Menden. Corona: So nimmt eine Krankenschwester die ganze Situation wahr. Vermisst sie ihr Team? Und kann Sport ihr helfen, vom Alltag abzuschalten?
Sie sind die Helden der Coronakrise, sie können nicht zuhause bleiben, denn sie sind weiter für die Menschen da: Die Krankenschwestern. Es ist ehrliche Dankbarkeit für ihre Arbeit, die in den sozialen Medien verbreitet wird.
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Doch wie sieht es eigentlich hinter den Kulissen aus, mit welchen Hürden haben diese Helden zu kämpfen? Sabrina Schneider ist Krankenschwester im St.-Johannes-Hospital Dortmund – und spielt Tennis beim VfL Platte Heide. Normalerweise ist der Sport für sie ein Ausgleich. Aber wie geht es ihr in der aktuellen Situation?
„Es geht noch“
„Momentan geht es noch bei uns“, erklärt die Sportlerin. „Es geht noch“ heißt in diesem Fall, dass das Krankenhaus ziemlich aufgerüstet hat – Stationen wiedereröffnet worden sind, Beatmungsgeräte beschafft wurden und die Komfort-Station zur Hälfte für Coronakranke hergerichtet worden ist.
„Wir planen für die große Welle, die vielleicht noch kommen könnte“, erläutert Schneider. Momentan gibt es im St.-Johannes-Hospital zwei Coronafälle auf der Intensivstation. „Es bleibt die ganze Zeit die Frage offen, ob wir Verhältnisse wie in Italien bekommen oder nicht.“
Mit Blick auf diese mögliche Situation würden momentan auch ehemalige Intensivkräfte gefragt, ob sie zeitweise wieder dort aushelfen. „Und die meisten sind auch wirklich bereit, im Notfall da zu sein.“
Gruselige Leere
Als stellvertretende Stationsleiterin ist es Schneiders Aufgabe, auch für ihr Team da zu sein. Und auch für die Patienten. Denn die bekommen natürlich aufgrund des Besuchverbots kaum noch Menschen zu Gesicht. „Das ist schon gruselig, wie viel leerer es überall ist“, beschreibt Schneider die ungewöhnlichen Umstände.
Telefonate seien den Patienten auf ihrer Station immerhin noch möglich – denn dort muss niemand beatmet werden. „Das ist so eine Art Zwischenintensiv“, erklärt die Krankenschwester. An Organisationsfragen und Telefonkonferenzen gibt es aber trotzdem für Schneider so einiges.
Sport als Flucht aus dem Alltag
Und ihr fehlt dann auch der Sport als Ausgleich. „Jetzt gerade würde es ja so langsam losgehen bei dem Wetter“, seufzt Schneider. Sie war mit ihrem Team im vergangenen Jahr in die Südwestfalenliga aufgestiegen – und sehnt sich nach den Ascheplätzen.
„Eigentlich wär jetzt die Zeit, in der man jeden Sonntag auf der Anlage verbringt.“ Der Sport sei eine gute Möglichkeit, mal aus dem Alltag herauszukommen. Daher versucht die Tennisspielerin jetzt jeden zweiten Tag joggen zu gehen – auch wenn’s nicht das Gleiche ist. Denn: „Die Gesundheit geht vor.“
Im Extremfall?
Und deshalb appelliert auch Schneider wieder und wieder an die Menschen. Obwohl sich ihr Alltag eigentlich kaum geändert habe, erschreckt es sie, was sie teils sieht.
„Ich war letztens einkaufen und dachte, okay, die Leute scheinen es verstanden zu haben. Aber jetzt vor Ostern, denke ich mir wieder, okay, anscheinend doch nicht. Bleibt zuhause, verdammt! Auch wenn einem die Decke auf den Kopf fällt.“
Denn so kann eine Eskalation vermieden werden. Und wenn sie doch kommt? „Dann haben wir Mundschutz und Kittel und legen los.“
Worauf sich die Helden freuen
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Sabrina Schneider hofft im Moment darauf, dass sie vielleicht noch Sommerurlaub machen kann. Und sonst? „Ich freue mich, alle wiederzusehen und in die Arme zu nehmen“, erklärt die Tennisspielerin.
Und was ist es für ein Gefühl, in dieser Krise als Held zu gelten? „Letztendlich machen wir alle nur unseren Job“, betont die Krankenschwester. Auch vor der Pandemie hätten sie und ihre Kollegen es schließlich mit Bakterien zu tun gehabt. „Wie unsere Arbeit gewürdigt nun wird, ist aber schön.“
...Nur ein Job? Wir alle wissen diesen Einsatz zu schätzen und sagen DANKE an alle Alltagshelden.