Finnentrop. Trotz Corona: Längst sind nahezu alle Sportarten wieder im Gange. Ob mit Ball oder auf der Bahn, wenn auch mit einigen Einschränkungen.
Härter traf es die Schwimmer. Fast Unglaubliches berichtet Gerhard Kowalzik, Schwimmwart der Wasserfreunde Finnentrop: „Unser letzter Wettkampf war im Januar“.
Wir haben den 67-Jährigen besucht. Gerade läuft das Training mit den jungen Schwimmern im Finnentroper Bad „Finto“.
Doch dafür hat Kowalzik keine Augen. Er schwingt den Hochdruckreiniger, der Wasserstrahl peitscht über die Kacheln. Eigentlich nicht die Aufgabe des Sportlichen Leiters, aber: „Ich muss die Halle sauber kriegen, weil nachher der Verein für Gesundheitssport kommt“. Und damit die Halle daraufhin desinfiziert werden kann.
Kowalziks Arbeit hat sich geändert. Die Hallenreinigung war ihm in der Vor-Corona-Zeit erspart geblieben. Auch die Aufteilung der Sportler ist eine andere. Eine Gruppe darf höchstens 16 Mann stark sein. 24 Schwimmer trainieren in Finnentrop, das heißt, es müssen zwei Zwölfer-Gruppen gebildet werden. Mit zwei Übungsleitern.
Strenge Regeln selbst im Wasser
Die wiederum müssen sich an eine neuartige Art der Trainingsansprache gewöhnen. Früher weilten die Schützlinge im Wasser und der Übungsleiter erklärte vom Beckenrand aus, was zu tun ist. „Jetzt müssen alle raus aus dem Wasser, alle in einen großen Kreis mit 1,50 Metern Abstand. Der Trainer erzählt – mit Maske – die nächste Aufgabe“.
Streng sind die Verkehrsregeln im Wasser. Statt vier gibt es nur zwei Bahnen nebeneinander. In jeder zwölf Schwimmer. „Normalerweise müssen die so schwimmen, dass der Abstand groß genug ist“, erklärt Kowalzik und fügt ein wettkampf-fremdes Kuriosum hinzu: „Die dürfen sich auch nicht überholen“. Zwar werde das Virus sofort abgetötet vom Chlorwasser. „Aber die Gefahr besteht durch das Ausatmen, durch die Nähe beim Überholen“.
Nicht nach Zittau
Wie sehr sich alles verändert hat, zeigt eine Zahl: Vor Corona war die Finnentroper Wettkampfmannschaft bis zu 70 Personen stark. 30 bis 35 Leute waren immer gleichzeitig im Wasser. Wo sind die anderen 30 bis 40 Kinder jetzt geblieben? „Hoffentlich noch im Verein“, antwortet Kowalzik mit einem Schuss Sarkasmus, „ich schreibe vor jedem Training eine Mail an alle Eltern der Schwimmer:: Heute um 12 Uhr ist Meldeschluss fürs Training am Abend. Wenn es mehr als 24 Anmeldungen sind, muss ich eine Auswahl treffen“. Eine unangenehme Aufgabe. „Die größere Gefahr ist, dass ich nicht weiß, ob die anderen wiederkommen“. Die Abgewiesenen.
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Korrekt hält man es auch mit der Anreise zum Training. Kowalzik: „Die Eltern müssen die Kinder bringen. Wenn jemand anders sie bringt, muss unterschrieben werden, dass das Kind symptomfrei ist“.
Was Gerhard Kowalzik und wohl allen bei den Wasserfreunden, zu schaffen macht, ist das Fehlen der Wettkämpfe. Training allein kann es nicht sein. Einige Vereine haben Wettkämpfe im Freibad ausgerichtet. Kowalzik: „Aber da stellt sich ein anderes Problem: Die Anreise“.
Erstmals seit 30 Jahren bleiben die Finnentroper dem Schwimmfest beim befreundeten Verein in Zittau fern. „Allein die Busfahrt ist kritisch. Die Kinder müssen zehn Stunden unter die Maske und dürfen sich nicht bewegen. Das ist nicht zumutbar“. Selbst einen Wettkampf auszurichten, lohne sich nicht. Kowalzik: „Bei 100 Teilnehmern wirtschaftlich uninteressant“.