Platte Heide/Düsseldorf. Mit der SSG Bergisch Gladbach wird sie mehrfache Deutsche Meisterin. Doch ihren größten Erfolg feiert sie in Taiwan.
In den vergangenen Tagen feierte der Frauenfußball sein 50-jähriges Jubiläum. Genauer gesagt war es am am 31. Oktober 1970 als der Deutsche Fußballbund das seit 1955 geltende Verbot von Frauenfußball in seinem Verband aufhob. Trotzdem hatten die fußballspielenden Damen keinesfalls eine Gleichberechtigung erreicht. Bis praktisch Ende der 80er Jahre wurde das Fußballspielen für Frauen oft zum Spießrutenlaufen. Eine, die sich noch gut an die Anfänge des Frauenfußballs erinnern kann, ist die gebürtige Mendenerin Erika Neuenfeldt.
Die aus dem VfL Platte Heide hervorgegangene Erika Neuenfeldt war in den 70er und 80er Jahren eine der erfolgreichsten Fußballerinnen der Republik. Insgesamt zehn Deutsche Meistertitel errang sie mit dem Bonner SC und dem SSG Bergisch Gladbach. 1981 wurde die heute in Ratingen lebende Neuenfeld sogar mit dem SSG Bergisch Gladbach - der als Team Germany antrat - Weltmeister bei der ersten Frauen-WM in Taiwan. „Ja, wir sind damals schon richtig gepieksackt worden“, erinnert sich die gebürtige Hönnestädterin an zahlreiche unpassende Sprüche.
Selbst die Prominenz des deutschen Fußballs bildete da keine Ausnahme. So meinte der damalige DFB-Präsident Hermann Neuberger, dass er Frauen lieber Tennis spielen sehen würde als Fußball. Jupp Derwall, damals Bundestrainer, meinte abwertend das Fußball nichts für Mädchen sei. Und Paul Breitner, Weltmeister von 1974, sah Damen-Fußball als unästhetisch an.
Film setzt Frauen ein Denkmal
„Das war gewiss nicht schön. Aber wir haben so viele wunderbare Dinge erlebt auf unseren Fahrten, die kann uns keiner nehmen“, hat Erika Neuenfeldt ihren Frieden mit den dummen Sprüchen, Zoten und schlechten Erlebnissen gemacht.
Das mag sicherlich auch an den Film des Regisseurs John David Seidler liegen. Der setzte den Pionierinnen des Frauenfußballs mit dem 90-minütigen Film „Die Weltmeisterinnen - als Bergisch Gladbach Geschichte schrieb“ ein Denkmal. Ein Film über jene vier Wochen im Oktober 1981 als das erste offene WM-Turnier in Taiwan stattfand- an dessen Ende der 4:0-Finalsieg über die Niederlande stand. „Das war eine wunderbare Sache, als unsere Mannschaft den Film im vergangenen Jahr bei der Erstaufführung in Hof gesehen haben. Da war diese WM auf einmal wieder präsent“, sagt Erika Neuenfeldt.
Eigentlich sollte die Hommage an die Heldinnen von 1981 in diesem Jahr in zahlreichen Lichtspielhäusern der Bundesrepublik aufgeführt werden. „Da war einiges geplant, wir wären dabei gewesen. Doch dann hat Corona das ganze leider zunichte gemacht“, sagt Erika Neuenfeldt mit ein wenig Wehmut. So lief der Film zuletzt auf einigen Fernsehprogrammen wie 3Sat oder dem WDR. „Dadurch dürfte auch das Ende des Verbots von Frauenfußball noch einmal ein Thema geworden sein“, glaubt Erika Neuenfeldt.
Verein bildet Nationalmannschaft
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Dass der SSG Bergisch Gladbach 09 damals nach Taiwan flog, lag daran, dass es keine Nationalmannschaft beim DFB gab. Die haben die Funktionäre des Deutschen Fußballbundes - trotz der Aufhebung des Verbots - damals noch verhindern können. Und so verwunderte es auch nicht, dass es aus Frankfurt für die Teilnahme der Bergisch Gladbacherinnen an dem Turnier keine Unterstützung gab.
„Jede von uns Spielerinnen brachte für die Reise 4000 Mark auf“, erinnert sich Neuenfeldt. Von einigen lokalen Sponsoren gab es auch Unterstützung für den Trip in den Fernen Osten. „Das war es uns aber auch wert“, betont Erika Neuenfeldt. Der DFB hat sich auch nach der Rückkehr nicht gemeldet. „Von denen haben wir nichts gehört“, erinnert sich die Mendenerin. Vermutlich war den Verbandsoberen in Frankfurt klar geworden, dass sie den Frauen-Fußball nicht mehr ignorieren können. Ein Jahr später - 1982 - gab es die erste deutsche Frauennationalmannschaft.
„Man kann das so sehen“, sagt Erika Neuenfeldt, die ihren Stolz auf die Zeit in der damaligen deutschen Top-Mannschaft nicht verschweigt. „Wir sind neunmal deutscher Meister geworden. Da kommt kein VfL Wolfsburg oder Bayern München dran. Wir sind immer noch die erfolgreichste Mannschaft Deutschlands - halt der Rekordmeister“, betont die wohl erfolgreichste Mendener Fußballerin aller Zeiten.