Menden/Lanzarote. Beim Granguache-Trail auf den kanarischen Inseln legt die Extremsportlerin 700 Kilometer und 16.000 Höhenmeter zurück - auf dem Rad.
Verena Walter ist für ihre extremen Herausforderungen bekannt. Die ehemalige Profi-Triathletin, die für den Marathonclub Menden startet und sich inzwischen dem Radsport verschrieben hat, ist nun auf den Granguache-Trail gefahren. Hinter dem harmlosen Namen verbirgt sich ein Wettkampf, der der 42-Jährigen schlaflose Nächte bereitet hat.
Als Urlaubsziel sind die kanarischen Inseln äußerst beliebt. Tolle Landschaften und Strände, viel Sonnenschein und malerische Örtchen. Aber auch für Ausdauersportlerinnen wie Verena Walter ist die Inselgruppe verlockend. Denn dort gibt es mit dem Granguache-Trail eine Herausforderung, die selbst erfahrene Sportler an ihre Grenzen bringt. Das Konzept sieht vor, dass auf dem Rad die kanarischen Inseln Lanzarote, Fuerteventura, Gran Canaria, Teneriffa, La Palma, La Comera und El Hierro umrundet werden. Insgesamt 700 Kilometer und 16.000 Höhenmeter warten auf die Teilnehmer. „Ich habe von dem Rennen vor drei Jahren erfahren, als es noch neu war. Ich war schon oft im Trainingslager auf Lanzarote und bin dort die Strecke mit dem Mountainbike mal abgefahren. Was mich gereizt hat ist, dass man innerhalb kürzester Zeit die Vielfalt der kanarischen Inseln kennenlernen kann“, erklärt Verena Walter ihre Motivation, an dem Rennen teilzunehmen.
Drei Varianten gibt es von dem Wettkampf, ausgelegt für unterschiedliche Räder (Mountainbike, Treblebike und Roadbike), die sich von der Routenführung und der Zielankunft unterscheiden. Für Verena Walter endete die Tortur auf El Hierro. Dabei ist der Modus besonders spannend, die Teilnehmer müssen nicht nur auf Begleitungen verzichten und die Versorgung selbst organisieren, sondern auch ein gutes Timing an den Tag legen. Um von einer Insel zur nächsten zu kommen, müssen sie die Fähren benutzen, die zwischen den Inseln verkehren. „Das Rennen wird gesteuert von den Fährzeiten. Deshalb auch die ungewöhnliche Startzeit um 22 Uhr. Man muss erst einmal die Nacht durchfahren und versuchen, die erste Fähre nach Fuerteventura zu bekommen“, schildert die MCM-Athletin die ungewöhnlichen Umstände.
Auch interessant
Von Lanzarote bis El Hierro
Eigentlich wollte sie die Strecken nur privat mit einem Freund abfahren. „Aber dann haben wir uns das angeguckt, wie wir das organisieren können und das wäre nicht so einfach gewesen. Wir hätten dann von El Hierro wieder zurück nach Lanzarote gemusst, weil da ja unser Gepäck gewesen wäre. Das war uns alles zu kompliziert. Ich wollte das aber unbedingt machen und habe mir gedacht: Dann nehme ich halt am Rennen teil“, erklärt Verena Walter. Selbst die erfahrene Athletin musste gestehen: „Das war das Heftigste, was ich jemals gemacht habe. Der Respekt vor der Aufgabe war so groß, dass ich teilweise nicht schlafen konnte, weil mir ständig durch den Kopf ging, was alles schief gehen könnte“, verrät die Iserlohnerin.
Die Planung ist komplex, denn wie bereits erwähnt handelt es sich um ein unsupported Rennen. „Es gibt keine Verpflegungsstände oder Streckenposten. Wenn ich einen Platten habe oder die Fähre verpasse, muss ich mir selbst was einfallen lassen, um eine Lösung zu finden“, erklärt Verena Walter die Besonderheiten. Diese Herausforderungen haben die Sportlerin umtrieben. Auch das Rad muss entsprechend auf die Belastungen vorbereitet werden. „Es war am Ende sogar noch heftiger als ich es erwartet habe“, gesteht Walter.
Durch das Gepäck wurde das Rad noch schwerer. „Zwischendurch waren die Anstiege so heftig, dass ich absteigen und schieben musste“, zeigt die ehemalige Triathletin auf, wie hart die Tour für sie war. Nach ihrem Umstieg aufs Rad vor gut eineinhalb Jahren möchte sie sich langsam steigern, was die Distanzen angeht. Nach dem Race around Austria im Vorjahr folgten nun die Kanaren. „Beides lässt sich schwer miteinander zu vergleichen, weil es sich ja in Österreich um ein supportetes Rennen gehandelt hat.“
Als schnellste Frau ins Ziel gekommen
Zwei Unterkünfte hatte Verena Walter unterwegs gebucht, um zwischendurch ein wenig Ruhe zu finden. Viel Schlaf hat sie allerdings nicht bekommen. Für die Strapazen wurde sie aber auch entschädigt. „Landschaftlich war es sehr schön, das konnte man schon genießen. Auch unter sternenklarem Himmel durch die Nacht zu fahren war toll, aber ich hatte auch ein wenig Bammel davor, nachts durchs Nirgendwo zu fahren. Auf der letzten Insel hörte ich Rufe von Tieren, die ich noch nie gehört habe. Da denkst du dir auch: Was ist das denn jetzt“, verrät Verena Walter.
79 Stunden war sie insgesamt unterwegs, bis sie die fünf Inseln umrundet hatte. Schneller war keine Frau vor ihr. „Das Rennen verlief sehr gut, es hat alles so geklappt, wie ich mir das vorgestellt habe“, resümierte Verena Walter.