Kreis Olpe. Wird’s doch noch was mit der Fortsetzung der Amateurfußball-Saison 2020/21?
Einen Schuss Hoffnung versprühte die Videokonferenz des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen (FLVW) am Dienstagabend. Geht das dort entworfene Szenario auf, könnte am 2. Mai in der Ober-, Westfalen- und Landesliga wieder gespielt werden. Voraussetzung ist ein Trainingsbeginn am 5. April.
Vier Wochen Vorbereitung
Wir fragten Manfred Schnieders, den FLVW-Vizepräsidenten. Der wunderte sich zunächst mal. „Dass das jetzt schon wieder derartige Wellen schlägt“, sagte er, „denn wir wissen ja nun wirklich nicht, was noch alles passieren kann.“ Der Mann aus Büren hat jedoch Verständnis dafür, dass die Vereine jede Nachricht aufsaugen, dass sie neugierig sind und hochmotiviert.
Nur: Alles hänge vom Stufenplan der Bundesregierung ab. Schnieders: „Wenn wir spätestens am 5. April offiziell mit dem Training anfangen können, also Stufe 5 erreicht hätten, und dann vier Wochen Vorbereitungszeit geben, dann sind wir beim 2. Mai.“
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Wie groß ist denn ihr Optimismus, dass die Vereine am 2. Mai wieder auf dem Platz stehen, Herr Schnieders? Er überlegt etwas länger, ehe er antwortet. „Das ist vom Inzidenz-Wert abhängig. Wir müssen ja erstmal zwischen 50 und 100 bleiben in Nordrhein-Westfalen, um überhaupt Sport treiben zu können und diesen Stufenplan weiter bedienen zu können. Nur wenn uns das gelingt, dann können wir in die nächste Stufe reinkommen.“
Damit hat er die Frage noch nicht beantwortet, holt dies aber mit einer recht deutlichen, sprich düsteren Prognose nach: „Ich bin, bezogen auf die Osterzeit, überhaupt nicht optimistisch dahingehend, dass sich die Leute an die Vorgaben halten. Man sieht ja, der Wert stagniert, oder geht s leicht nach oben. Und wenn die Leute in dieser Zeit nicht diszipliniert sind, dann wird das nichts werden.“
Fakt ist: Ein Abbruch kommt nicht infrage. Das ist nach der Spielordnung so nicht möglich. Was passieren kann, wäre eine Annullierung, nämlich, wenn die 50 Prozent der Spiele nicht erreicht werden. Das ist, wie bereits berichtet, nicht auf einzelne Vereine bezogen, sondern auf die Gesamtheit der Spiele. Der Wettlauf mit der Zeit ist im Gange, die 200 der 400 Saisonspiele insgesamt zu erreichen. Dann greift, weil die Mannschaften mit Sicherheit eine unterschiedliche Anzahl von absolvierten Spielen haben, die Quotientenregelung.
Skeptisch ist auch Landesliga-Staffelleiter Ernst Moos, und das auch mit Blick auf die mit 21 Mannschaften stark besetzte Oberliga. „Was ist, wenn sie es nicht schafft“, fragt er sich, „was ist dann mit den Ligen darunter und darüber?“
Bloß keine Annullierung
Ja, was ist dann? „Dann haben wir Pech gehabt, dann wird annulliert“, sagt Schnieders kühl. Aber die Folgen wären unangenehm, weil es keine Aufsteiger und keine Absteiger gebe. Auf die Oberliga bezogen, hieße das, es kommen Mannschaften aus der Regionalliga herunter, und aus zwei Westfalenligen kommen Aufsteiger von unten hoch. Manfred Schnieders: „Die Westfalenligen sind ja nicht so groß, sie könnten durchaus die Saison zu Ende bringen und Aufsteiger ermitteln.“
Dann wäre die Oberliga bis zum Bersten aufgebläht und endgültig ein Monstrum, das nicht mehr zu bändigen ist, mit 25 oder 26 Mannschaften hoffnungslos überladen. Dann müssen sie möglicherweise doch geteilt werden. Denn 48 oder 50 Spieltage bei 52 Wochenenden im Jahr? „Da plane ich ja allein schon mit sechs oder sieben englischen Wochen“, winkt Schnieders ab und greift zur Ironie: „Oder man spielt Heiligabend.“
Dass diese englischen Wochen nicht nur in der Oberliga eine Zumutung sind, weil ein Großteil der Spieler berufstätig ist, und Urlaub nehmen muss, sei Schnieders bewusst. „Deshalb wollen wir diese Wochentagsspiele möglichst meiden.“ Nach dem Plan wäre der Juni frei von Wochentags-Spielen. Schnieders: „Das was wir jetzt eingeplant haben, ist zum Beispiel Christi Himmelfahrt und Pfingstmontag. Das sind freie Tage, ich denke, da könnte man eher problemlos reisen.“
Das sagt die SG Finnentrop/Bamenohl
Für die SG Finnentrop/Bamenohl nahm Simon Machula an der Oberliga-Videokonferenz teil. Der 28-Jährige aus Weringhausen ist der designierte Nachfolger von André Ruhrmann und schon jetzt in der Sportlichen Leitung des klassenhöchsten Fußballvereins aus dem Kreis Olpe aktiv. „Der Verband bietet auf jeden Fall einen Spielbetrieb an und ist dazu laut Satzung auch verpflichtet“, sagt Machula.
Aktuell gehen die Verantwortlichen des FLVW davon aus, dass alle Mannschaften ab dem 5. April bei einem konstanten Inzidenzwert unter 100 wieder ins normale Training einsteigen können. Ab dem 2. Mai soll dann gespielt werden. Für Machula ist das noch „graue Theorie“ und ein sehr anspruchsvoller und „knapper Zeitplan“. „Ich habe nichts gegen die Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Wir werden uns so gut es geht darauf vorbereiten“, betont der Ruhrmann-Nachfolger. Allerdings ist der 28-Jährige skeptisch, „ob wir in der Oberliga 50 Prozent der Spiele durchbringen“.
Der Verband will so viele Spiele wie möglich durchziehen und bietet auch dann einen Re-Start an, wenn viel weniger als die für eine Saisonwertung nötigen 50 Prozent aller Begegnungen möglich sind. Theoretisch wäre es sogar denkbar, dass bis zum 30. Juni nur drei bis vier Spieltage auf dem Programm stehen. Auch wenn ab dem 2. Mai in der Oberliga und anderen Amateurklassen wieder der Ball rollt, hat sich Corona ja nicht erledigt, drohen weitere Spielabsagen.
Das Thema „Zuschauer“ hat laut Machula bei der Videokonferenz keine Rolle gespielt. Dabei sind Heimspiele vor zahlendem Publikum sehr wichtig für die SG Finnentrop/Bamenohl. Aber der Verband würde die Saison wohl auch ohne Zuschauer fortsetzen. Eine Verlängerung der Spielzeit 2020/21 über den 30. Juni hinaus kommt weiterhin nicht in Frage.