Hüingsen. Die Mehrkosten in Höhe von 12.500 Euro bei der Sanierung der Sozialräume der OBO-Arena müssen aus der Vereinskasse gezahlt werden.
Die Entscheidung ist im jüngsten Haupt- und Finanzausschuss nach monatelanger Debatte unumkehrbar gefallen: Die Sportfreunde Hüingsen müssen die Mehrkosten in Höhe von 12.500 Euro, die bei der Sanierung der Sozialräume in der OBO-Arena im Ohl angefallen sind, selber zahlen. Das bereits an die Handwerker überwiesene Geld wird ihnen nicht von der Stadt erstattet. Die Reaktion im Verein, dem 12.500 Euro naturgemäß wehtun, lässt sich laut dem Vorsitzenden Dirk Gottschalk am ehesten so beschreiben: Hinnehmen mit der Faust in der Tasche.
Gerade als Ehrenamtler fühle man sich besonders ungerecht behandelt, wie Gottschalk auf WP-Anfrage weiter berichtet. Der Fehler lag bekanntlich darin, dass kein Austausch der Bretterdecke in den Sozialräumen vorgenommen wurde. Damit aber ließ sich die neue Lüftungsanlage nicht einbauen. Um die Maßnahme zu Ende zu bringen, beauftragte der Verein kurzfristig den Deckenaustausch.
Stadt fühlt sich nicht ausreichend eingebunden
Die Verwaltung zieht sich nun darauf zurück zu erklären, dass die Sportfreunde schlecht geplant hätten. Der Immobilienservice der Stadt (ISM) nicht hinreichend in die Planung eingebunden gewesen, was die Sportfreunde bestreiten. Man habe eine Übersicht der eingegangenen Angebote zur Kontrolle auch an den Immobilienservice der Stadt geschickt. Ehrenamtliche Sportfunktionäre seien schließlich keine Architekten.
Den Eingang der drei Angebote beim ISM im Frühjahr 2022 bestätigt die Stadt auch. Allerdings habe man dann nichts mehr gehört. Ein halbes Jahr später habe man nur noch die Mitteilung erhalten, dass die Baumaßnahme begonnen habe. Auch der Förderantrag des Vereins sei im Februar 2021, also vor drei Jahren, ohne Beteiligung des ISM gestellt worden. Dieser sei lediglich im Rahmen der Verlängerung des Nutzungsüberlassungsvertrages von Stadt zu Verein in den Mailverteiler einbezogen worden: „Planungen oder Kosten zur Sanierung wurden nicht besprochen“, heißt es in der Beschlussvorlage.
„Bei uns war es so, dass sich erst beim Einbau durch die beauftragte Fachfirma herausstellte: Leute, das kriegen wir so nicht hin“, berichtet Gottschalk dazu. Damit habe das Kind aber schon im Brunnen gelegen. Die Sportfreunde ließen die Decke austauschen und berappten dann die höheren Kosten sofort aus eigener Tasche, allerdings in der festen Annahme, dass die Stadt ihnen später helfen würde.
Vergleich zu Nachfinanzierung für Huckenohl-Stadion
Doch es kam anders. Wenn aber bei Baumaßnahmen unbeabsichtigt Fehler passieren, dürfe man keinen Verein einfach auf hohen Kosten sitzen lassen, meint der SFH-Vorsitzende. Für die Sportfreunde kritisiert er zudem gleich in mehrfacher Hinsicht eine Ungleichbehandlung gegenüber Dritten. „In derselben Finanzausschuss-Sitzung kam zum Beispiel die Sprache auf die fehlende, von Profi-Planern fürs Huckenohl offenbar schlicht vergessene Hochsprunganlage“, berichtet der Vorsitzende. „Hier hat unsere Politik ruckzuck einen Antrag der LG Menden auf 60.000 Euro dafür genehmigt.“ Das sei auch völlig in Ordnung, nicht aber, dass der Finanzausschuss bei den Hüingser Ehrenamtlern hart geblieben sei. Prioritäten, die Gottschalk und wohl der gesamte Verein nicht nachvollziehen können.
Zudem kritisiert der SFH-Vorsitzende eine weitere Begründung zum Nein der Stadt an die Hüingser. Darin heißt es, dass die Verwaltung eine Kostenübernahme nur für den Fall erwäge, dass die aufzubringende Summe den Verein in eine finanzielle Notlage bringe. Gottschalk: „Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Das bedeutet doch im Umkehrschluss: Ginge es uns finanziell schlechter, dann würde die Stadt das Minus doch übernehmen.“
Viel Geld, aber nicht existenzbedrohend
Auch wenn die Existenz nicht bedroht ist: Für die Sportfreunde seien 12.500 Euro viel Geld. Man könne im Verein jetzt einige Vorhaben nicht finanzieren. Gottschalk will in diesem Zusammenhang auch mit dem Vorurteil aufräumen, dass SFH-Verantwortliche bei Problemen immer nur über die Straße zum Arena-Sponsor OBO gehen müssten, um sie zu lösen. „Das ist Unsinn. Wir sind froh über die Unterstützung für die Arena. Aber im Alltag müssen wir zurechtkommen wie alle anderen auch.“
Jedenfalls wolle ihm die Logik nicht in den Kopf, gut wirtschaftende Vereine quasi dafür zu bestrafen, während man zeitgleich die Fehler von Profis rasch ausbügelt. Gottschalk: „Hier wird das Ehrenamt in meinen Augen wirklich mit Füßen getreten.“
Immerhin löst der Fall der Hüingser Sportfreunde auch grundsätzliche Überlegungen aus zur bisherigen Praxis, die Vereine als Bauherren einzusetzen, um Steuern zu sparen. Denn am Ende der Vorlage heißt es: „Sollte der Wunsch bestehen, dass die Stadt Menden zukünftig bei Förderprojekten der Vereine unerwartete Mehrkosten zu übernehmen hat, müsste die Verwaltung stärker in die Beantragungs- und Planungsprozess involviert werden, um erkennbare Mehrkosten zu vermeiden.“