Menden. Vier Spielerinnen der weiblichen B-Jugend bestehen die Prüfung. Sechs weitere Anwärterinnen sollen folgen.
Das Problem ist nicht von der Hand zu weisen. Nicht nur im kleinen Fußball werden Schiedsrichter zur Mangelware. Auch der Handball leidet immer mehr darunter, dass die Zahl derer, die als Schiedsrichter für einen reibungslosen Ablauf des Spielbetriebes sorgen, immer übersichtlicher wird. Eine Entwicklung, die nachdenklich stimmt.
Deshalb suchen die Vereine nach Lösungen. Und da scheint die SG Menden Sauerland auf einem recht vielversprechenden Weg zu sein, neuen Nachwuchs für die Schiedsrichter-Zunft zu finden. „Im Sommer haben vier Mädchen aus der weiblichen B-Jugend die Ausbildung zur Schiedsrichterin durchlaufen und die Prüfungen bestanden“, erzählt Marcus Lödige, der sich bei den Wölfen als verantwortlicher Schiedsrichterwart einbringt. Marcus Lödige weiß, wovon er redet. Als Schiedsrichter war er bis zur „3. Liga“ im Einsatz. Heute pfeift er auf westfälischer Ebene noch Spiele in der Verbands- und Oberliga. „Und für den nächsten Anwärterlehrgang haben sich bereits sechs weitere Mädchen angemeldet“, freut sich Lödige.
Große Begeisterung für den Handball
Die Flut der Anmeldungen ist laut Lödige schnell erklärt. „Die Mädels sind alle Handball begeistert“, betont der Hönnestädter. Und untereinander waren sie sich schnell einig, dass sie neben dem Handball spielen auch noch mehr für den Sport machen wollten. Eine Art „Mund-zu-Mund-Propaganda“ brachte die jungen Handballerinnen dazu, sich für die Ausbildung als Schiedsrichterin zu melden. Marcus Lödige ist als Unternehmensberater tätig und promoviert parallel an der Deutschen Sporthochschule in Köln zum Thema „Persönlichkeitsprofile von Handballschiedsrichtern“. „Ich habe mir die Frage gestellt, ob und welche Eigenschaften ein Handball-Schiedsrichter haben muss, oder was ausgeprägt sein sollte, damit er die Aufgaben bewältigt“, erzählt Marcus Lödige.
Der Hönnestädter startete unter den frisch gebackenen Schiedsrichterinnen und den -Anwärterinnen eine kleine Umfrage, um zu erfahren, warum sie sich für die neue Aufgabe entschieden haben. „Die Aussagen deckten sich dann bei allen“, erzählt Marcus Lödige. So war es die Unterstützung des eigenen Vereines und die Begeisterung für den Handball. Außerdem wollen sich die Mädchen etwas hinzuverdienen und das eigene Handballwissen, sowie die eigene Persönlichkeit, weiterentwickeln. Der erfahrene Mendener Schiedsrichter war sichtlich beeindruckt über den Antrieb des Nachwuchses.
Eltern müssen vorbereitet werden
Aber Marcus Lödige ist bewusst, dass das noch nicht reicht, um die neuen Schiedsrichter auf Dauer zu gewinnen. Meistens stand der neue Schiedsrichter nach bestandener Prüfung allein da. „Es ist wichtig, die Eltern mitzunehmen“, weiß Lödige. So informierte der Hönnestädter die Eltern darüber, was auf ihre Töchter demnächst zukommen würde. „Es ist ja schon ein Aufwand, wenn neben der Schule und dem Handball spielen auch noch das Amt der Schiedsrichterin hinzukommt. Das können sie nicht wissen“, erklärt Lödige von den „Elternabenden“ mit den Erwachsenen. Bei den Wölfen wissen sie genau, dass die neuen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter gerade am Anfang nicht allein gelassen werden dürfen. Sie brauchen einen Ansprechpartner für ihren Start auf der „Platte“. „Es ist halt ein zusätzliches Ehrenamt“, weiß Lödige um das Problem.
Mindestens 15 Jahre alt
Wer im Handball Schiedsrichter werden möchte, muss mindestens 15 Jahre alt sein.
Die Schiedsrichtergrundausbildung besteht aus drei Theoriemodulen und drei Praxismodulen.
Die theoretische Ausbildung erfolgt ausschließlich im Selbststudium über das DHB-Schiedsrichterportal (selbstbestimmtes, onlinebasiertes Lernen), während die praktische Ausbildung in Präsenz in der Halle durchgeführt wird.