Menden. Bei der SG Menden Sauerland Wölfe tun sich große Fragezeichen auf. Wie sieht es mit den Finanzen aus? Wie geht’s weiter? Die Chefin im Interview.
Die Corona-Krise könnte die Handballer der SG Menden Sauerland extrem hart treffen – fehlen dem Verein doch wichtige Einnahmen durch die entgangenen Heimspiele. Auch die wirtschaftliche Lage mancher Sponsoren könnte den Wölfen Schwierigkeiten bereiten. Im Interview erklärt SG-Vorsitzende Birgit Völker-Albrecht, was dem Verein nun bevorsteht.
Hallo Frau Albrecht. Wie hart trifft einen Verein wie die SG Menden Sauerland das Coronavirus?
Birgit Völker-Albrecht: Das ist im Moment noch nicht abzusehen, besonders in finanzieller Hinsicht. Wir sind aktuell dabei, die gesamte Situation im Vorstand zu analysieren und entsprechende Lösungen zu erarbeiten.
Aufgrund der Kontaktsperre geht das nur über Telefonkonferenzen – und die müssen gut organisiert sein. Betrachtet man die individuelle sportliche Situation, so ist es für alle Wölfe sicherlich am schlimmsten, dass der Handballsport in Training wie Spielbetrieb ruhen muss. Handball ist ein Mannschaftssport und die Qualität eines Teams ist vor allem abhängig vom gemeinsamen Training in der Halle.
Die Aktiven können sich derzeit zu Hause mit athletischen Übungen fit halten, aber das ersetzt die Einheiten mit dem Ball und der Mannschaft nicht. Es wird viel Zeit brauchen, die Defizite im Zusammenspiel sowie im technischen Bereich wieder aufzuarbeiten. Hier darf man gewissermaßen froh sein, dass alle Vereine dasselbe Schicksal teilen.
Sind die Ausfälle durch Sponsorengelder, Zuschauereinnahmen bei Heimspielen und Co. abzufangen?
Die fehlenden Zuschauereinnahmen sind, wie für alle anderen Vereine unserer Größenordnung auch, schwierig zu kompensieren. Selbstverständlich haben beispielsweise das Derby gegen Eintracht Hagen – genauso wie das Spiel unserer Landesligamannschaft gegen Bösperde – in den Vorplanungen zur Saison eine Rolle gespielt.
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Jedes Heimspiel, auf das wir verzichten müssen, stellt einen nicht unerheblichen Verlust dar, aber allein darauf zu schauen, wäre zu wenig. Die Fragen, ob die Pfingstkirmes, das Sommerfest oder der Rosier-Sauerlandcup im Sommer überhaupt stattfinden können, beschäftigen uns aktuell. Das sind feste Bestandteile unserer Planungen.
Welche Rolle spielen Sponsorengelder?
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Sponsorengelder sind das größte Thema! Wir sind breit aufgestellt und haben Partner an unserer Seite, auf die wir uns sehr verlassen können. Dafür sind wir unglaublich dankbar!
Aber für viele Firmen wird die Corona-Krise schwerwiegende finanzielle und existentielle Folgen haben, sodass Sponsoring für Sportvereine in vielen Fällen nicht mehr möglich sein wird.
Wir müssen jetzt sondieren und abwarten, wie groß das Ausmaß für uns sein wird. Je nach Größenordnung muss dann für den gesamten Verein die Ausrichtung neu diskutiert werden.
Werden die Gehälter in der spielfreien Zeit weitergezahlt? Verzichten die Sportler vielleicht sogar freiwillig, um den Verein nicht zu gefährden?
Glücklicherweise müssen wir nicht, wie die Zweit- oder Erstligisten über Profi-Gehälter und damit verbunden ganze Existenzen nachdenken. Unsere Spieler sind keine Profis, das ist ein entscheidender Unterschied. Viele unserer Aktiven sind jedoch Studenten, die mit jedem Euro planen müssen. Hier haben wir als Verein auch eine soziale Verantwortung.
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Wir werden intern alle möglichen Optionen prüfen und brauchen teilweise auch individuelle Lösungen. Das macht es nicht ganz einfach. Wichtig ist eine ehrliche Kommunikation. Die erste Mannschaft hat Charakter und der Mannschaftsrat hat bereits signalisiert, dass sie den Verein in dieser Zeit unterstützen werden.
Jedem Spieler ist bewusst, dass Einschränkungen unerlässlich sind, damit die SG Menden Sauerland Wölfe als Verein weiter existieren kann. Die Bereitschaft zu verzichten ist vorhanden! Wir erarbeiten gerade gemeinsam ein Konzept zu diesem Thema.
Gibt es Absicherungen für solche Fälle? Ab wann wäre man an einem Punkt, der die Existenz des Vereins gefährden würde?
Für Vereine unserer Größenordnung sind die Einnahmen aus den Heimspielen ein wichtiger Faktor, aber noch mehr müssen wir auf die Summen blicken, die uns zukünftig durch unsere Gönner und Förderer zur Verfügung gestellt werden können.
Ich rechne nicht mehr damit, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann. Es wird Vereine geben, die nach dieser Saison nicht mehr dasselbe leisten beziehungsweise anbieten können, sich aus Spielklassen zurückziehen oder den Spielbetrieb komplett einstellen müssen.
Die Handball-Landschaft wird sich verändern. Wir werden deutlich enger zusammenrücken und es wird für alle Bereiche Einschränkungen geben.
Wir dürfen nicht vergessen, dass zum Beispiel die Bereiche Leistungssport Senioren und Leistungssport Jugend voneinander abhängig sind und dass letztlich der Breitensport ebenfalls davon profitiert. Hat die erste Mannschaft Erfolg, wirkt sich das positiv auf den Verein aus, neue Sponsoren kommen hinzu. So war es auch nach dem Aufstieg in die Dritte Liga.
Was passiert, wenn so ein Aushängeschild wegbricht?
Bricht eine solche Mannschaft beispielsweise weg, hat das ebenfalls Auswirkungen auf den Jugendbereich. Leistungsstarke Jugendliche suchen sich ihre Mannschaft vor allem danach aus, was man ihnen als sportliche Perspektive langfristig bieten kann.
Alles muss jetzt auf den Prüfstand, aber man muss mit Weitblick – anhand der finanziellen Möglichkeiten – entscheiden. Trotz Corona-Krise bin ich weiterhin davon überzeugt, dass wir nicht an dem Punkt sind, an dem die Existenz des gesamten Vereins gefährdet ist. Stand jetzt wird es für die Wölfe weitergehen.