Balve. Im dritten Teil der Serie „Sportliche Grenzfälle im WP-Check“ prüft die WP, ob Segway-Polo eine echte Sportart ist. Das sagen die Balver Mammuts.
Eine besondere Form von Polo ist das Segway-Polo. Hierbei spielen zwei Teams auf einem 20 mal 60 Meter langen Spielfeld auf zwei Toren gegeneinander. Ziel ist es dabei mit einem Poloschläger ein Tor zu erzielen. Doch bei dieser besonderen Form sind die Spieler dabei auf einem fahrenden Untersatz, einem Segway, unterwegs. Dabei lenken sie mit einer Hand das Fahrzeug und mit der anderen Schlaghand halten sie den Schläger fest.
Doch handelt es sich bei Segway-Polo wirklich um eine Sportart oder ist es eher Spaßveranstaltung ohne körperliche Anstrengung? Im dritten Teil der Serie „Sportliche Grenzfälle im WP-Check“ geht die Sportredaktion diesen Fragen nach. Hierzu sprachen wir mit den Balver Mammuts. Anhand von fünf Kategorien entscheidet sich, ob Segway-Polo die Sportdefinition erfüllt. Wir checken in verschiedenen Kategorien, welche Definitionen von Sport Segway-Polo erfüllt. Erreicht es 15 von 25 WP-Sternen, gibt es zumindest von uns grünes Licht.
Körperliche Belastung
Sport definiert sich bei fast jeder Variante über die körperliche Anstrengung. Beim Segway-Polo sieht diese von außen relativ entspannt aus, weil die Sportler bei ihrer Bewegung auf einem Fahrzeug stehen. Doch Martin Skiba, Spieler und Pressesprecher bei den Balver Mammuts, sieht das etwas anders. „Beim Segway-Polo gibt es auf dem Spielfeld viele unterschiedliche Bewegungen wie Wenden oder Drehungen. Das ganze passiert bei schnellen Fahrten von bis 20 Kilometern in der Stunde. Für mich ist das körperlich schon ein anstrengender Sport“, erklärt der 60-Jährige.
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Beim Segway-Polo hält man sich mit einer Hand am Fahrzeug fest, hat in der anderen Hand den Schläger und fährt dabei viele Figuren. „Um geschmeidig zu fahren, hat man schon eine starke Belastung der Oberschenkel, weil man sich in einer gefederten Hocke befindet. Manchmal fährt man auch Kurven, wo man mit der Hand fast den Boden berührt. Segway-Polo wird von der körperlichen Seite definitiv unterschätzt“, findet der Funktionär. Die Spieler der Balver Mammuts machen sogar spezielles Krafttraining, um für den Wettkampf gewappnet zu sein. „Beim Segway-Polo wird eigentlich der ganze Körper beansprucht und am Morgen nach den Spielen habe ich auch sehr oft Muskelkater“, sagt Martin Skiba. Ein Spiel teilt sich in vier Viertel von jeweils acht Minuten auf. Mit den entsprechenden Pausen dauert ein Match etwa eine Stunde.
WP-Bewertung: 2 von 5 Sterne.
Mentale Belastung
Nur wer geistig im Vollbesitz seiner Kräfte ist, kann im Sport Höchstleistung bringen. Davon ist auch Martin Skiba beim Segway-Polo überzeugt. „Beim Segway-Polo spielt die mentale Stärke schon eine ordentliche Rolle. Denn wir müssen uns doch sehr stark konzentrieren. Wir sind aber keine Einzelsportler, das muss man auch berücksichtigen. Trotzdem sind wir ja im Segway-Polo durchaus sehr erfolgreich. Dementsprechend sind wir vor Wettkämpfen angespannt und haben einen gesunden Ehrgeiz“, erklärt Martin Skiba. Vor allem in der Zweikampfführung müssen sich die Spieler stark konzentrieren, damit es bei hohen Geschwindigkeit nicht zu Kollisionen zwischen den Fahrzeugen kommt und Verletzungen so vermieden werden können.
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„Das ist koordinativ gar nicht so einfach. Es gibt vier Feldspieler und einen Torwart auf beiden Seiten. Und das Spielfeld ist nur halb so groß wie beim Fußball. Daher muss man sich gut auf dem Feld verteilen, da es wenig Platz und Ausweichmöglichkeiten gibt. Deshalb sind Konzentration und Präzision gefragt.“ Wichtig sei, dass man den Ball und seine eigenen Mitspieler immer genau im Auge behält. Kollisionen gibt es öfters, doch diese geschehen ungewollt. „Man tanzt quasi auf zwei Hochzeiten. Man achtet auf die Balance und eigene Sicherheit und versucht trotzdem, Tore zu schießen. Das sind schon einige Dinge, auf die man achten muss. Und das klappt nur, wenn man geistig auf der Höhe ist.“, sagt Martin Skiba über das Spielverständnis im Segway-Polo.
WP-Bewertung: 4 von 5 Sterne.
Wettkampfcharakter
Ein wesentlicher Bestandteil einer jeden Sportart ist der Wettkampf und die Frage: Gibt es einen Sieger und einen Verlierer. Bei den Balver Mammuts ist der Wettkampfcharakter ganz klar gegeben. Denn aktuell spielen die Mammuts mit zwei Mannschaften erfolgreich in der Bundesliga. Die Mannschaft hat schon beinahe alles gewonnen. Sie war deutscher Meister, Europameister und sogar Weltmeister. „Die Meisterschaften finden alle als größere Turniere statt. Da geht es aber schon richtig ans Eingemachte. Ähnlich wie bei den großen Fußballturnieren gibt es dabei Vorrunden-Spiele, in denen man sich für die anschließenden K.o-Spiele qualifizieren muss“, erklärt der 60-Jährige.
Trotz der großen Erfolge kommt bei den Balver Mammuts der Spaß nicht zu kurz. „Segway-Polo ist kein Profi-Sport sondern ein Freizeitsport. Deshalb wollen wir das Spielen auch immer genießen und setzen uns nicht allzu sehr unter Druck“, sagt Martin Skiba zur Einstellung in seiner Aktivität.
WP-Bewertung: 5 von 5 Sterne.
Regelwerk
Damit eine Sportart richtig, fair und korrekt ausgeführt werden kann, bedarf es Richtlinien, an die sich jeder halten muss. Ein Regelwerk gibt es beim Segway-Polo auch, wie Martin Skiba weiß. Das Feld hat die Größe eines halbes Fußballfeldes, insgesamt fünf Spieler probieren mit einem Schläger und auf einem Segway fahrend, Tore zu erzielen. Die Mannschaft, die in den vier Vierteln, die jeweils acht Minuten dauern, mehr Tore erzielt, gewinnt das Spiel. Die Tore sind 1,50 Meter hoch und 2,40 Meter breit. Gespielt wird mit einem Schaumstoffball, der in etwa eine Größe einer Apfelsine hat. Die Schläger gleichen denen des Pferde-Polo, sind aber nicht so lang.
„Die Regeln ähneln ein wenig dem Fußball. Die angreifende Mannschaft versucht, ein Tor zu erzielen. Im Tor steht ein Torwart, der versucht, die Bälle abzuwehren. Der Torwart befindet sich aber in einem Schutzkreis, der von keinem angreifenden Spieler betreten werden darf“, erklärt Martin Skiba. Damit werde verhindert, dass der Angreifer den Torwart mit hoher Geschwindigkeit nicht umfährt, da er auf kurzer Distanz schlecht herunterbremsen kann. Zudem gilt allgemein das Motto: „Immer auf Sicherheit fahren“, um sich und seine Gegenspieler zu schützen. Das heißt, dass der Segway-Polo-Spieler niemals den Fahrtweg eines anderen Segway-Polo-Spielers bewusst kreuzen darf. Wenn es doch geschieht und es dadurch zu einer Kollision kommt, ist das als Foul zu bewerten. „Es gibt schon einige Regeln, an die wir uns halten müssen. Die dienen aber tatsächlich zur Sicherheit“, erklärt der 60-Jährige.
WP-Bewertung: 5 von 5 Sterne.
Sportsgeist/Fairplay
Auch im Segway-Polo soll alles mit rechten Dingen zugehen. Damit sich alle Spieler an die Regeln halten, gibt es sogar zwei Schiedsrichter, die gefährliche Spielsituationen ahnden. „An jeder langen Linie gibt es einen Schiedsrichter. Dieser fährt selbst auf einem Segway und kontrolliert das Spiel. Der Hauptschiedsrichter, der sogenannte Master, achtet darauf, dass der Spielfluss am Laufen gehalten wird und wechselt wenn nötig auch den Spielball aus. Insgesamt geht es aber schon fair zu, auch wenn jeder gewinnen will“, erklärt Martin Skiba.
WP-Bewertung: 4 von 5 Sterne.
Fazit
Mit 20 von 25 Sternen beweist Segway-Polo, dass es eine Sportart und mehr als nur eine Spaßveranstaltung ist – auch wenn die körperliche Belastung nicht so groß ist. Es bedarf einer großen Konzentration, das Fahrzeug sicher über das kleine Feld zu steuern. Wettkämpfe gibt es auch. Die WP gibt grünes Licht.