Gerlingen. 29 Spieltage stand der Fußball-Landesligist FSV Gerlingen nicht auf einem Abstiegplatz. Aber am 30. passierte ihm das. Und das zählt nunmal.

Der Wind frischte erheblich auf, ein Regenschauer ging nieder über dem Fußballplatz Bieberg in Gerlingen. Da rutschte einem Zuschauer der Spruch raus: „Jetzt“, so sprach er voller Sarkasmus, „kann uns nur noch ein Gewitter retten.“ Ein Gewitter. Das hieße Spielabbruch, Spielwiederholung. Neue Chance.

So gesehen waren die Phantasterein des Zuschauers verständlich. Denn mit 0:2 lag der FSV Gerlingen da gegen den SV Schmallenberg/Fredeburg zurück, gleichzeitig zog der SV Ottfingen im fernen Brilon mit 4:1 und 5:1 davon und damit auch im Fernduell der heimischen Abstiegskandidaten der Landesliga. Doch das Gewitter blieb aus und somit auch die himmlische Rettung des FSV Gerlingen, der am Ende den Schmallenbergern mit 0:3 unterlag. Der SV Ottfingen dagegen feierte mit 5:3 seine Rettung und spielt auch 2024/25 Landesliga.

Kann man mal so machen. Artistisch boxt der Schmallenberger Torwart Francesco Lattanzi einen Gerlinger Eckball über den Balken.
Kann man mal so machen. Artistisch boxt der Schmallenberger Torwart Francesco Lattanzi einen Gerlinger Eckball über den Balken. © Lothar Linke | Lothar Linke

Aber ohne Tragik ist die Chronik nicht. Denn 29 Spieltage lang lagen die Gerlinger nicht auf einem Abstiegsplatz, erst am 30. widerfuhr es ihnen. Und allein das zählt. „Die Stimmung war ganz gut. Wir haben gut trainiert“, hatte Gipperich kein Fracksausen bei seiner Truppe ausgemacht, keine Angst vor der Favoritenrolle, die seine Mannschaft im Kellerkampf innehatte.

Schmallenberg/Fredeburg spielte frei auf, lag nach 25 Minuten schon durch einen miserabel verteidigten Konter und abschließendem Heber von Luca Richard Schöllmann in der 27. Minute mit 1:0 vorn, erhöhte nach einem Eckball durch Niklas Henneke in der 40. Minute gar auf 2:0. Dem FSV Gerlingen war anzumerken, dass er alles zu verlieren hatte. Er kreierte in der ersten Halbzeit zumindest Chancen. Aber auch das gelang ihm im zweiten Durchgang auch nicht mehr in diesem Maße. „Wir hatten uns gewünscht, dass es nicht am letzten Spieltag entschieden würde. Aber heute kam alles zusammen. Wir machen unsere Chancen nicht, kriegen das 0:1, und dann wieder zurückzukommen ist unheimlich schwer“, weiß FSV-Trainer Michael Gipperich.

Die ganze Rechnerei – bringt nichts. Du musst halt dein Ding machen. Es tut mir sehr leid für den Verein, für die Mannschaft, für meinen Nachfolger.
Michael Gipperich, Trainer des FSV Gerlingen

Die Zwischenergebnisse des SV Ottfingen waren in Gerlingen bekannt. „In der Halbzeit wusste ich’s schon“, berichtete Gipperich, „die Jungs auch. Irgendwer steckt denen irgendwas zu. Das kannst du auch gar nicht verhindern.“ Dennoch: Der FSV Gerlingen war die einzige Mannschaft, die es an diesem Sonntag in der eigenen Hand hatte. Sie standen vor dem Spieltag über dem Strich, daher hätten ihnen die Ergebnisse der anderen Plätze egal sein können, hätten sie nur geführt. Gipperich rechnete vor, was hätte drin sein können, in den letzten Spielen, aber unterbrach sich dann selbst: „Die ganze Rechnerei – bringt nichts. Du musst halt dein Ding machen.“ Nun ist alles Makulatur. Gipperich: „Es tut mir sehr leid für den Verein, für die Mannschaft, für meinen Nachfolger.“

An Unterstützung von außen fehlt es den Gerlingern am Sonntag nicht.
An Unterstützung von außen fehlt es den Gerlingern am Sonntag nicht. © Lothar Linke | Lothar Linke

Es geht weiter. „Grundsätzlich geht es immer weiter“, sagte Jürgen Hundt, Sportlicher Leiter. „Die Saison hatte irgendwann eine Dynamik entwickelt, da war es ganz schwer, noch gegenzusteuern.“ Die Jungs seien hochmotiviert rangegangen. „Sie haben sich alle reingehängt, da lässt sich keiner hängen. Aber es hat nicht sein sollen.“

Es wird einen Umbruch geben. Wie groß, muss man sehen. „Der geht ab heute los“, stellte Jürgen Hundt unmissverständlich fest. Ob Spieler ihr Kommen oder Bleiben von der Ligazugehörigkeit abhängig gemacht haben, „da ist mir keiner bekannt“, antwortete der Sportliche Leiter. Er versäumte nicht, aus der Zukunft nochmal kurz in die Gegenwart zurückzukehren: „Glückwunsch an Ottfingen, dass sie es geschafft haben, Glückwunsch auch nach Drolshagen.“