Menden. Jochen Leipertz legt sein Traineramt bei den Fußballern vom BSV Menden II nieder. Er äußert sich zu den Gründen und seiner Zukunft.

Es gibt Familien in Menden, die sind fest mit der heimischen Fußballgeschichte verbunden. So werden viele Hönnestädter Kickerfreunde beim Namen „Hesse“ unweigerlich an jene Klasse-Fußballer wie Klemens Hesse senior, Fritz Hesse, Klemens Hesse junior, Kai Hesse oder Dirk Hesse denken. Zwar verschiedene Generationen, aber ihre Spuren sind deutlich sichtbar. Ebenso die Familie Leipertz. Mutter Marlene leitete über Jahre die Jugendabteilung des BSV Menden. Ihr Söhne Wolfgang und Jochen waren über ein Jahrzehnt aus der ersten Mannschaft des heimischen BSV nicht wegzudenken.

Jochen Leipertz machte in den vergangenen Jahren als Trainer von sich reden und führte die zweite Mannschaft des BSV in die A-Liga. Zum Saisonende plant Jochen Leipertz seinen Rückzug von der Trainerbank bei der BSV-Reserve. Die WP-Sportredaktion sprach mit dem BSV-Urgestein über seinen Rückzug, den Nachwuchs und seine Erinnerungen an die eigene aktive Zeit.

Hallo Herr Leipertz, ihr Bruder Wolfgang war immer der impulsivere Fußballer, Sie galten als der ruhige Vertreter. Was für ein Fußballer wird denn ihr Sohn Niklas?

Jochen Leipertz: Ich hoffe, ein talentierterer als der eigene Vater. Doch Spaß beiseite, darauf kommt es mir letztlich gar nicht an. Ich freue mich, dass mein Sohn viel Spaß am Fußball hat und das soll so bleiben. Da ist es mir egal, ob er vorne oder hinten spielt. Oder etwas völlig anderes.

Ihr Sohn war dann auch der Grund, dass es keinen vollständigen Rückzug geben wird. Denn die F-Jugend des BSV Menden werden Sie weiter betreuen?

Das ist richtig, ich werde mich weiter um die F-Jugend mit meinem Sohn Niklas kümmern. Das ist zeitlich sehr übersichtlich. Ich muss sagen, dass es eigentlich nicht geplant war, dass ich die F-Jugend trainiere. Aber ich habe meinen Sohn zum Training gebracht und zugeschaut. Irgendwann habe ich das dann übernommen, das hat sich mit der Zeit so ergeben. Es war eine Entscheidung, die ich nicht bereut habe. Die Arbeit mit den Kindern macht richtig viel Spaß. Es ist wunderbar, wenn man sieht, dass die Kinder Fortschritte machen und mit welcher Freude sie dabei sind.

Hat denn die Arbeit mit der zweiten Mannschaft keine Freude mehr gemacht?

Nein, das war es auf keinen Fall. Die Arbeit mit dem Team macht weiterhin viel Freude. Es ist eine sehr gute Truppe und es wird mir schon etwas fehlen. Genauso die Zusammenarbeit mit meinen Co-Trainer Björn Kampmann oder dem Trainerteam der ersten Mannschaft, Kevin Hines und Marcel Brünnel. Auch der Vorstand wird mir fehlen. Es ist einfach halt so, dass ich festgestellt habe, dass ich mal eine Pause brauche.

Beim Blick zurück, was bleibt hängen?

Ich habe für mich persönlich festgestellt, dass das Spiel heute viel schneller geworden ist. Zu meiner aktiven Zeit hatte der Fußball noch eine größere körperliche Konstante. Heute wird oft genug vergessen, dass beim Fußball auch gekämpft werden muss. Eine Aussage ob es früher besser war, ist für mich völlig überflüssig. Da hatte der Fußball schon bereits eine andere Ausrichtung.

Gibt es dennoch einen Unterschied?

Vielleicht der, dass die Vereinstreue heute keine große Bedeutung mehr hat. Es gibt schon Fußballer, die haben mit Anfang 20 schon reichlich Vereine kennengelernt. Ich habe meine Jugend und die Senioren – bis auf ein Jahr - beim BSV Menden verbracht. Das möchte ich nicht missen. Aber auch heute gibt es noch Spieler, für die ist Vereinstreue schon etwas besonderes. Marcel Hoffmann, Kai Rupprecht, Tim und Jan Kießler sind da gerade beim BSV Menden solche Beispiele.

Sie haben als Aktiver ja auch einige Trainer kennengelernt. Es wird damals auch Situationen gegeben haben, wo man den jeweiligen Coach nicht verstanden hat. Sieht man das jetzt anders?

Oh ja, auf jeden Fall. Denn als Trainer nimmst du einiges schon anders war auf dem Platz. Das mag sicherlich auch an der Perspektive liegen. Als Spieler hat man das Spiel um sich herum. Als Trainer hat man die ganze Partie vor sich. Da nimmt man schon einiges anders war. Und man stellt fest, dass man es richtig gesehen hat.

Wird man Jochen Leipertz jetzt nur noch bei den Spielen der F-Jugend sehen?

Nein, das ganz bestimmt nicht. Ich werde auch zum Zuschauen ins Huckenohl kommen. Egal, ob die erste Mannschaft spielt oder es meine dann ehemalige Truppe ist. Dafür bin ich einfach zu sehr mit dem Fußball und dem BSV Menden verbunden.