Menden/Balve. Bereits in der Hinrunde haben viele Stürmerinnen und Stürmer beeindruckende Quoten aufzuweisen. Aber was ist das Geheimnis? Die Tricks der Torjäger aus Menden und Balve.

„Das Runde muss ins Eckige“: fasste der einstige Fußball-Bundestrainer Sepp Herberger klipp und klar zusammen. Fußball ist ein Mannschaftssport. Die Leistung des gesamten Teams zählt. Doch am Ende gewinnt die Mannschaft, die die meisten Treffer erzielt. Doch wie lässt sich Torschusspanik vermeiden? Welche Fähigkeiten sind besonders wichtig, um möglichst viele Tore zu schießen? Und welche Rolle spielt der Rückhalt aus der Mannschaft? Die Top-Torjägerinnen und Torjäger der Hinrunde geben ihre besten Tipps.

Zwölf Tore in einem Spiel: Stina Lange aus der zweiten Frauenmannschaft des SV Oesbern setzte das Unschaffbare in die Realität um. „Beim Anstoß konnte ich den Gegnerinnen den Ball direkt abnehmen und zum Tor durchlaufen“, erzählt sie vom Start in die Partie gegen die SG Hemer. Die Mannschaft habe sich gerade neu gegründet, beschwichtigt sie, aber auch gegen stärkere Gegnerinnen habe sie schon öfter sechs oder sieben Tore geschossen.

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Allein in der Hinrunde schob sie 18-mal den Ball hinter die Linie, aber: „In den vergangenen Jahren hat es nicht so geklappt. Da habe ich bis zum Tor alles richtig gemacht und dann zu viel überlegt, sodass es nicht funktioniert hat. In dieser Saison habe ich einfach weniger darüber nachgedacht und dann hat es auch geklappt mit dem Toreschießen.“

Sie selbst sagt, ihre Schnelligkeit und ihre Technik sind ihre Stärken, am wichtigsten sei aber, den Kopf auszuschalten und auf das eigene Können zu vertrauen: „Ich stelle mir vor, wie ich auf das Tor zugehe und dann mache ich einfach.“ Aber natürlich, erklärt Lange, sei es ein Zusammenspiel aus Defensive und Offensive: „Es bringt ja nichts, wenn man vorn viele Tore macht und hinten dann aber auch viele hineinbekommt.“

Stina Lange, Spielerin des SV Oesbern II, erzielte mal in einem Spiel zwölf Tore für ihre Mannschaft.
Stina Lange, Spielerin des SV Oesbern II, erzielte mal in einem Spiel zwölf Tore für ihre Mannschaft. © Antonia Mertens | Dana Rennebaum

„An zwölf Tore komme ich nicht dran. Das werde ich wohl in meinem Leben nicht mehr schaffen“, lobt Timo Jürgens grinsend. Er spielt als Stürmer bei der SG Holzen/Eisborn in der Kreisliga A Arnsberg und hat bereits 20 Tore erzielt. „Als Torjäger ist man sehr auf seine Mitspieler angewiesen und man könnte sagen, sie haben mich 20-mal gut angespielt“, betont er. Stürmer bräuchten gute Mitspieler, die sie immer wieder in die Situation bringen, das Tor überhaupt machen zu können, sagt Jürgens. Und das passe bei seinem Team in dieser Saison besonders gut.

Auch seine größten Stärken sind seine Schnelligkeit und der kühle Kopf: „Wenn es während des Spiels schlecht läuft, muss man trotzdem immer den Glauben behalten, dass man das Tor noch macht. Das ist gerade als Stürmer sehr wichtig“, erzählt der 20-Tore-Stürmer und ergänzt: „Mit jedem Tor, das man schießt, wird auch das Selbstbewusstsein größer.“

Fußball Frauen Westfalenliga, Spielzeit 2024/25, SV Oesbern - DSC Arminia Bielefeld II, Kunstrasenplatz, Kohlhage-Arena Am Habicht in Menden am 27. Oktober 2024
Johanna Sellmann, Spielerin des SV Oesbern jubelt, während ihre Gegenspielerin ratlos die Arme ausstreckt. Bislang konnte sie 18 Treffer in der Westfalenliga erzielen. © Dietmar Reker | WP

Auch Danil Havelovskyi aus der zweiten Mannschaft des BSV Menden, spielend in der Kreisliga B Iserlohn, profitiert von seiner Schnelligkeit. Schon oft haben ihm andere Spieler gesagt, er sei der schnellste Gegenspieler, den sie je gehabt hätten. „Ich laufe sehr schnell und habe deswegen immer viel Platz und Zeit“, fasst er zusammen. „Gegen Menden Türk habe ich in 20 Minuten drei Tore geschossen. Da war auch mein erstes Kopfballtor dabei“, erzählt er. Insgesamt steht er aktuell bei 22 Treffern. Dazu fühlt sich Havelovskyi im Sturm sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite wohl. Er scheint für jeden Winkel gewappnet zu sein.

Johanna Sellmann, Stürmerin der ersten Frauenmannschaft des SV Oesberns in der Westfalenliga, überzeugt mit 18 Toren in der Hinrunde: „Ich war immer weit oben auf der Torjägerliste“. In dieser Saison, mit Gegnern, wie Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04, rechnete sie allerdings nicht mit einer allzu torreichen Hinserie.

Fußball Kreisliga B Iserlohn, Spieljahr 2024/25, BSV Menden II - SF Hüingsen III, Kunstrasenplatz, Nebenplatz Huckenohl-Stadion in Menden am 01. Dezember 2024
Danil Havelovskyi, Spieler des BSV Menden II in der Kreisliga B Iserlohn, am Ball. Der Stürmer erzielte bis jetzt 22 Tore. © Dietmar Reker | WP

Dabei hat Sellmann ihr persönliches Ziel von 25 Toren in dieser Saison schon jetzt fast erreicht. „Wenn ich zu viel nachdenke, geht der Ball nicht rein. Am besten ist es, einfach zu machen.“ Ihr Lieblingstor schoss sie per Freistoß gegen den Herforder SV: „Der war bestimmt aus 30 Metern Entfernung und ging über die Torfrau ins Netz.“

Der entscheidende Faktor sei ihr Team: „Ich bin sehr dankbar, eine Mannschaft um mich herum zu haben, die mir die Bälle auch vorlegt. Es ist völlig klar, dass ich nicht jedes Tor allein schieße. Da braucht man schon immer Leute um sich herum, die die Bälle entsprechend ablegen können.“

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Die Schnelligkeit und die Mentalität spielen also die größte Rolle beim Torschießen. Kopf aus, Vertrauen an – nur so funktioniert es. Dazu brauche es eine eingespielte Mannschaft, die ihre Torjägerinnen und Torjäger kennt. Gemeinsame Laufwege, Torschüsse aus den verschiedensten Winkeln und Sprints gehören wohl in das Training aller Topstürmerinnen und Topstürmer.