Menden/Balve. Über die gesundheitlichen Spätfolgen von Kopfbällen wird gerade viel diskutiert. Der DFB hat einen Plan.

Das Thema Gehirnerschütterungen nimmt im Sport eine immer wichtigere Rolle ein. Nachdem es jahrelang unterschätzt wurde, warnen Studien nun vor den Langzeitschäden. Auch der Deutsche Fußballbund nimmt sich dem Thema nun an. Bereits im Kinder- und Jugendfußball soll Prävention betrieben werden. Im Mittelpunkt der Maßnahme stehen Kopfbälle.

Eine scharf geschlagene Flanke fliegt in den Strafraum, in der Mitte steigt ein Pulk aus Spielern in die Höhe, um den Ball zu erreichen. Kraftvoll wird das Spielgerät wenige Augenblicke später aufs Tor gewuchtet. Szenen wie diese kommen dutzendfach während eines Spiels vor. Hinzu kommen Kopfballduelle im Mittelfeld oder bei Abwehraktionen.

Schäden ausschließen

Was im Seniorenfußball meist harmlos verläuft, bereitet den Funktionären im Kinder- und Jugendbereich aktuell Sorgen. Sollten Kopfbälle im Kindesalter bereits trainiert werden? Oder kann es dabei zu Schäden kommen? Um letzteres auszuschließen, empfiehlt der DFB den Vereinen nun, das Training umzustellen. Auch die neu eingeführten Spielformen im Kinderbereich sollen dazu führen, dass Kopfbälle auf ein Minimum reduziert werden. Pläne, die in Menden und Balve mit gemischten Gefühlen betrachtet werden.

Diese Aspekte sollen Vereine zukünftig umsetzen

Die Ballgröße soll der Altersklasse angepasst werden.

Der Balldruck soll so niedrig sein, wie es laut Spielregeln noch erlaubt ist. Alternativ sollen im Training Schaumstoffbälle benutzt werden, um das Kopfballspiel zu üben.

Das Kopfballtraining soll auf ein Minimum reduziert werden. Stattdessen sollen die Spielformen auf kleinere Felder und niedrigere Tore verlegt werden.

Übungen zur Stärkung der Nackenmuskulatur sollen Bestandteil des Trainings werden. Dadurch wird die Krafteinwirkung auf den Kopf verringert.

Trainer sollen auf Anzeichen einer Gehirnerschütterung achten (Kopfschmerzen, Schwindelgefühle). Betroffene Spieler sollen ärztlich untersucht werden und mindestens eine Woche pausieren.

„Ich kann das ja verstehen, dass man im Bereich der G-, F- und E-Junioren keine Kopfbälle trainiert. Das wäre sicher übertrieben. Aber spätestens ab der D-Jugend, wenn es auch in den Leistungsbereich hinein geht, kommst du doch gar nicht drum herum, auch Kopfbälle zu trainieren“, betont Kai Murawski, Jugendleiter des BSV Menden. Ein generelles Verbot von Kopfballtraining würde in Murawskis Augen einen deutlichen Wettbewerbsnachteil für die Spieler bedeuten.

„Wenn einer ambitioniert ist und mal bei einem höherklassigen Verein vorspielt, dann kann er noch so eine gute Technik haben, wenn er das Kopfballspiel nicht beherrscht, dann ist das in so einem Fall ein Ausschlusskriterium“, gibt der 53-Jährige zu bedenken.

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Wichtig sei, laut Murawski, vor allem, dass den Kindern die richtige Technik beigebracht werde. „Wenn die den Kopfball richtig lernen, dann treffen sie den Ball mit der Stirn. Der Stirnknochen ist einer der dicksten und stabilsten im ganzen Körper. Da kann meiner Meinung nach wenig passieren. Probleme gibt es eher, wenn die Kopfbälle nicht richtig gemacht werden“ sagt Murawski.

Pläne werden positiv gesehen

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Offen steht man den Plänen des DFB in Balve gegenüber. „Grundsätzlich ist es ja positiv, wenn in diesen Altersklassen Prophylaxe betrieben wird, um Verletzungen zu verhindern“, findet Hans-Peter Drilling, Jugendleiter bei der SG Balve/Garbeck, der auch die Einführung der neuen Spielformen begrüßt. „Ich finde das richtig gut, auch die neuen Ballgrößen sind von Vorteil. Da ja oft mit einem Futsal-Ball gespielt wird, der ein anderes Sprungverhalten hat, kommt es sowieso selten zu Kopfbällen“, erklärt Drilling.

Auch die Durch die kleineren Spielfelder kommt es sowieso seltener zu Situationen, in denen der Kopf benutzt werden muss. „Gerade im Kinderbereich ist der Fußball ja ein klarer Breitensport. Da formen wir ja nicht die Weltmeister von morgen, auch wenn das Eltern manchmal anders sehen. Da geht es in erster Linie darum, zu spielen. Gerade in den unteren Altersklassen haben die Kinder selten ein Schussbild das es ihnen ermöglicht, hohe Bälle oder Flanken zu schlagen. Das kommt sehr selten vor“, weiß Drilling.

Torhüter meist entscheidend

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Meistens profitieren die Mannschaften von guten Torhütern. „Wenn du in diesen Altersklassen einen Torhüter hast der in der Lage ist, den Ball weit und hoch zu schießen, dann ist das ja schon der Erfolgsgarant für die ganze Mannschaft. Das wird ja auch durch die neuen Spielformen gefördert, weil die Felder kleiner werden“, weiß der Balver Jugendleiter.

Doch bevor sie sich um die neuen Kopfballregeln kümmern, hoffen die Verantwortlichen noch auf was anderes: „Dass wir in dieser Saison noch einmal in den Spielbetrieb starten können“, betont Murawski.