Möllmicke. Der größte Fußballverein im Wendschen ist der FC Möllmicke. Halt! Da kommt zu Recht Widerspruch. Aber einen Top-Wert hat der Klub doch.
Es ist nicht die Mitgliederzahl oder die sportliche Stellung - die „Erste“ entging dem Abstieg aus der Kreisliga A erst in der Relegation. Vielmehr ist es die Zahl der gemeldeten Mannschaften.
Im Jugendbereich unterhalten die Möllmicker Spielgemeinschaften mit dem FSV Gerlingen und dem SV Ottfingen, in der E- bis G-Junioren sind sie eigenständig, die F- und E-Jugend haben zweite Mannschaften. Dort tummeln sich, wie wohl in allen Fußballvereinen, die meisten Spieler, während es „im oberen Bereich leider nicht ganz so viele“ seien, wie Daniel Henne, 1. Vorsitzender des Vereins, erklärte. Hinzu kommen natürlich noch die zwei Seniorenmannschaften und die Altliga. Dort sind die Grün-Weißen mit der Ü50, der Ü40 und der Ü32 vertreten.
Und die Frauen. Diese Mannschaft ist ein Phänomen, sie umfasst aktuell mehr als 30 Spielerinnen, und das in Zeiten, in denen es im Mädchen- und Frauenfußball wahrlich nicht zum Besten steht. „Wir sind im Februar, März nicht gestartet mit dem Ziel, dass wir unbedingt eine Damenmannschaft gründen wollen“, ließ Daniel Henne durchblicken, „es ist mehr oder weniger im lockeren Beisammensein entstanden.“
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Aber auf einmal ging’s los. Etwa fünf Mädchen mit Fußballerfahrungen waren da, dann kamen weniger Erfahrene hinzu, die vor wenigen Wochen zum ersten Mal einen Ball getreten und zum ersten Mal in ihrem Leben ein Paar Fußballschuhe gekauft haben. Die Damen kommen aus allen Altersklassen, bis Anfang Vierzig mit ihren Kindern, etliche mit dem Vorsatz, wieder etwas machen zu wollen, wenigstens einmal die Woche.“
„Wir probieren das jetzt einfach mal. Und wenn’s nicht klappt, dann haben wir es wenigstens probiert.“
Wo kommen die alle her? Viele größere Orte haben Mühe, überhaupt 15 Damen zusammen zu bekommen, und Möllmicke gehört nicht zu den größten Dörfern im Wendener Land. Daniel Henne: „Einige Spielerinnen kommen aus dem vereinsnahen Umfeld, wo auch die Männer vielleicht früher mal in Möllmicke gespielt haben und deren die Kinder im Verein sind, über die gesamte Gemeinde verstreut und auch welche, die längere Strecken in Kauf nehmen. Sie schätzen einfach das Gefühl, bei dem dabei zu sein, was sich hier entwickelt hat.“
Trainiert wird die Mannschaft vom Duo Jannik Eichert und Michael Niklas, beide sind Spieler der zweiten Mannschaft. Trainingsgestaltung mit 30 und mehr Spielerinnen hat natürlich auch was. „Definitiv“, antwortete der Vorsitzende, „Da muss man schon Planung und Zeit hineinstecken, dass das auch alles funktioniert.“ Das Niveau jedenfalls habe sich sehr zum Positiven entwickelt, es sei ein „enormer Sprung“ zu sehen.
Für fast jeden Boom gibt es einen Auslöser. Könnte der erfolgreiche, dramatisch gesicherte und von hunderten Fans umjubelte Sieg im Entscheidungsspiel um den Klassenerhalt mit hinein gespielt haben in die Euphorie? Daniel Henne: „Ich glaube, dass da ganz viele Faktoren mit hineinspielen.“ Da ist auch die Altersstruktur des Vorstandes. Der besteht aus 20 Mitgliedern, ebenfalls eine beeindruckende, ungewöhnliche Zahl. Henne selbst ist 29 Jahre und hat mit 26 Jahren angefangen. „Da sind viele erste Anfang zwanzig und dennoch schon ein paar Jahre dabei. Die bringen natürlich enorme Dynamik und Energie dort mit hinein.“ Die Philosophie des Vorstandes ist klar: „Wir probieren das jetzt einfach mal. Und wenn’s nicht klappt, dann haben wir es wenigstens probiert und nicht im Vorfeld schon gesagt, dass es nicht klappt.“
Diese große Anzahl von Mannschaften macht die Sportplatzbelegung im Schulzentrum Wenden zu einer Herausforderung. „Das ist vollkommen richtig“, antwortete Daniel Henne, „wir sind schon runter gegangen auf die 15-Minuten-Taktung, damit ich da besser planen kann. Das mal eine um viertel, vor sieben anfängt und die andere dann um viertel, nach sieben. Aber das funktioniert zum Glück sehr gut, weil alle Mannschaften mitziehen.“ Herausforderung, klar, aber: „Die ist allerdings nur einmal in der Saison anzunehmen. Wenn der Plan steht, klappt es gut.“
Das Klima im Verein lässt sich auch an einer Zahl ablesen. „Vor drei Jahren auf einer Weihnachtsfeier waren so 30 oder 40 Leute, inklusive Spieler. Diesmal mussten wir bei 120 einen Schnitt machen, weil die Halle nicht groß genug ist.“ Dass bedeute zwar mehr Arbeit, aber, so Daniel Henne: „Lieber so als andersrum.“