Menden. Fußball-Legende: Kickermann spielte jahrelang beim BSV Menden. Ein Bayern-Superstar verpasste wegen eines Laufduells mit ihm sogar acht Spiele.
Kehraus im Huckenohl. Mit der Partie gegen den TuS Sundern endet am Pfingstmontag für den BSV Menden die Heimspielserie der Saison 2023/2024. Eine Spielzeit, in der es einige bärenstarke Auftritte des Landesligisten auf dem Kunstgrün gab. Aber leider erfüllte sich der Traum vom Aufstieg wohl nicht.
Moritz Kickermann vom BSV Menden hört auf: Spiele gegen den FC Bayern und für den BVB
Doch das dürfte eine Randnotiz sein. Denn im Mittelpunkt dürfte am Montag ein Spieler stehen, der sich in der Zeit seines Wirkens beim heimischen Branchenführer viel Respekt erarbeitete. Moritz Kickermann hängt die Fußballschuhe an den Nagel. Der 34-Jährige wird nicht nur den Mendener Fans fehlen.
Hallo Moritz Kickermann, am 16. Juli 2016 bestritten Sie mit dem SV Lippstadt 08 ein Freundschaftsspiel gegen den Rekordmeister Bayern München. Was gibt es da noch für Erinnerungen an dieses Spiel?
Da gibt es noch einige schöne Erinnerungen an den Tag. Da wären beispielsweise die vielen Zuschauer, für die extra Zusatztribünen im Stadion aufgebaut wurden. Die Platzwahl mit Philipp Lahm, bei der ich mir auch direkt das Trikot für nach dem Spiel gesichert habe, oder das Laufduell mit Arjen Robben, bei dem er sich leider eine schwere Muskelverletzung zuzog und deshalb Schlagzeilen gemacht hat.
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„Für jeden Fußballer ein Traum“
Aufseiten der Bayern spielten damals Weltstars wie Xabi Alonso, der heutige Leverkusener Meistertrainer oder Arjen Robben. War das damals nicht schwierig, den Fußballfan in sich auszuschalten und den Gegner-Modus einzuschalten?
Vor und nach dem Spiel waren wir mit Sicherheit einfach wieder Fans. Während des Spiels ist es ganz einfach, auf Wettkampf-Modus umzuschalten. Es ist für jeden Fußballer ein Traum, vor 10.000 Fans zu spielen. Da wollten wir zeigen, dass wir auch ein wenig kicken können. Und die knappe 4:3 Niederlage hat das auch unterstrichen.
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Kickermann will weiter beim BSV Menden unterstützen
Nach dem Blick zurück - jetzt in die Gegenwart. Sie werden mit Ablauf dieser Saison ihre Laufbahn als aktiver Fußballer beenden. Was sind die Gründe dafür?
Da gibt es mehrere Gründe. Der Hauptgrund ist, dass mein Körper nach 30 Jahren Fußball nicht mehr mitspielt. Ich habe nach jedem Spiel Schmerzen und kann deswegen häufiger nachts nicht schlafen. Zusätzlich überschneidet sich meine Arbeit in der Veranstaltungsbranche häufig mit den Trainingseinheiten oder Spielen am Wochenende.
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Es heißt, Sie würden dem Fußball aber erhalten bleiben. Ist da schon etwas geplant?
Genau, ganz ohne den Fußball würde es mir wahrscheinlich schon schwerfallen. Ich fühle mich beim BSV Menden sehr wohl und wir suchen aktuell nach Möglichkeiten, wie ich den Verein und die Mannschaft weiter unterstützen kann.
Moritz Kickermann: BVB Borussia Dortmund, Rot Weiss Ahlen und SV Lippstadt 08
Sie spielen jetzt seit fünf Jahren für den BSV Menden in der Landesliga. Doch wenn man sich in der heimischen Fußballszene umhört, wird Ihnen aus allen Richtungen großer Respekt entgegengebracht. Wie sehen Sie das?
Wenn das so ist, dann freut mich das natürlich. Ich versuche, auf und neben dem Platz immer alles zu geben und meine Mannschaft zu unterstützen. Und ich denke, dass ich mich dabei trotzdem immer fair dem Gegner oder Schiedsrichter gegenüber verhalte. Das ist alles, was in meinem Einflussbereich liegt.
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Sie haben in Menden mit dem Fußball angefangen - doch Ihr eigentliches „Kicker-Leben“ haben sie zunächst in anderen Vereinen absolviert. Sei es in der Jugend bei Borussia Dortmund oder Rot Weiß Ahlen. Später als Senior beim SC Wiedenbrück 2000 oder beim SV Lippstadt 08 und der Episode bei der Hammer SpVg, dann kam die Rückkehr zum BSV Menden. Wie groß war die Umstellung?
Ich habe nach dem Jahr in Hamm ein Jahr lang Pause gemacht und mich auf meinen Beruf und mein Masterstudium konzentriert. Kevin Hines hat mir dann ermöglicht, mich beim BSV fit zu halten. Und da habe ich schon gemerkt, dass die Jungs alle richtig guten Fußball spielen. Und das sieht man ja auch in den vergangenen Jahren. Wir spielen attraktiv nach vorne. Ich kann nur jedem empfehlen, sich davon ein Bild im Huckenohl-Stadion zu machen.
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Besonders beeindruckend: Marco Reus und Daniel Farke
Sie haben als Fußballer einiges erlebt. Hat sich für Sie der Fußball im Laufe der Jahre verändert? Gibt es etwas, was Sie anders machen würden?
Wie die restlichen Dinge im Leben auch, entwickelt sich alles weiter, auch der Fußball. Und diese Weiterentwicklungen haben ihre guten Gründe. Ich würde mir für den Fußball nur wünschen, dass diese Weiterentwicklungen in Einklang gehen mit Werten und gegenseitigem Respekt. Das gemeinsame Erleben sollte immer im Vordergrund stehen.
Gibt es jemanden, der Sie als Fußballer besonders beeindruckt hat?
Aus meinem persönlichen Umfeld würde ich meinen ehemaligen Trainer Daniel Farke für seine Akribie und Marco Reus für sein fußballerisches Können nennen.
Sie haben drei Wünsche frei im Fußball - die wären ...?
BSV Menden im DFB-Pokal im Huckenohlstadion gegen einen Traditionsverein, der 1. FC Köln wird Deutscher Meister und auch in Zukunft so viel Spaß mit den Jungs.