Die Sportler des Radsportteams Sauerland konnten auch während der Corona-Beschränkung gut trainieren. Manager Jörg Scherf spricht über Ziele.

Neheim/Sauerland. Die Corona-Pandemie sorgt auch in der heimischen Sportlandschaft für Aufruhr: Meisterschaften, Rennen und gemeinsames Training fallen aus, die sportlichen Ziele für dieses Jahr sind ungewiss. Das betrifft auch die Radsportszene. Die Sauerlandsport-Redaktion hat sich mit Jörg Scherf, Manager des Team Sauerland und 1. Vorsitzenden des RC Viktoria Neheim über Ausfälle, Einzeltrainings und Hoffnungsschimmer unterhalten.


Sauerland statt Japan: Eigentlich wären Sie gerade auf dem Weg nach Fernost, um mit dem Team Sauerland an der Japan-Rundfahrt teilzunehmen. Wie sehr ärgert Sie das?

Jörg Scherf: Mit der Situation müssen wir uns arrangieren, es war zu erwarten und ist unter diesen Umständen auch die richtige Entscheidung. Es ist eins von vielen Events, die derzeit ausfallen. Die Bundesliga-Saison findet aktuell nicht statt und die Qualifikation zur Deutschland-Tour ist ebenfalls abgesagt.


Als 1. Vorsitzender des RC Viktoria Neheim haben Sie mit dem Mountainbike-Marathon als Ausrichter ebenfalls eine Großveranstaltung abgesagt. Wie steht es denn um die Sauerland-Rundfahrt im September?

Das Rennen ist für den 20. September geplant. Das Verbot für Großveranstaltungen gilt bis Ende August. Natürlich müssen wir schauen, wie sich die Situation bis dahin entwickelt hat. Mit den Vorbereitungen sind wir bereits seit einigen Monaten zugange. Lieber lassen wir uns jetzt die Chance offen, die Rundfahrt durchzuführen, als sie Monate vorher abzusagen. Normalerweise ist die Tour durchs Sauerland eine der letzten Etappen der Bundesliga-Saison, nun könnte es eins der ersten Rennen sein.


Welche Trainingsmöglichkeiten haben denn die Fahrer vom Team Sauerland und RC Viktoria Neheim derzeit?

Das Training ist sehr wenig eingeschränkt. Die Bundesliga-Fahrer vom Team Sauerland kommen aus ganz Nordrhein-Westfalen und trainieren ohnehin individuell in ihrer Heimat. Auf das monatliche gemeinsame Training in Neheim wird wegen der Corona-Pandemie verzichtet. Ich stehe in Kontakt mit den Trainern und kann über eine App sehen, wie viele Kilometer unsere Fahrer jede Woche fahren. Wir telefonieren, nutzen Videokonferenzen und bleiben so in Verbindung. Das klappt gut. Beim RC Viktoria Neheim fahren sowohl Amateure als auch Lizenzfahrer mit, auch diese halten sich individuell oder in Zweiergruppen fit. Bei meinen Fahrten sehe ich immer wieder bekannte Gesichter am Möhnesee oder im Sauerland. Normalerweise treffen sich jeden Mittwoch am frühen Abend rund ein Dutzend Fahrer, aber das fällt zurzeit aus bekannten Gründen aus.


Wie halten die Athleten denn Ihre Motivation hoch? Gibt es gar keine Herausforderungen außer das Training?

Doch, die gibt es zum Glück. Der Rennbetrieb steht zwar still, doch beim Team Sauerland haben wir wöchentliche Challenges erstellt. In einer App sind 230 Fahrer angemeldet, die Woche für Woche versuchen, die meisten Kilometer zu fahren. Unsere Sponsoren zeichnen die fleißigsten Fahrer mit kleinen und großen Präsenten aus. Das sorgt auch für die Aufrechterhaltung des Kontakts mit unseren Sponsoren. Außerdem fahren sechs Mitglieder des Team Sauerland bei der virtuellen Radfahrbundesliga mit. Unser Fahrer Louis Leinau belegt aktuell Rang vier.

Gibt es für diese Saison denn außer der Sauerland-Rundfahrt am 20. September noch andere sportliche Lichtblicke?

Ja, wir wurden kürzlich für eine Rundfahrt in Polen eingeladen, die Mitte August stattfinden soll. Auch in anderen Ländern hört man von Plänen, den Rennbetrieb im Sommer langsam wieder hochzufahren. Das macht Mut und gibt dem Team und den Fahrern eine Perspektive und Motivation.

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Wie sieht die Situation bei SKS Germany aus, dem Hauptsponsor vom Team Sauerland?

Ich stehe mit SKS Germany in Kontakt, dort scheint die Situation stabil und es gibt für uns keinen Anlass zur Sorge.


Sie selbst fahren in ihrer Freizeit viel Rad. Welche Vorteile sehen Sie, insbesondere jetzt, an dem Sport?

Das Wetter war in den vergangenen Wochen konstant gut und optimal fürs Radfahren. Durch die Corona-Pandemie waren die Straßen teilweise wie leergefegt, erst letztens war es am Möhnesee wunderbar leer. Die Luft ist gut, es ist ruhig und als Fahrradfahrer hält man den nötigen Abstand ein. Die Bewegung stärkt zudem das Immunsystem.