Gerlingen. Nach sieben Jahren bei der SG Finnentrop/Bamenohl und einem Jahr Pause, steht der Trainer nun am Bieberg in der Verantwortung. Warum er darin keinen Rückschritt sieht.

Akribie ist für Ralf Behle wichtig. Millimetergenau schiebt er das kleine Trainingstor auf dem Kunstrasen zurecht, während auf der anderen Seite des Platzes die Aufwärmphase seiner Mannschaft läuft. Alles muss perfekt sein, wenn die Übungen durchgeführt werden. Ungewohnt ist der Anblick schon. Nach sieben Jahren beim Oberligisten SG Finnentrop/Bamenohl steht Ralf Behle nun beim Landesliga-Absteiger FSV Gerlingen am Bieberg in der Verantwortung. Einen Rückschritt erkennt der Kirchhundemer darin nicht.

Ein Jahr Ruhe hat sich Ralf Behle nach den kräftezehrenden Jahren am Bamenohler Schloss verschrieben. „Die Zeit hat gut getan. Ich konnte viel mit der Familie unternehmen und hatte Zeit für Dinge, die sonst immer zu kurz kamen. Die Kinder haben sich auf darüber gefreut“, fasst Behle sein „Sabatical“, wie es auf Neudeutsch heißt, zusammen. Ganz losgelassen hat ihn der Fußball aber nicht. „Natürlich gab es immer mal wieder Anfragen, aber bis auf ein oder zwei, die etwas konkreter wurden, habe ich die direkt abgeblockt“, hätte er auch in der letzten Saison schon wieder arbeiten können, hat aber drauf verzichtet.

Konzept des FSV Gerlingen überzeugt Behle

Bis irgendwann im Herbst die Anfrage aus Gerlingen kam. Die überzeugte Ralf Behle, trotz der damals schon sportlich schwierigen Situation, die am Ende der Saison im Abstieg gipfelte. „Wir haben das vorher schon angesprochen, dass es auch in der Bezirksliga losgehen könnte. Das war aber kein Problem für mich. Entweder du gehst den Weg komplett mit oder du lässt es irgendwo sein. Ich habe ja nicht zugesagt, weil ich Landesliga trainieren wollte, sondern weil das Konzept von unten nach oben dementsprechend passte. Das ist sehr gut und war ein entscheidender Punkt“, erklärt Behle die Beweggründe, warum er sich letztlich für den FSV Gerlingen entschieden hatte.

Trotzdem tut ihm der Abstieg leid. „Das ist dann schade, dass es hinten raus noch in die Bezirksliga gegangen ist. Aber man muss auch ehrlich sein, das hab ich den Jungs auch gesagt, wenn du es in 30 Spielen nicht schaffst, ist es dann dann auch verdient. Das ist nicht schön, weil - so ehrlich muss man dann auch sein - wir dadurch ein bis eineinhalb Jahre verlieren. Wir müssen uns jetzt erstmal in der Bezirksliga etablieren. Die Mannschaft muss sich finden, es sind einige Jungs gegangen, andere sind hinzu gekommen“, sagt Behle.

Kader ist dünn besetzt

Dass sein Kader mit 17 Spielern sehr dünn besetzt ist, sieht Behle als Herausfoderung an: „Ein bisschen schöner wäre gewesen. Ein Kader mit 17 Spielern ist ein bisschen dünn und dann müssen wir sehen, wie wir das aufstocken mit A-Jugendlichen oder Unterstützung von der Zweiten. Aber auch das werden wir irgendwie lösen“, ist der FSV-Trainer sicher.

Eine konkrete Zielsetzung vermeidet Ralf Behle. „Ich werde mich nicht auf eine Platzierung festlegen.  Du hast immer Mannschaften, die schon seit Jahren oben dran sind und die den letzten Schritt verpasst haben. Uns geht es darum, dass sich die Mannschaft findet und dass wir versuchen, jeden Einzelnen besser zu machen und auch in der Gruppe Ziele zu definieren. Aber nachdem ich erst zwei oder drei Wochen mit der Mannschaft arbeite, wäre es vermessen, Ziele vorzugeben. Das ist nicht mein Weg“, betont Behle.

Die neuen Gesichter beim FSV Gerlingen mit Trainer Ralf Behle (3. von rechts) (von rechts nach links): Sebastian Erner, Luca Pasquale Quataro, Jakob Schlemmer, Philipp Quast, Philipp Drössler
Die neuen Gesichter beim FSV Gerlingen mit Trainer Ralf Behle (3. von rechts) (von rechts nach links): Sebastian Erner, Luca Pasquale Quataro, Jakob Schlemmer, Philipp Quast, Philipp Drössler © WP | Tim Cordes

Vielversprechende Zugänge

Integriert werden müssen in die Mannschaft die neuen Spieler, die sich dem FSV angeschlossen haben. Luca Pasquale Quataro (20) kommt mit der Empfehlung von 26 Westfalenliga-Spielen für den TuS Erndtebrück an den Bieberg. „Das ist ein ganz interessanter Spieler. Er ist jung und noch nicht am Ende seiner Entwicklung. Ich bin mir sicher, dass er unser Angriffsspiel beleben wird“, beschreibt Behle den jungen Angreifer. Philipp Quast kommt aus der zweiten Mannschaft und will sich in der Vorbereitung für höhere Aufgaben empfehlen. „Ich finde das gut, wenn sich Leute anbieten und es dann mal versuchen wollen, den Schritt von unten nach oben zu gehen“, lobt Behle. Jakob Schlemmer kommt von Rot-Weiß Hünsborn, Sebastian Erner kommt von der DJK Friesenhagen an den Bieberg, wo er zuletzt Spielertrainer war. Der derzeit noch verletzte Philipp Drössler spielte zuletzt bei der SG Siegen-Giersberg.

In der Vorbereitung gibt es einige Höhepunkte für die junge Mannschaft. Der erste wartet bereits am kommenden Sonntag auf den FSV Gerlingen. Da wird die offizielle Saisoneröffnung mit einem Spiel gegen Behles Ex-Verein SG Finnentrop/Bamenohl gefeiert. „Das wird interessant werden für die Jungs, sich gegen die zu beweisen“, freut sich der Trainer auf das Wiedersehen. Ansonsten stehen mit dem Gemeindepokal in Hünsborn und dem Westfalenpokal-Spiel gegen Concordia Wiemelhausen zwei weitere hochkrätige Termine auf der Tagesordnung.