Attendorn. Die Begebenheit hatte Symbolkraft. An sich wollte Björn Picker auch die letzte Etappe seines Benefizlaufs in die Innenstadt Attendorn mitlaufen.

Doch der 41-Jährige begnügte sich mit den letzten 300 Metern. „Ich bin erkältet“ lieferte er die Erklärung für seinen Verzicht, „irgendwie ist das doch eine Ironie des Schicksals, die heute halt eingetroffen ist.“

Wink mit dem Zaunpfahl

Ironie des Schicksals? Genau. Diese Randbegebenheit war ein Wink mit dem Zaunpfahl. Die „Botschaft“ lautete: Niemals mit einer Erkältung laufen. Und genau das hat Picker bekanntlich vor 20 Jahren getan. Was eine Herzmuskelentzündung zur Folge hatte, die ihn bis heute zum Tragen eines Herzschrittmachers zwingt. „Es bringt nichts, wenn ich hier völlig zerschossen ankomme, und dann zwei Tage im Bett liege“, sagte er, „man muss trotzdem sagen: die Jungs ziehen das für mich durch.“

Aber ohne dieses persönliche Schicksal Björn Pickers hätte sie alle an diesem Samstag nicht da gestanden, vor dem Sportgeschäft Falkenberg in Attendorn. Schlichtweg, weil es Pickers Laufteam „Heartbeat Runners Sauerland“ und seinen Spendenlauf nicht gegeben hätte. 1000 Kilometer hatte er im Jahr 2021 zurückgelegt und Geld gesammelt. Auch ohne Jörg Heiner, den Extremläufer der SG Wenden, hätte Picker nicht freudestrahlend die Botschaft verkünden können. Heiner brachte den Attendorner Heartbeat-Runner in die nötige Form.

Kerze für die verstorbenen Kinder

So aber traf sich die Läufergruppe, das Team André, dem Picker angehört, im sonnigen Attendorner Stadtkern. Schon lange vor dem vorgesehenen Zieleinlauf in der Niedersten Straße warteten die „Fans“ und Freunde auf die orangefarbenen Trikots. Zuvor war die Gruppe an der Kapelle Waldenburg gewesen und hatte eine Kerze im Gedenken an verstorbene herzkranke Kinder entzündet. Lange konnte es also nicht mehr dauern, bis die Hearbeat-Runner um die Ecke kommen würden. Und der Höhepunkt der ganze Aktion erreicht sein würde, die Übergabe des Spendenbetrages an den Bundesverband Herzkranke Kinder (BVHK), vertreten durch Volker Thiel.

Auf den letzten Metern in der Niedersten Straße Attendorn: Die Heartbeat Runner Sauerland.
Auf den letzten Metern in der Niedersten Straße Attendorn: Die Heartbeat Runner Sauerland. © Unbekannt | Lothar Linke

Das Ergebnis fiel sensationell aus. 800 Euro hatte sich Björn Picker im Januar zum Ziel gesetzt. Es wurden 7000 Euro. „Siebentausend? Nein, das habe ich mir nicht träumen lassen“, gab Björn Picker sichtlich berührt zu. Und zu Volker Thiel gewandt rief er: „Weißt du noch, damals haben wir ein bisschen gesponnen: Wieviel benötigt der Bundesverband für den Marathon? Roundabout 6000 bis 7000 Euro, hat Volker da geantwortet. Und da habe ich zu ihm im März großkotzig gesagt: Die besorge ich dir! Dass ich jetzt doch noch bei der Summe lande, umso glücklicher bin ich.“

Jede Menge Projekte

Ist damit also der nächste Marathon in Düsseldorf finanziert? „Ja unter anderem“, antwortete Thiel, „wir haben jede Menge Projekte. Wir machen eine Reiterwoche, wir machen eine Segelwoche. Die 7000 Euro, die Björn Picker zusammengelaufen hat, fließen mit ein in den Düsseldorf Marathon 2022.“

Auch interessant

Für Björn Picker war dieser Mittag der emotionale Gipfel. „Erst recht, nachdem ich weiß, dass die Spendensumme 7000 Euro beträgt“, ergänzte er. Da fragt man sich natürlich, wie die restlichen 6200 Euro zustande gekommen sind. Picker: „Natürlich jede Menge Publicity-Arbeit und private Kontakte.“ Großen Dank stand startete er den Wasserfreunden Finnentrop ab. Die haben ihre Jugendabteilung mitlaufen lassen. Ortsansässige Einzelhändler aus Attendorn haben gespendet. Einzelpersonen, Selbstständige. „Es war der absolute Wahnsinn“, freute sich Picker.

Dank an Windhauser

Er hob Windhauser Spender hervor: „Ich wohne noch nicht lange dort, eigentlich habe ich noch gar keinen richtigen Kontakt zur Dorfgemeinschaft, außer das Fußballspielen mit der Ü50. Dass dann trotzdem die Dorfgemeinschaft hier und heute steht mit 700 Euro, freut mich unheimlich.“ Und ein Versprechen hatte er noch parat: „Meine Frau wird drei Wörter im nächsten Jahr wahrscheinlich hassen. Laufen, Spenden, Social Media. Ich verspreche dir, es wird erst mal weniger.“

Beeindruckt war auch Tom Kleine, Sachgebietsleiter für Öffentlichkeitsarbeit und Presse der Hansestadt, „das hat höchste Anerkennung verdient, vor allen Dingen weil man Björns Geschichte kennt. Dass er selber einen Herzschrittmacher trägt, und namhafte Sportler und Leute aus verschiedenen sozialen Bereichen zusammentrommelt.“

Da bot sich ein Wortspiel an, das Tom Kleine dann auch benutzte: „Es ist wirklich ein Herzensprojekt für Björn, im wahrsten Sinne des Wortes. Und da kann man wirklich nur den Hut davor ziehen.“ Auch für die Stadt Attendorn sei dies eine gute Sache. Kleine: „Björn ist ein guter Freund von mir, auch wenn er BVB-Fan ist.“ Das Verhältnis zwischen Borussia Dortmund und Fortuna Düsseldorf ist offenbar unbelastet. Tom Kleine lacht: „Wir haben ja zurzeit auch keine Berührungspunkte…“