Bamenohl. Zum dritten Mal in Folge reicht dem Fußball-Oberligisten vor heimischen Anhang eine Mehr-Tore-Führung nicht, um drei Punkte zu holen. Rudelbildung nach dem Abpfiff.
Dass ein Besuch der Heimspiele des Fußball-Oberligisten SG Finnentrop/Bamenohl für Menschen mit Herzschwäche selten eine gute Idee ist, zeigte sich auch am Sonntag beim Auftritt gegen die zweite Mannschaft des SC Preußen Münster. Nach 94 teils emotionalen Minuten stand es 3:3 (3:0).
Die 36. Minute lief, als es zur Schlüsselszene des Spiels kam. Wieder klärte die in dieser Phase völlig überforderte Münsteraner Abwehr einen Ball nur halbherzig vor die Füße von Phillip Hennes, der auf halblinks schnell erkannte, dass ein Abwehrspieler der Gäste schlief und am eigenen Fünfmeterraum das Abseits aufhob. Hennes schaltete schnell, flankte den Ball auf die rechte Seite, wo Marvin Schulz völlig frei stand und in die Mitte ablegte, wo Danielle Werlein bereits lauerte. Doch der Abschluss ging knapp am Tor vorbei. Das wäre die 4:0-Führung gewesen und sowas wie die frühe Vorentscheidung. „Ja, das kann man so sehen. Ein 4:0 wäre für den Kopf wichtig gewesen, dann hätten wir in der zweiten Halbzeit auch den ersten Gegentreffer besser weggesteckt“, ist Bamenohls Trainer Ibou Mbaye überzeugt.
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Was die SG bis zu diesem Moment geleistet hatte, war eine der besten Saisonleistungen gegen die jungen Münsteraner, die nicht gerade zu den Lieblingsgegnern der Bamenohler gehören. Das Hinspiel ging mit 0:6 verloren, noch nie in ihrer Oberliga-Zeit gelang ein Sieg gegen die Zweitvertretung des Drittligisten. Dieses Mal sollte es anders werden, denn in der ersten Halbzeit wurde der Matchplan perfekt umgesetzt. „Wir wollten aggressiv und eklig in den Zweikämpfen sein und durch schnelles Umschaltspiel zu Chancen kommen“, skizzierte Mbaye seine Vorstellungen. Und dieser Plan entpuppte sich als goldrichtig.
Nach einer chancenarmen Anfangsphase lief es plötzlich wie am Schnürchen für die Hausherren. Die Preußen hatten nach 13 Minuten einen Torabstoß, den Joel Amadi auf seinen Torhüter Roman Schabbing quer spielte. Marvin Schulz reagierte schnell und störte den Torhüter, der in seiner Bedrängnis den Ball in die Füße von Phillip Hennes spielte. Hennes lief alleine auf den Keeper zu, spielte ihn aus und schob den Ball ins leere Tor - 1:0. Zehn Minuten später eine ähnliche Szene. Wieder war die Gästeabwehr mit der Geschwindigkeit der Bamenohler Angreifer überfordert. Danielle Werlein setzte sich leicht über die linke Seite durch, spielte den Ball in die Mitte, wo Marvin Schulz völlig alleine stand, Schabbing ebenfalls ausspielte und schon führte die SG mit 2:0.
Damit nicht genug: Hieß es beim zweiten Tor noch Werlein auf Schulz, ging es in der 33. Minute andersherum. Marvin Schulz schickte von der Mittellinie aus Danielle Werlein rechts auf die Reise, der Werdohler überlief zwei Preußen-Abwehrspieler und bliebt auch vor Roman Schabbing eiskalt - 3:0. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Bamenohler die Gäste völlig unter Kontrolle und zwangen Preußen-Trainer Kieran Schulze- Marmeling dazu, gleich zwei seiner Abwehrspieler auszuwechseln.
Es hätte ein perfekter Tag für die 212 Zuschauer werden können, wäre da nicht die zweite Halbzeit gewesen. Denn ähnlich wie gegen die SG Wattenscheid 09 und die Sportfreunde Siegen in den vorherigen Heimspielen, wurde auch dieses Mal der Vorsprung wieder verspielt. „Das ist inzwischen auch eine Kopfsache. Sobald wir das Gegentor bekommen, werden wir ängstlich“, hat auch Ibou Mbaye das größte Rückrunden-Problem ausgemacht.
In der 50. Minute traf Kevin Schacht zum 3:1 und plötzlich war die Selbstsicherheit der ersten Halbzeit völlig verflogen. Jetzt spielten nur noch die Gäste, während die SG mit der Wucht der Angriffe ihre Nöte hatte. So dauerte es nur fünf Minuten bis Leon Tasov im Strafraum viel zu viel Raum hatte und frech zum 2:3 aus Gäste-Sicht ins kurze Eck vollendete. Erst jetzt kam wieder Ruhe ins Spiel der Hausherren und sie versuchten wieder die Kontrolle zu übernehmen. Was auch fast gelungen wäre: Ein Freistoß von Phillip Hennes landete über Umwege bei Danielle Werlein, der den Ball artistisch vors Tor spielte, wo Marvin Schulz von einem Abwehrspieler bedrängt knapp scheiterte. Der Ausgleich fiel dann in der 78. Minute durch den besten Preußen an diesem Nachmittag, Marvin Kehl, der zu viel Raum bekam und aus 16 Metern vollendete.
SG Finnentrop/B. - Pr. Münster II 3:3 (3:0).
SG Finnentrop/Bamenohl: Shaqiri, Humberg, Ch. Hennes, Scheppe, Meyer, Kümhof, Ph. Hennes, Kremer (62. Tews), Schulz (87. Künchen), Werlein, Schmitt (75. Jung).
Tore: 1:0 Ph. Hennes (12.), 2:0 Schulz (20.), 3:0 Werlein (34.), 3:1 Schacht (51.), 3:2 Tasov (56.), 3:3 Kehl (78.).
Aufruhr kam dann in der 94. Minute auf, als die Gäste das vermeintliche Siegtor durch Pascal Koopmann erzielten, Schiedsrichter Björn Sauer vorher auf ein Foulspiel entschied. Diese Szene regte die Gäste derart auf, dass sich nach dem Schlusspfiff eine Spielertraube um das Schiedsrichtergespann bildete und auch einige Bamenohler involviert wurden. Am Ende blieb es aber bei zwei gelben Karten, die nachträglich gezeigt wurden.