Menden/Dortmund. In Menden ist Edin Terzic zur Schule gegangen und hat das Fußballspielen gelernt. Alte Mitspieler erinnern sich an den Pokalsieger.

Die Bilder gingen am Donnerstagabend um die Welt: Nach dem Schlusspfiff des DFB-Pokalfinals zwischen RB Leipzig und Borussia Dortmund verschränkte BVB-Trainer Edin Terzic die Hände vor dem Gesicht und genoss den Augenblick. Freudentränen bahnten sich langsam an den Wangen des gebürtigen Mendeners herab ihren Weg nach unten. Ein historischer Moment, der auch in der Hönnestadt viel Beachtung fand.

„Es ist schon toll, wenn du einen ehemaligen Mitspieler siehst, der solch einen Erfolg feiert“, sagt Manuel Huff, Spieler des BSV Menden, der einige Jahre lang gemeinsam mit Edin Terzic bei den Sportfreunden Oestrich gespielt hat. Lob, das auch Jochen Leipertz, bis Sommer noch Trainer des BSV Menden II und in der Jugend im Huckenohl gemeinsam mit Edin Terzic am Ball. „Ich habe Edins Weg in den vergangenen Monaten natürlich genau verfolgt. Da hat es mich natürlich sehr gefreut, dass das in den vergangenen Wochen so einen erfolgreichen Verkauf genommen hat“, lobt Leipertz seinen alten Weggefährten.

Abitur am HGG

Der Dortmunder Trainer, der in Menden geboren und aufgewachsen ist und einst am Heilig-Geist-Gymnasium das Abitur ablegte, gab sich auch in der Stunde seines Triumphs bekannt bodenständig. „Edin merkt man an, dass er den Weg aus dem Amateurfußball nach oben gegangen ist und nicht schon sein Leben lang im Profigeschäft tätig ist.

Deshalb kommt seine frische Art besonders gut an. In Interviews und Pressekonferenzen gibt es nicht nur auswendig gelernte und nichtssagende Antworten von ihm, das macht ihn schon besonders“, weiß Manuel Huff. Ein Punkt, den auch Jochen Leipertz unterstreicht. „Seine Art tut der Fußball-Landschaft einfach gut. Er ist ein sympathischer Kerl, der sich voll und ganz mit dem Verein identifiziert. Das merken die Fans auch. Die Frage ist, wie es nach der Saison mit ihm weitergeht.“

Schwierige Entscheidung

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Ein Punkt, der derzeit immer mitschwingt, wenn von Edin Terzic gesprochen wird. Leipertz und Huff sind da unterschiedlicher Auffassung. „Ich möchte da nicht in seiner Haut stecken und das entscheiden wollen. Er ist im Verein sehr verwurzelt, lebt mit seiner Familie in Holzwickede, seine Kinder gehen dort zur Schule. Ich weiß nicht, ob er das alles aufgeben möchte. Andererseits hat er jetzt natürlich die große Chance, von diesem Erfolg zu profitieren und woanders Fuß zu fassen“, sagt Leipertz.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass er jetzt wieder zurück ins zweite Glied rückt. Jetzt hat er die Chance, einen Schritt nach vorne zu machen und einen anderen Verein zu übernehmen. Ob es da klappt, kann man natürlich in so einem schnelllebigen Geschäft wie den Fußball nicht vorhersahen, aber er sollte es versuchen“, ist Manuel Huff klar dafür, dass sich Terzic bei einem anderen Verein beweist. Dass das schief gehen kann, ist ihm auch bewusst.

Warnendes Beispiel

„Als ich mal bei Roland Beckum gespielt habe, wurde ich von Ismail Atalan trainiert, der später mit Lotte große Erfolge feierte. Er hat dann Lotte verlassen, ist zum VfL Bochum gegangen und wurde dort nach wenigen Wochen wieder entlassen. Danach ist er in der Versenkung verschwunden“, sagt Huff, dass der Fahrstuhl auch schnell wieder nach unten fahren kann.

Der Fröndenberger Matthias Dersch hat als BVB-Experte des Fußball-Fachmagazins Kicker die Ära von Edin Terzic hautnah begleitet. Dass der 38-Jährige nach dem Ende von Lucien Favre zum Nachfolger auserkoren wurde, überraschte ihn nicht.

Dortmunder Co-Trainer

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„Als Edin damals nach Dortmund zurückkam, war es ja schon der Plan, dass er zum BVB-Co-Trainer wird. Denn die Borussia hatte ja zuvor unter Peter Bosz das Problem, dass sie nach dessen Entlassung niemanden hatte, der einspringen konnte. Nach dem Favre-Aus gab es die beiden Optionen Edin Terzic und den U23-Trainer Enrico Maaßen. Edin zu nehmen, war eine mutige und spannende Entscheidung“, findet der Experte.

Was Terzic ausmacht? „Edin ist fachlich gut und ehrgeizig. Man merkt ihm seine Verbundenheit zum BVB an. Er ist jemand, der den Verein verstanden hat und die völlige Identifikation vorlebt. Er weiß einfach, welche Art Fußball die Leute bei Borussia Dortmund sehen wollen“, lobt der Fröndenberger Terzics Auftreten.

Mannschaft wiederbelebt

Matthias Dersch aus Fröndenberg ist BVB-Experte beim Fußball-Fachmagazin Kicker. 
Matthias Dersch aus Fröndenberg ist BVB-Experte beim Fußball-Fachmagazin Kicker.  © Instagram

Dass die Situation für Terzic nicht einfach war, bestätigte am Donnerstag auch die BVB-Führungsetage. „Edin hat eine komplett tote Mannschaft übernommen und ihr wieder Lebeneingehaucht“, sagte BVB-Chef Hans-Joachim Watzke nach dem Endspiel im ARD-Interview und fasst damit die Stimmungslage gut zusammen. „Edin musste ja auch durch eine schwierige Phase gehen. Im Grunde hat er in den fünf Monaten jetzt alle Höhen und Tiefen des Geschäfts kennengelernt. Ich weiß noch, wie Didi Hamann vor einigen Monaten bei Sky nach einer Niederlage sagte, dass sie Edin sofort entlassen müssten. Ein paar Wochen später sagte er, dass es ein Fehler gewesen wäre, Rose zu verpflichten“, weiß Dersch, wie schnell sich der Wind drehen kann.

Dass das Zusammenspiel mit Marco Rose schwierig werden könnte, sieht der Kicker-Redakteur nicht unbedingt. „Das glaube ich gar nicht. Zum einen profitiert Rose von der Arbeit, die Terzic in den vergangenen Monaten geleistet hat. Er bekommt eine Mannschaft übergeben und keine Ansammlung von Einzelspielern, die alle schon mit den Gedanken woanders sind. Zum anderen wird sich Terzic Rose gegenüber zu 100 Prozent loyal verhalten. Ich bin sehr gespannt darauf, ob die Chemie zwischen den beiden passt.“

Nie Zuschauer im Stadion erlebt

Einen Schönheitsfehler hat die Amtszeit von Edin Terzic jedoch. „Er wird der einzige BVB-Trainer sein, der nie mit Zuschauern im Stadion an der Seite stand. Das ist schon ein wenig bitter. Ich hoffe einfach, dass er oder auch ein Spieler wie Lukasz Piszczek noch die Chance auf einen richtigen Abschied bekommen werden.“

In der Hönnestadt werden die Fußballer den Weg ihres prominenten Trainers genau verfolgen - egal wohin er geht.