Menden. Das neue Landeskinderschutzgesetz bringt für Sportvereine viele Änderungen mit sich. Was nun auf die Klubs zukommt

Der Countdown läuft: Der Landessportbund NRW erhöht den Druck auf die Vereine drastisch und verlangt eine sofortige Umsetzung umfassender Schutzkonzepte. Besonders für die ehrenamtlichen Mitarbeiter bedeutet dies eine erhebliche zusätzliche Belastung. Bereits im Mai 2022 hat Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland ein „Landeskinderschutzgesetz“ verabschiedet. Ziel ist es, die Arbeit der Jugendämter in NRW bei der Abwehr von Kindeswohlgefährdung zu unterstützen und weiter auszubauen.

Das Landeskinderschutzgesetz fordert die Entwicklung, Anwendung und Überprüfung von Schutzkonzepten bei allen Trägern von Angeboten nach dem Kinder- und Jugendförderungsgesetz NRW. Zu diesen Angeboten gehören auch die sportliche und freizeitorientierte Jugendarbeit – darunter alle Sportvereine. Alle Mitgliederorganisationen des LSB NRW müssen bis zum 31. Dezember verschiedene Kriterien zur Entwicklung und Umsetzung von Schutzkonzepten nachweisen.

Keine Fördergelder mehr bei Nichterfüllung der Frist

Darunter zählen neben der Erstellung des Schutzkonzeptes, die Durchführung einer Risikoanalyse, der Schluss und die Benennung von mindestens einer Ansprechperson sowie viele weitere formelle und inhaltliche Kriterien. Mitglieder des Landessportbundes, welche die genannten Mindestanforderungen bis zu der festgelegten Frist nicht erfüllt haben, werden ab dem ersten Januar 2025 von finanziellen Förderungen durch den LSB ausgeschlossen.

Für viele Vereine stellen die neuen Vorgaben zum Schutzkonzept eine große Herausforderung dar, so auch für den VfL Platte Heide. Zwar hat der Verein schon vergangenes Jahr von den bevorstehenden Anforderungen gehört, doch richtig konkret wurden die Maßnahmen erst vor etwa einem halben Jahr bei einer Jugendleitertagung, berichtet Matthias Luig, Jugendleiter des VfL. Je nach Größe des Vereins ist die Erstellung eines umfassenden Schutzkonzeptes ein langwieriger Prozess, der bis zu mehreren Jahren andauern kann. „Wir als VfL Platte Heide umfassen sechs Abteilungen, die sich nun alle gemeinsam der Aufgabe stellen müssen“, erzählt Luig und ergänzt: „Das ist nichts, was man innerhalb von einem halben Jahr aufstellen und umsetzen kann.“

Der VfL Platte Heide geht die Vorgaben offensiv an

Trotzdem ist der VfL Platte Heide gut vorbereitet: Bereits jetzt müssen alle Trainer regelmäßig erweiterte Führungszeugnisse vorlegen, regelmäßig an Erste-Hilfe-Kursen teilnehmen und Trainerlizenzen oder weitere Ausbildungen vorweisen. Das Thema Schutz und Prävention war für den VfL schon immer wichtig. Der Verein hat sich bereits in der Vergangenheit sensibilisiert und sich intensiv mit diesen Fragen auseinandergesetzt. „Für uns ist der Weg deshalb nicht so lang, wie er zunächst erschien“, berichtet der Jugendleiter.

Der VfL hat außerdem schon eine Erstberatung mit dem Westfälischen Tennisverband durchgeführt. Dabei wurde dem Verein eine Beraterin zur Seite gestellt, die den gesamten Prozess begleiten wird. Die Abteilung Fußball des VfL Platte Heide hat bereits einige erste Schritte unternommen und konnte einige Aufgaben umsetzen. „Wir haben zwei Ansprechpersonen benannt, die an einer Qualifizierung teilnehmen und dann in Bezug auf die verschiedenen Themen allen Mitgliedern beratend zur Seite stehen werden.“ Zudem wurden zwei weitere Ansprechpartner benannt, die an einer Weiterbildung teilnehmen werden, um dann eine Risikoanalyse des Vereins durchführen zu können.

Zusätzliche Aufgaben für das Ehrenamt

Die neuen Anforderungen des Landessportbundes erfordern nicht nur zusätzliche Zeit und Ressourcen der Vereine, sondern auch eine Belastung für alle ehrenamtlich engagierten Personen. „Es ist schon viel, was nun auf das Ehrenamt noch on top hinzukommt“, erzählt Luig. Die Erstellung und Umsetzung des Konzeptes und der Maßnahmen kommen als neue Aufgaben auf die ohnehin schon ehrenamtlich Engagierten hinzu. Viele Trainer und Betreuer arbeiten bereits in ihrer Freizeit und leisten einen Großteil ihrer Arbeit unentgeltlich. Die zusätzlichen Anforderungen, wie etwa die Teilnahme an Schulungen und die umfassende Dokumentation der Schutzmaßnahmen, können die ohnehin knappe Zeit der Ehrenamtlichen weiter belasten. 

„Das ist Nichts, was man innerhalb von einem halben Jahr aufstellen und umsetzen kann.“

Mathias Luig
Jugendleiter des VfL Platte Heide

Mit dem nun verpflichtenden Schutzkonzept positionieren der Landessportbund NRW und seine Sportjugend sich zum Landeskinderschutzgesetz. Auch wenn gesetzlich noch keine Ausführungsbestimmungen mit entsprechenden Mindeststandards, Qualitätsmerkmalen oder Fristen vorliegen, sorgt der LSB bereits jetzt dafür, dass der Schutz von Kindern und Jugendlichen in den Vereinen nicht länger nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit ist. Eine Herausforderung, welche der VfL Platte Heide entschlossen angeht. „Ich finde es sehr wichtig, dass das Thema in Form eines Schutzkonzeptes jetzt zur Pflicht für alle Vereine wird“, sagt der Jugendleiter.