Oesbern. Die Oesberner Fußballerin wollte in El Dorado studieren und kicken. Doch schnell setzt Ernüchterung ein.

„El Dorado“. Ein Name bei dem die Freunde des Western-Filmes aufhorchen. Denn jener Streifen aus dem Jahre 1966 mit dem legendären amerikanischen Filmschauspieler John Wayne gilt auch heute noch als Edel-Western. Für Sarah Brodrecht, Fußballerin des SV Oesbern, sollte El Dorado Teil des Drehbuches ihrer Zukunftsplanungen werden. Doch jener Ort im amerikanischen Bundesstaat Kansas wurde für die 19-jährige Hönnestädterin mehr zum Gruselschocker als Beginn eines Traumes.

„Ich wollte ein Studium der Finanzwirtschaft beginnen und gleichzeitig dort Fußball spielen“, erklärt Sarah Brodrecht. Im Juli verabschiedete sich die junge Fußballerin mit der Feier des Westfalenliga-Aufstiegs von ihrer Mannschaft beim SV Oesbern. Dann ging es über den großen Teich in die neue Wahlheimat der knapp 13.000 Einwohner großen Stadt in Kansas.

Konkurrenzkampf statt Teamgeist

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„Es kam dann letztlich alles anders als ich mir vorgestellt hatte. Ich bin da gescheitert“, betrachtet sie ihr knapp vierwöchiges Experiment in den Vereinigten Staaten relativ nüchtern. Los ging es damit, dass sie in der kleinen Stadt in Kansas auf sich allein gestellt war. „Einen öffentlichen Personennahverkehr mit Bussen gibt es. Da kommst du ohne Auto nicht aus. Die Entfernungen sind ziemlich groß“, erzählt Sarah Brodrecht. Was sie allerdings noch mehr traf, dass sie als Neue ziemlich auf sich allein gestellt war. „Wir waren im Kader der Fußballmannschaft 28 Spielerinnen. Das war ein ganz großer Konkurrenzkampf“, vermisste Sarah Brodrecht den Zusammenhalt ihres SV Oesbern sehr schnell.

Dieser Egoismus war dann auch im Training festzustellen. „Da wurde auch mal die eigene Mitspielerin gefoult“, erzählt die Hönnestädterin von einem gnadenlosen Konkurrenzkampf. Das bekam Sarah Brodrecht am eigenen Leib zu spüren, als sie im Training von einer „Konkurrentin“ von den Beinen geholt wurde. „Ich bin da ziemlich unglücklich auf die Schulter gefallen“, erzählt die junge Fußballerin.

Die Rippen bekamen wohl auch etwas ab. Nach der anstehenden Untersuchung kümmerte sich nur ein Physiotherapeut um sie. „Ich hätte schon gerne von einem Arzt etwas gehört“, traf sie diese nüchterne, kalte Vorgehensweise schon ins Mark. „Ich habe gemerkt, das ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe“, erklärt Sarah Brodrecht. Vertraute Personen aus der Heimat, mit denen sie hätte sprechen können, waren viele tausende Kilometer entfernt.

Nach einem Monat zurück in Menden

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Die Sehnsucht nach der Familie, den Freunden und der Frauenmannschaft des SV Oesbern wurde immer größer. Nach nicht ganz vier Wochen stornierte sie den Aufenthalt in El Dorado und machte sich auf die Heimreise nach Menden. „Es ist schon ärgerlich, dass ich meine Planungen noch einmal neu erstellen muss. Aber es ist mir so lieber“, sagt Sarah Brodrecht, die nicht mehr zurückblicken will. „Eigentlich hatte ich mir das ja so vorgestellt, dass ich studieren und gleichzeitig Fußball spielen kann. Das ließ sich hier bislang noch nicht realisieren“, möchte sie ihren Traum aber nicht aufgeben.

Auch wenn es erst im kommenden Jahr sein sollte. „Bis dahin werde ich mir einen Job suchen und arbeiten“, sagt die junge Oesbernerin. Dass sie bereits wieder zu Hause angekommen ist, sah man am Sonntag. Da begleitete sie ihre Mannschaft zum Gastspiel beim FC Iserlohn. „Wir haben gesehen, was wir noch tun müssen“, weiß Brodrecht, die am Montag erstmals wieder trainierte. Es gibt halt nicht nur im Edel-Western ein Happy End....