Hüingsen. Gelebte Inklusion auf dem Sportplatz: Die Sportfreunde Hüingsen machen es vor – das Inklusionsteam spielte nun zum ersten Mal.
Ob Mädchen oder Junge, jung oder schon in den Sechzigern, ob körperlich oder geistig eingeschränkt – zu dieser Mannschaft gehört jeder. Die Rede ist vom Inklusionsteam der Sportfreunde Hüingsen. Am Dienstag bestreitete die bunt gemischte Mannschaft ihr erstes Spiel gegen eine auswärtige Mannschaft – „Ich bin mal gespannt, ob wir heute gewinnen“, heißt es schon vorher von einem der motivierten Spieler.
„Mal gucken, wo ich heute spiele“, rätseln noch einige Spieler kurz vorm Spiel. „Als Torwart oder draußen… eigentlich egal, Hauptsache ich spiele!“, lässt sich die Einstellung der Mannschaft beschreiben. Die Fußballer sind einfach nur motiviert zu spielen – so auch Louis Sinteck (11) und Rüdiger Friedrich (60).
Angepasste Bedingungen
Louis spielt schon Fußball seit er vier Jahre alt ist. „Ich spiele auch in der D-Jugend“, erklärt der Junge. Als das Projekt vor etwa drei Jahren gestartet habe, habe ihn sein Vater gefragt, ob er bei der Mannschaft dabei sein wolle. „Jetzt bin ich so oft es geht beim Training dabei“, erklärt Louis. Rüdiger ist sogar noch motivierter. Er ist immer früher als die Coaches bei den Mannschaftstrainings, stellen er und Coach Peter Elbers lachend fest.
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Ein Grund dafür sind mit Sicherheit auch die angepassten Bedingungen bei den Spielen. „Eine Halbzeit dauert nur 20 Minuten“, erklärt Elbers. „Wir machen auch öfter Trinkpause.“ Dazu spielen die Mannschaften in einem kleineren, mit Hütchen abgesteckten Feld. Sie spielen auch heute nicht zu elft, sondern zu fünft. „Ansonsten läuft es aber wie bei den Senioren“, so Elbers.
Starker Mannschaftsgeist
Daher haben die beiden – Rüdiger und Louis – auch ihre Lieblingspositionen im Spiel. „Ich bin am liebsten vorne links“, so Louis. „Ich vorne rechts“, ergänzt Rüdiger. Bisher hat das Inklusionsteam immer gegen Grün-Weiß Menden gespielt, und einmal beim Dorfturnier Hüingsen teilgenommen. Heute geht es gegen eine Mannschaft aus Hagen ran.
„Nein, nervös sind wir nicht“, versichert Rüdiger. „Oder?“, stößt er seinem Teamkameraden Louis in die Seite. Der nickt. Die beiden sind wie alte Freunde, trotz eines Altersunterschiedes von fast einem halben Jahrhundert. „Das ist das Tolle. Wir arbeiten zusammen, und nicht gegeneinander“, findet Rüdiger. Die beiden können bestätigen: Der Mannschaftsgeist wirkt nicht nur stark, sondern ist es.
Küsschen für die Erkältete
Mit einem Küsschen auf die Wange begrüßen sie auch eine etwas benachteiligte Teamkollegin, die heute leider nur auf der Bank sitzen darf – dank einer Erkältung. „Fußball macht einfach Spaß“, findet Louis. „Und es muss als Team zusammen sein!“ – „Genau. Und es muss etwas mit dem Ball sein!“, erklärt Rüdiger mit leuchtenden Augen, während er mit seinem grün-weißen Fußball spielt.
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Und dann geht das Spiel los. Grün-weiße Heimtrikots treffen auf rotweiße Hagener. Über ein Mikrofon wird die Aufstellung angekündigt. Auf der Anzeigetafel in der OBO-Arena blinkt in leuchtend orangenen Ziffern ein großes „0-0“. Erst gibt’s das obligatorische Mannschaftsfoto, dann versammelt sich die Mannschaft zum Schlachtruf: „Einer für alle!“, schallt es durch die Arena. Dann geht es los.
Ein Team ohne Unterschiede
Für die Spieler und die Zuschauer ist es einmalig. Sie dürfen hier spielen, egal wie alt sie sind, egal welche Behinderung sie haben oder nicht und egal woher sie kommen. Das kann auch Geschäftsführer Manfred „Manni“ Mösta bestätigen. „Es ist unglaublich, was man für Rückmeldungen bekommt. Irgendwann hat mich mal jemand gefragt, ob mir eigentlich bewusst sei, was ich hier mache. Wie toll es sei, dass ich den Kindern die Möglichkeit gebe, diesen Sport zu machen“, erinnert er sich.
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Kerstin Hillebrand hat ihn damals auf die Idee gebracht. Sie hat selber zwei Töchter in der Mannschaft. „Hier wird jeder aufgenommen. Egal mit welchen Schwächen, welcher Behinderung“, freut sie sich. Und sie und zwei weitere Betreuer sowie die vier Trainer arbeiten ehrenamtlich. Elbers erklärt: „Man kam damals auf mich zu und fragte mich, ob ich mitmache.“ Vorher habe er schon 40 Jahre Training gegeben. „Und wer gibt mir denn das Recht zu sagen, diese Menschen trainiere ich nicht?“, fragt er. „Und die Dankbarkeit der Spieler sieht man bei jeder Gelegenheit.“