Menden. Das Coronavirus legt den Sportbetrieb völlig lahm. Betroffen sind auch die Athleten des Marathonclubs Menden.

Das sportliche Leben im Stadtgebiet ist in diesen Tagen völlig zum Erliegen gekommen. Wie verkraften die Vereine die Ausfälle von Spielen, sowie von den großen Veranstaltungen? Die WESTFALENPOST fragt bei großen und kleinen Vereinen aus dem Hönnetal nach. Den Anfang macht der Marathonclub Menden mit seinem Vorsitzenden Hans-Jürgen Kasselmann. Der Marathonclub zählt zu den größten Vereinen im Stadtgebiet und ist Ausrichter von drei großen Sportereignissen im Mendener Sportkalender: dem Citylauf, dem Crosstriathlon und dem Josef-Kaderhandt-Waldlauf.


Hans-Jürgen Kasselmann, wie sehr trifft einen Verein wie den MC Menden das Coronavirus?
Hans-Jürgen Kasselmann:
Der Marathon-Club Menden wird – wie vermutlich auch jeder andere Amateursportverein – gleich auf mehreren Ebenen substanziell getroffen.

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Da ist zunächst die organisatorische Ebene: Die Folgen und auch Herausforderungen für den Verein sind erst Zug um Zug deutlich geworden. Wir alle mussten und müssen uns täglich neu aufstellen. Wir werden mit häppchenweise eintreffenden Vorgaben nicht einmal direkt sondern fast ausschließlich über die Medien mit dem Anspruch auf sofortige Umsetzung in konkretes Handeln konfrontiert.

Da wir alle nur begrenzte Kapazitäten haben, war das eine Überforderung sondergleichen. Sport- und Dachverbände wie der LSB, der KSB-MK oder aber auch FLVW und NRWTV haben uns hier bislang wenig geholfen. Hier liegt auch für den weiter zurückzulegenden Weg in der Unterstützung für die Vereine – die Basis – deutliches Verbesserungspotenzial.

Was erwarten Sie von den Verbänden in der aktuellen Situation?
Es ist dringend erforderlich, dass die Verbände jetzt zentral gesteuert agieren, mit den Vereinen gemeinsam die Bestandsaufnahme gestalten und dann auch gestalterisch erforderliche Maßnahmen von unten aufwachsen lassen. Auch intern war das anfangs nicht einfach, sich immer wieder neu zu orientieren und schnell zu handeln.

Ehrenamtlich tätige Vorstände kämpfen in ihrem privaten Umfeld auch mit den Folgen, die ja wie wir alle erst langsam begreifen bis hin zum Verlust der wirtschaftlichen Existenz gehen können. Allerdings hat sich inzwischen im Verein eine beispiellose Solidarität gezeigt, indem substanzielle Hilfe schnell realisiert worden ist. Das hat zu einer Dynamik im Verein geführt, die neben allen Folgen den Verein auf eine noch positivere Ebene stellen wird.


Wie wirkt sich das Virus auf die sportliche Seite aus?

Es hat in allen Bereichen eine sprunghaft sportliche Entwicklung gegeben. Das geht über den Nachwuchs bei unseren Minis, über die Entwicklung bei den Breitensportlern, den Altersklassenläufern bis zum Spitzensport im Langstreckenlauf. Auch im Triathlonbereich hat sich eine komplementäre Dynamik zum Laufsport ergeben, die sich auch für viele Neuzugänge als attraktiv erwiesen hat.

All diese Entwicklungen sind ohne gemeinsames Training im Verein nur begrenzt denkbar. Wir hoffen das wir diese Entwicklung weiter fortsetzen können. Besonders betroffen sind hier unsere Jüngsten – die Älteren versorge ich mit individuell abgestimmten Trainingsplänen über meine auf der Software Final Surge eingerichtete Coaching Plattform. Wir werden Training kreativ planen und etablieren. Das geht bis zum virtuellen Wettkampf, um Trainingsprozesse zu einem sportlich aussagefähigen Abschluss zu bringen.


Sind die MCM-Veranstaltungen im Jahresverlauf gefährdet? Wie verhält es sich mit Stornierungsgebühren/ laufenden Kosten, etc?
Bleibt die wirtschaftliche Seite: Hier liegt ganz sicher unser größtes Problem. Bei den Einnahmen spielen unsere Veranstaltungen eine entscheidende Rolle. Über Startgelder aber vor allem Sponsoreneinnahme finanzieren wir den Verein.

Das gemeinsam ausgerichtete Sportfest mit dem TuS Lendringsen Leichtathletik am 8. Mai mussten wir schon absagen. Alle anderen Veranstaltungen wie der Citylauf am 21. Juni, der Josef-Kaderhandt-Waldlauf am 15. August und der Cross-Triathlon werden jetzt erst einmal auch in die Ungewissheit hinein geplant. Wenn aber deutlich wird, dass das Kostenrisiko zu groß ist, werden auch diese ausfallen müssen. Auf der Ausgabenseite wird sicher auch der Rotstift angesetzt werden müssen. Fixe Kosten wie Verbandsabgaben, Aufwandsvergütungen oder unser Vereinsheim bleiben stehen.


Der MC Menden ist ein großer Verein. Bringt Sie ein längerfristiger Ausfall in existenzielle Sorgen?

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Diese Herausforderung zeichnet sich ab. Wir sind aber sicher, dass der Verein solidarisch von Innen auch über diese Klippe getragen wird. Ich möchte an dieser Stelle aber auch darauf hinweisen, dass wir als Vereine jetzt auch Erwartungen an unsere Verbände und auch an die Politik haben.

Es sind eben nicht die wirtschaftlich schwächelnden Profivereine, die die maßgeblichen sozialen Aspekte des Sports in unserer Gesellschaft tragen, auch wenn diese in den Medien Meinungs- und Deutungshoheit beanspruchen und auch eingeräumt bekommen. Wir würden uns wünschen, dass man auch auf uns zukommt – und zwar bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist.