Halingen. Bitterer kann eine Niederlage gar nicht ausfallen. Buchstäblich in letzter Sekunde entreißt der HTV Hemer Halingen die Überraschung.
Was für Spiel und was für ein dramatischer Schlussakt: Handball-Oberligist TV Westfalia Halingen hat den ungeschlagenen Tabellenführer HTV Hemer im Derby vor dem ersten Punktverlust der Saison. Aber in buchstäblich letzter Sekunde trafen die Gäste zum 30:29 (16:13)-Sieg.
Die Mehrzweckhalle wurde zum Tollhaus und entfachte eine beeindruckende Lautstärke als Max Vogt den Ball von halbrechts in die Maschen donnerte. 27 Sekunden vor dem Ende stand es 28:28. Die Halinger hatten bis dahin eine leidenschaftliche Partie gegen den haushohen Favoriten aus Hemer abgeliefert. Egal, wie groß der Rückstand zwischendurch wurde, sie ließen sich nicht abschütteln und standen in diesem Moment vor der Belohnung ihres Einsatzes. HTV-Trainer Bosko Bjelanovic reagierte, nahm 17 Sekunden vor der Schlusssirene eine Auszeit, um den finalen Angriff zu besprechen.
Die Uhr tickte gnadenlos herunter, noch zehn Sekunden - die Halinger Deckung steht, fünf, vier, drei, ein Pfiff. Lukas Rosenbaum sieht zwei Minuten, die letzten drei Sekunden in Halingen in Unterzahl. Die Uhr tickt weiter, zwei Sekunden, eine Sekunde, Ex-Wolf Luca Jünger bekommt am Kreis den Ball, dreht sich ein und trifft. Entfesselter Jubel beim HTV Hemer und grenzenlose Enttäuschung bei den Spielern in grün.
„Das ist super ärgerlich. Es war ein wunderbares Derby, da war alles drin. Ich hätte mir ein Unentschieden gewünscht, da hätten sie sich nicht beschweren können. Aber Hemer hat eine starke individuelle Klasse. Ich drücke denen die Daumen, dass sie aufsteigen. Meine Mannschaft hat heute ein super Spiel gemacht. Ich ziehe den Hut vor der Leistung meiner Mannschaft, diese Qualität kannst du nicht über 60 Minuten verteidigen“, resümierte Halingens Trainer Kai Harbach.
„Es war ein wunderbares Derby, da war alles drin. Ich hätte mir ein Unentschieden gewünscht, da hätten sie sich nicht beschweren können. Aber Hemer hat eine starke individuelle Klasse. Ich drücke denen die Daumen, dass sie aufsteigen.“
Packendes Spiel von Beginn an
Von Beginn an sahen die Zuschauer in der ausverkauften Mehrzweckhalle ein packendes Spiel, in dem die Westfalia den besseren Start erwischte. Dennis Bichmann und Jan Philipp Köhler brachten die Hausherren mit 2:0 in Führung. Auf der anderen Seite parierte Dominik Krechel im Halinger Tor die ersten drei Würfe des Tabellenführers. Danach setzte sich jedoch die angesprochene individuelle Klasse des HTV immer mehr durch. Fünf Tore in Serie bescherten den Gästen eine 5:2-Führung, bevor die Halinger wieder herankamen. Auf mehr als drei Tore setzten sich die Hemeraner jedoch nicht ab, sodass die Harbach-Sieben auch beim 13:16-Halbzeitstand noch alle Möglichkeiten hatte.
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Die zweite Halbzeit startete mit der einzigen Vier-Tore-Führung der Gäste, bevor ein 3:0-Lauf von Dennis Bichmann und Max (Vogt) die Hausherren wieder ins Spiel zurückbrachte. In dieser Phase ging es auf und ab, die Spannung wurde von Minute zu Minute größer, die Zuschauer ließen sich vom Verlauf mitreißen. Viereinhalb Minuten vor dem Ende traf Dennis Bichmann zum 27:27, der erste Ausgleich, seit dem 6:6 in der 13. Minute. Plötzlich lebte die Hoffnung auf einen Punktgewinn wieder. Wael Youssef legte für Hemer vor, Vogt glich wieder aus, bevor Jüngers Treffer Bruchteile vor dem Ende diese Hoffnung erstickte.
TVH ehrt Triathletin Anja Orthaus
Viel Applaus gab es bereits vor dem Anwurf in der Halinger Halle. Da ehrten TVH-Vorsitzender Olaf Pokroppa und Geschäftsführer Christoph Gutzeit die Triathletin Anja Orthaus aus Halingen, die Ende September bei den Ironman-Weltmeisterschaften in Nizza teilnahm und dort nach knapp 14 Stunden finishte.
TV Halingen: Krechel, Pepper; Reichert, Rosenbaum (8), Felix Köhler (1), Jan Philipp Köhler (1), Bichmann (9/1), Holsträter, Klisch (1), Hepping, Rohe, Vogt (9).