Menden. Die Mannschaft der übergewichtigen Fußballer hat immer mehr Zulauf – auch über die Grenzen Mendens hinweg. Was die Gemeinschaft ausmacht.
Angefangen hat alles mit einem Aufruf in sozialen Medien. Mittlerweile erfreuen sich die Pfundskerle von Grün-Weiß Menden immer größerer Beliebtheit – auch über die Grenzen Mendens hinweg. Wie es um die Trainingsbeteiligung steht und was die Organisatoren für die Mannschaft geplant haben.
Whatsapp-Gruppe mit 30 Mitstreitern
Seit gut einem halben Jahr nehmen die Pfundskerle bei Grün-Weiß Menden Fahrt auf. Buchstäblich. Was zunächst mit einem Aufruf in sozialen Medien begonnnen hat, trägt inzwischen Früchte, wie Nils Kalthoff im Gespräch mit der Westfalenpost sagt. Er betreut die Mannschaft inzwischen. Die Trainingsbeteiligung ist in den vergangenen Monaten stetig gestiegen. 16 Pfundskerle finden sich inzwischen zweimal wöchentlich am Turnerweg in Schwitten ein, in der mannschaftseigenen Whatsapp-Gruppe tummeln sich mittlerweile gut 30 Mitstreiter.
Die Pfundskerle bieten einen Raum, in dem sich keiner verstecken oder schämen muss. Vor zehn Jahren, so Nils Kalthoff, sei ein solches Projekt noch undenkbar gewesen. „Das wäre im Sande verlaufen. Jetzt nimmt das Ganze Fahrt auf, weil auch die Gesellschaft im Wandel ist.“ Wer früher ein paar Kilos zu viel auf den Rippen hatte und dennoch kicken wollte, hat auch spöttische Sprüche in Kauf nehmen müssen. Inzwischen hat sich die Wahrnehmung gewandelt, Bodyshaming – sich über die körperlichen Unzulänglichkeiten anderer zu lustig machen – ist vielerorts unerwünscht. Unterm Strich geht es der Truppe einfach darum, sich ein wenig zu bewegen, ohne Scham und ohne Angst vor Vorurteilen. „Das Interesse ist groß“, berichtet Nils Kalthoff. Inzwischen hat sich die Truppe nicht nur online einen Namen gemacht, sondern auch über die Stadtgrenzen Mendens hinweg. Mitspieler aus Werl oder Iserlohn pendeln für die Trainingseinheiten oder Spiele nach Schwitten. Es sei eine Mannschaft „für alle, die Bock haben“, so Kalthoff. „Wir bekommen auch schon Nachfragen für eine Damen- oder Jugendmannschaft.“ Sport für Übergewichtige sei ein Thema, das in allen Gesellschaftsschichten im Trend liege. Die Aufrufe in sozialen Medien zahlen sich mittlerweile ebenso aus. Immer öfter werden ein paar Pfundskerle auf das Angebot in Schwitten aufmerksam.
Internationale Aufmerksamkeit
Sportliche Angebote, vor allem auch Fußballmannschaften, gibt es mittlerweile immer häufiger. Längst hat sich auch die Truppe vom Turnerweg mit ihnen vernetzt. Im Kern geht es allen um dasselbe Ziel: „Wir wollen fitter werden“, erklärt Nils Kalthoff. Gerade die Corona-Pandemie habe bei dem einen oder anderen für ein paar Kilo mehr auf den Hüften gesorgt. Wer die in einem entspannten und sportlichen Rahmen abtrainieren will, der sei bei den Pfundskerlen genau richtig. „Bei uns stehen der Spaß und die Gemeinschaft im Mittelpunkt.“ Da ist es auch nicht so schlimm, dass die ersten fünf Spiele in der Übergewichtigen-Liga verloren gegangen sind. Das Team muss sich gut ein halbes Jahr nach der Gründung erst einmal finden. Die Prämisse für Kalthoff und seine Unterstützer im Team ist klar: Jeder soll mal auf dem Platz stehen. Maximal 15 Mann kann er zu jedem Spieltag mitnehmen, logisch dass da auch mal jemand nicht dabei ist. „Ich kann keine Garantie geben, dass man jedes Spiel spielt. Aber man wird dabei sein“, sagt Kalthoff. Das soll den Zusammenhalt stärken, einzelne motivieren und für gute Stimmung in allen Mannschaftsteilen sorgen.
Ein Highlight steht für die Mendener Kicker in gut zwei Monaten an. Der Heavy Cup beim PSV Bork Anfang September. Dort sind dann auch zwei Teams aus Schottland vertreten. Für Nils Kalthoff ein Indiz dafür, dass die Bewegung für Übergewichtige nicht nur ein lokales Phänomen ist, sondern auch ein internationales. „Durch die mediale Berichterstattung sind die schottischen Teams auch auf Deutschland aufmerksam geworden“, sagt Kalthoff. Dass es so läuft wie es derzeit läuft, ist für ihn aber auch ein Verdienst von Grün-Weiß Menden. „Das funktioniert nur, wenn man eine Organisation oder einen Verein im Rücken hat.“ Gerade zu Beginn des Projektes Pfundskerle haben die Verantwortlichen von Grün-Weiß den Beteiligten tatkräftig unter die Arme gegriffen.