Attendorn. Nein, mit einer Summe rückte Björn Picker nicht heraus. Nicht einmal mit einem Zwischenstand seines Spendenlaufs.
„Die Spannung soll noch hochgehalten werden“, so begründete er seine Verschwiegenheit.
Björn Picker (41) trägt seit Anfang zwanzig einen Herzschrittmacher. „Da hatte ich eine Herzmuskelentzündung gehabt, weil ich unachtsam Sport getrieben habe, genauer gesagt, mit einer Erkältung,“ schildert er, „ich habe das verschleppt. Das ist mir dann auf den Herzmuskel geschlagen.“ 1000 Lauf-Kilometer hatte sich der Attendorner für 2021 vorgenommen. Stand jetzt werde er zum Ende der Aktion 1100 erreichen, sagte er am Montag. Das Ganze verbindet er mit einem guten Zweck. Einem nahe liegenden: Er sammelt Geld für den Bundesverband Herzkranker Kinder. Unter der Bezeichnung „Heartbeatrunner Sauerland“.
Mit Lauf-Ikone Jörg Heiner
Und jetzt steuert die Aktion auf das „große Finale“ zu, geht auf die letzte Etappe. Die startet am Samstag, 9. Oktober um 13 Uhr ab Sondern. Über den Biggerandweg und Waldenburg geht es in die Innenstadt von Attendorn. Ziel ist gegen 14 Uhr das Sportfachgeschäft Falkenberg. Dort kommt es zur Scheckübergabe an den Bundesverband. Björn Picker wird auf seiner Schlussetappe von Sportlerinnen und Sportlern aus der Region begleitet. Auch der Attendorner Bürgermeister Christian Pospischil hat seine persönliche Unterstützung zugesagt.
Pickers Haupt-Ansprechpartner war die Lauf-Ikone im Kreis Olpe schlechthin: Jörg Heiner. Der Ultraläufer hat auch schon an 100-Kilometer-Meisterschaften teilgenommen. „Er hat mich von Anfang an begleitet und er zieht das auch bis zum Schluss mit durch“, sagte Björn Picker, „dafür bin ich ihm sehr dankbar. Das ist keine Selbstverständlichkeit.“
Bislang ist Björn Picker gut durchgekommen, aber nicht ganz verletzungsfrei. „Im Juni machte die Wade nicht so ganz mit“, blickte er zurück, „aber dann habe ich mich behandeln lassen und habe mal einen Gang zurückgeschaltet.“ Danach ging es weiter. „Auch Jörg sagte: ,Du musst Deinem Körper mal Ruhe gönnen. Das ist schon eine Belastung‘.“Der Schrittmacher beeinträchtigt Björn Picker übrigens nicht. Weder stört er ihn bei der körperlichen Betätigung, noch hat Picker dauernd im Kopf, dass er ein solches Gerät in sich trägt. Im Gegenteil. Picker: „Ich kann nur jeden dazu motivieren, sich zu bewegen, selbst wenn er so etwas hat.“
Großer Respekt im Umfeld
Aus seinem Umfeld erfährt Björn Picker eine durchweg positive Resonanz. Zunächst habe man geschmunzelt. Picker: „Als ich denen erzählte, ich treffe mich mit Jörg Heiner zum Laufen, da haben erstmal alle gelacht.“ Da seien Kommentare gefallen wie: Okay, wenn der Jörg sich diese Zeit nimmt…“Aber die Reaktionen seien durchweg positiv. „Tolle Sache. Gut, dass Du es durchgezogen hast, Respekt. Das waren die Reaktionen. Darüber freue ich mich natürlich.“ Das habe sich auch auf die Spendenbeträge niedergeschlagen, da ist er sich sicher – natürlich ohne sie zu verraten. Nur so viel: „Damit habe ich selber nicht gerechnet.“ Das Geld wird übrigens direkt an den Bundesverband überwiesen mit dem Vermerk „Heartbeat-Runner Sauerland.“
Auch Prominenz wurde auf Pickers Aktivitäten aufmerksam. Zuletzt hatte Andre Collet, 100-Kilometer-Läufer mit Weltrekord-Ambitionen, ihm sein Trikot zur Versteigerung überlassen. „Das nochmal ein Highlight von einem zweifachen Weltmeister, das finde ich einfach toll!“ Patrick Lange, Top-Triathlet und Sieger der Challenge Roth, hat ihm seine signierte Kappe spendiert. Trikots von Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt hat er ebenfalls versteigert, und eines vom Regionalligsten Rot-Weiß Koblenz. Wie das? Björn Picker: „Da war ich mal Co-Trainer der zweiten Mannschaft.“
Sportlich aktiv sei er immer gewesen, blickte Picker zurück. Er hat Basketball gespielt, ein bisschen Fußball beim SC Listernohl, „aber immer irgendwas gemacht“, wie er es ausdrückte. Später stieß er zum Team Andre. Dabei handelt es sich um ein Inklusionsteam, das der Attendorner Tom Kleine ins Leben gerufen und unter anderem durch Teilnahmen an Laufveranstaltungen weithin bekannt gemacht hat. Mittlerweile gehören zwei Rollstuhlfahrer dazu und ein Läufer mit Rollator. Als Björn Picker von diesem Team erfuhr, entschloss er sich sofort, dort mitzumachen. „Tom und ich, wir beiden sind gute Freunde, Tom hat mich gefragt: Hast du ein bisschen Bock da drauf? Ja, hatte ich.“
Auch Jörg Heiner war von Björn Pickers Aktion begeistert. Auch Heiners Vereinskameraden bei der SG Wenden fanden diese Idee prima. Seien aber überrascht gewesen, wie Heiner einmal, berichtete: „Die hatten mit einem Extremmann gerechnet, der jeden Tag Unmengen von Kilometern runter rennt. Die Überraschung wurde noch größer, als sie erfuhren, dass Björn ebenfalls Betroffener ist.“