Soest. Auch in diesem Jahr gibt es den Silvesterlauf von Werl nach Soest nur virtuell. Was das für die Zukunft der Traditionsveranstaltung bedeutet.

Ein Jahreswechsel ohne vorher gelaufen zu sein? Diese Vorstellung ist für Andreas Beulertz ebenso gruselig, wie sie es für zigtausend Gleichgesinnte ist. Am liebsten startet Beulertz bei dem Lauf, dessen Sportlicher Leiter er ist und für den er regelmäßig mindestens die westfälische Elite des Laufsports begeistert: den Silvesterlauf über 15 Kilometer von Werl nach Soest. Doch erneut gibt es das Massenevent nicht real, sondern lediglich virtuell. Chef-Organisator Ingo Schaffranka und Co. entschieden sich auf Grund der überall steigenden Corona-Zahlen zur Absage von Deutschlands größtem Silvesterlauf.

Das sagt Schaffranka

„Zum einen möchten wir keinen abgespeckten Lauf mit einer Zwei-G-Regelung ohne die übliche, einzigartige Silvesterlauf-Atmosphäre durchprügeln“, erklärte Schaffranka die einstimmige Entscheidung des Silvesterlauf-Komitees. „Zum anderen ist uns das Risiko auch für unsere zahlreichen ehrenamtlichen Helfer zu groß“, ergänzte er: „Denn es ist ja davon auszugehen, dass die Coronazahlen noch steigen.“

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Der Silvesterlauf über 15 Kilometer von Werl nach Soest pausiert deshalb in der Realität ein weiteres Jahr.

Fast 1,5 Millionen Euro

Mit 8.301 DM fing 1982 alles an. Diese Summe wurde nach dem ersten Silvesterlauf Werl-Soest für den guten Zweck an die Polenhilfe gespendet. Mittlerweile kamen fast 1,5 Millionen Euro an Spendengeldern zusammen.Die amtierenden Sieger (von 2019) sind Hendrick Pfeiffer und Laura Hottenrott (beide TV Wattenscheid).

Birgt das nicht die Gefahr, dass die Veranstaltung für einen guten Zweck, die 1982 von dieser Zeitung initiiert wurde, an Popularität einbüßt? „Ich veranstalte unter anderem ja auch Lake Runs“, antwortete Schaffranka: „Von denen werde ich im kommenden Jahr nur einen statt vier machen, weil man nicht einschätzen kann, wie sich die Szene verändert hat. Aber der Silvesterlauf von Werl nach Soest? Das ist eine Traditionsveranstaltung, nach der sich die Leute sehnen.“

So läuft der virtuelle Lauf

Diese Meinung untermauerte die virtuelle Auflage des vergangenen Jahres, an der sich die imposante Zahl von rund 6.500 Läuferinnen und Läufern beteiligte. So wie vor Jahresfrist soll es auch dieses Mal ablaufen. Wer möchte, meldet sich online für den Lauf über 15 Kilometer oder den „kleinen Silvesterlauf“ über fünf Kilometer an, läuft die Distanz, trägt seine Zeit ebenfalls online in eine Liste ein und erhält anschließend eine Jubiläumsmedaille – schließlich steht in diesem Jahr die 40. Auflage des Silvesterlaufes an.

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Bis zur Absage hatten sich bereits ca. 1.600 Teilnehmer für den Silvesterlauf angemeldet.

„Das Startgeld hatten wir aber noch nicht abgebucht, weshalb die Absage jetzt keine allzu großen Schwierigkeiten aufwirft“, erzählte Ingo Schaffranka, der im Juni in die Planung einstieg und bis vor einem Monat noch fest damit rechnete, in diesem Jahr wieder aus dem Führungsfahrzeug heraus den zigtausend Zuschauern entlang der ehemaligen Bundesstraße 1 die führende Läufergruppe ankündigen zu können.

„Silvester wird gelaufen“

Doch das kommt frühestens am 31. Dezember 2022 wieder auf ihn zu. Ebenso wie Andreas Beulertz die Top-Läufer erst in einem Jahr wieder vom Start bei Werl-Soest überzeugen muss. Für den Sportlichen Leiter steht eins aber fest: „Silvester wird jedes Jahr gelaufen. Das wird sich auch dieses Jahr nicht ändern. Ich werde mir wieder eine schöne Strecke aussuchen.“ Und damit geht es Beulertz wie vielen anderen Läufern in der Region.

Weitere Infos zum Silvesterlauf: www.silvesterlauf.com