulfreunde von einst sind die Blue Shorts inzwischen eine wichtige Sache. Niklas Brachmann: „Hier hat heute ein neues U20-Team mitgespielt, das früh ausgeschieden ist. Denen haben wir geraten: ,Macht weiter, auch wenn ihr diesmal keine Chance hattet.’“
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Auch das Emblem der Blue Shorts hat seinen Ursprung vom Zeltlager am Edersee. Weil dort extrem viele Waschbären unterwegs sind, prangt der Pelzträger heute als Wappentier auf dem Trikot der Thekenmannschaft.
Dass die Blue-Shorts-Gründer am Edersee auf viele Waschbären stießen, ist kein Zufall. Nachdem dort zwei Pärchen im April 1934 ausgesetzt wurden, verbreiteten sich die Säuger von hier aus über Deutschland und Europa.